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nds 1-2015
gut vernetzt undgenießendasVertrauen ihrer
Mitglieder.
AuchmitHilfe von SchülerInnen, die selbst
in einerMigrantenorganisationMitglied sind,
lassen sich leicht Kontakte knüpfen. Viele
Kinder und Jugendliche sind in einer Kinder-,
Jugend-, Folklore-, Musik-, Sport- oder Theater-
gruppeaktivund können ihrenVerein in einer
thematischgeeignetenUnterrichtsstunde vor-
stellen. Auch das ist einWeg, um eine praxis-
orientierte interkulturelle Sensibilisierung
innerhalb der Bildungseinrichtung zu ent-
wickeln. Denkbar wäre auch die Einbindung
der Migrantenorgansation im Rahmen einer
Projektwoche.
Dies sind nur zwei von vielen Möglich-
keiten, die die Zusammenarbeit von Migran-
tenorganisationenundBildungseinrichtungen
inder Praxis veranschaulichen. Entscheidende
Voraussetzung ist allerdings, dass Bildungs-
Senol Keser
Freier Journalist undMitglied des
Ausschusses fürmultikulturelle
Politik der GEWNRW
Nachgefragt
nds: Herr Özer, wofür stehtMOZAIK?
Cemalettin Özer:
Die MOZAIK gGmbH wurde
2003 als gemeinnützige Gesellschaft für interkul-
turelle Bildungs- und Beratungsangebote durch
AkademikerInnen mit Einwanderungsgeschichte
gegründet. Seit über zehn Jahren leisten wir auf
vielfältige Weise Integrationsarbeit. Der Name
MOZAIK wird genauso wie Mosaik im Deutschen
ausgesprochen, der einzigeUnterschied ist, dass es
im Türkischen mit Z geschrieben wird. Der Name
wurde gewählt, weil das Institut eine sehr hete-
rogene Zielgruppe hat und dadurch auch die Mit-
arbeiterschaft interkulturell zusammengesetzt ist.
Was sind die Aufgaben vonMOZAIK?
Unser Ziel ist es, die Bildungs-, Ausbildungs- und
Arbeitsmarktintegration von EinwandererInnen
– insbesondere von jungenMenschen – zu verbes-
sern und interkulturelle Lösungen für das Einwan-
derungsland Deutschland zu entwickeln. Hierzu
gehören drei Tätigkeitsfelder: Wir entwickeln und
verwirklichen interkulturelle Projekte und Kon-
zepte zur Förderung der beruflichen Integration
von Menschen mit und ohne Einwanderungs-
geschichte und der interkulturellen Öffnung von
Organisationen. Wir führen bundesweite Studien
und Projekte zur Förderung der interkulturellen
Kooperations- und Netzwerksarbeit durch. Wir
beraten, begleiten und evaluieren bundesweit
interkulturelle Projekte und Organisationen zur
Förderung der Bildungsintegration von jungen-
EinwandererInnen.
MOZAIK hat sich darauf spezialisiert, Hindernisse
im Zusammenhang mit Ausbildungs-, Weiterbil-
dungs-, Bildungs- und Arbeitsmarktintegration
von Menschen mit Einwanderungsgeschichte zu
beheben. Wir haben hierfür Lösungen und An-
gebote konzipiert, die bundesweit Anerkennung
gefunden haben. Die Entwicklung von Empower-
ment-Ansätzen, insbesondere für Migrantenorga-
nisationen und zur interkulturellen Öffnung von
Regeleinrichtungen des Arbeitsmarktes, ist ein
besonderer Schwerpunkt der beruflichen Integra-
tionsarbeit.
Welche Rolle spielt für MOZAIK die Zusammen-
arbeit mit Schulen oder anderen Bildungsein-
richtungen?
Das Schulsystem ist einer derwichtigstenBereiche,
in dem eine interkulturelle Öffnung stattfinden
muss, da der Anteil von SchülerInnenmit Einwan-
derungsgeschichte ständig wächst. Daher ist der
Intercultural-Mainstreaming-Ansatz einemögliche
Strategie für die Schule als Organisationseinheit.
