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THEMA
Migrationspädagogik inder Lehrerausbildung
Umgangmit Vielfalt lernen
Folgt man den Zahlen des Statistischen Bundesamtes, so betrug der Anteil
der Menschenmit Migrationshintergrund 2013 rund 20,5 Prozent der Gesamt-
bevölkerung. Auch und gerade Schule als eine der zentralen gesellschaftlichen
Institutionen muss sich dieser Herausforderung stellen und künftige Lehre-
rInnen darauf vorbereiten. Wird interkulturelle Kompetenz in der Lehreraus-
bildung thematisiert? Wie können migrationsspezifische Aspekte umgesetzt
werden?DieUniversität Duisburg-Essenmacht es vor.
Pädagogischer Paradigmenwechsel
Erste pädagogische Reaktionen auf die
Herausforderungen der Migrationsgesell-
schaft lagen darin, sich auf die kulturellen
und sprachlichen Defizite der sogenannten
„Migrantenkinder“ zu konzentrierenunddiese
mit zusätzlichemUnterricht zu kompensieren.
Die VertreterInnen der klassischen interkultu-
rellen Pädagogik verabschiedeten sich vom
Konzept der Ausländerpädagogik und gin-
gen davon aus, dass die Einwandererkultur
different, aber prinzipiell gleichwertig zu be-
trachten sei. In den Mittelpunkt der Lehrer-
ausbildung rückte der Erwerb interkultureller
Kompetenzen, die zu einer erfolgreichen In-
teraktion zwischen Angehörigen der Mehr-
heitsgesellschaft und der Minderheiten füh-
ren sollte. Migrationspädagogische Ansätze
hingegen fordern im Sinne einer reflexiven
Interkulturalität die Überwindung der ein-
seitigen Fixierung auf nur eine – in diesem
Fall die kulturell-ethnische – Dimension der
sozialen Beziehungen. Vielmehr ist die Dif-
ferenzlinie „Kultur/Ethnie“ zugleich in ihren
Überkreuzungen mit anderen Differenzlinien
wie Geschlecht, Sexualität, Sozialstatus,
Sprache oder Religion zu betrachten. Darü-
ber hinaus forciert die Migrationspädagogik
eine Öffnung des Unterrichts hinsichtlich der
Mehrsprachigkeit und insbesonderedieAner-
kennungunddie Förderungder Pluralität der
Sprachen.
Lehrerausbildungander
UniversitätDuisburg-Essen
AnderUniversitätDuisburg-Essen sichern im
Lehramtsstudium (Bachelor) in den Bildungs-
wissenschaften drei Module das adäquate
pädagogischeHandeln inderMigrationsgesell-
schaft. Bereits zu Beginn des Studiums – in der
Regel im dritten oder vierten Semester – kön-
nen die Studierenden im sogenannten Orien-
tierungspraktikum begleitende Seminare mit
demSchwerpunkt „UmgangmitHeterogenität“
oder „Fächerübergreifende Sprachförderung“
belegen. Hier lernen angehende LehrerInnen
theoriebasierte, migrationsrelevante Themen
kennenunderfahrenwährend ihresPraktikums
zugleichdiePraxis.
Eine weitergehende Auseinandersetzung
mitmigrationspädagogischenAspektenfindet
imModul „Heterogenität, Differenzierung“ in
der Regel im sechsten Semester des Bachelor-
studiums statt. Hauptziele des Moduls sind
die Rekonstruktion der Entstehung und Ent-
wicklung vonMigrationsströmen, die kritische
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