Wir als MOZAIK bieten dementsprechend von
Führungs- bis Mitarbeiterebene Beratung an und
sind bei der Entwicklung von Angeboten, zum
Beispiel Curricula behilflich.
CemalettinÖzer
Geschäftsführender Gesellschafter
der MOZAIK gGmbH – gemein-
nützige Gesellschaft für
interkulturelle Bildungs- und
BeratungsangebotembH
MOZAIKgGmbH: aktuelle Infos
und Projekte
Kommunale Integrationszentren
NRW: Infos der landesweiten
Koordinierungsstelle
DGB-BildungswerkNRW e.V.
Qualifizierung
vor Ort
Migrationspädagogik fordert Einsatz
in den Schulen – dochwie können die
Akteure sich qualifizieren? Das DGB-
Bildungswerk NRW bietet Inhouse-
Fortbildungen an, die optimal auf die
Gegebenheiten vor Ort abgestimmt
sind. Fachkräfte zeigenWege zu wert-
schätzendemUmgangmit sprachlicher
und kultureller Vielfalt auf.
Das Angebot kann auf Projektgruppen,
Fachschaften oder das ganze Kollegium aus-
gerichtet werden. Zur Auswahl stehen vier
Module, deren zeitlicher Rahmen von drei
Stunden bis zu einem Fortbildungstag reicht.
Modul 1:Maßnahmen zurmigrations-
pädagogischenÖffnungder Schule
Ziel ist es, konkrete Maßnahmen für mehr
Bildungserfolg in einer Schule der Vielfalt zu
entwickeln. Es geht um Kommunikation zwi-
schen Menschen mit unterschiedlichen kultu-
rellen Hintergründen und um Strategien, die
einen konstruktiven Umgang mit Irritationen
ermöglichen.
Modul 2: UmgangmitMehrsprachigkeit
inallen Fächern
Untersucht wird die Wirksamkeit beste-
hender sprachfördernder Angebote, um dann
weitere Maßnahmen für sprachsensiblen Un-
terricht in allen Fächern zu entwickeln.
Module3und4: Rechtsextremismus
undantidemokratischePotenziale in
der Lebenswelt von Jugendlichen
Die Fachleute desDGB-BildungswerksNRW
beschäftigen sichmit den vielfältigenund sich
rasch veränderndenantidemokratischenBewe-
gungen (zumBeispiel salafistische oder rechts-
extreme Strömungen) und informieren über
Hintergründe, Ziele undGefahrenpotenziale.
Infos undKontakt:
Die Fortbildung ist Teil einer Kooperation des DGB-
Bildungswerks NRW e.V. mit dem Ministerium für
Schule undWeiterbildung NRW und der landesweiten
Koordinierungsstelle der Kommunalen Integrations-
zentren. Besondere Unterstützung erfolgt durch die
Landeskoordination des Netzwerks „Schule ohne Ras-
sismus – Schulemit Courage“ und der GEWNRW.
einrichtungen eine echte Bereitschaft für eine
Kooperation entwickeln und überhaupt einen
erstenKontakt aufbauen.
Kooperationenmit Bedachtwählen
Doch bei all der richtigen und guten inter-
kulturellenÖffnung ist auchVorsicht geboten,
denn nicht alle Migrantenorganisationen
sind für eine Zusammenarbeit geeignet und
zu empfehlen. Einige Vereine gehören zum
Beispiel Verbänden an, die vom Verfassungs-
schutz beobachtet werden, die religiöse Bil-
dung als primäre Bildung sehen oder schlicht-
weg desintegrative Strukturen aufweisen. Um
solche Kontakte zu vermeiden, ist es ratsam,
sich vorab zum Beispiel an das Kommunale
Integrationszentrum zuwenden und sich über
potenzielleVereine für eineKooperation zu in-
formieren.
Senol Keser