Kernlehrpläne anWeiterbildungskollegs
IndenMINT-Fächernnachbessern!
Ungerührt von der Kritik an Verfahren und Inhalten ließ das Ministerium für
SchuleundWeiterbildung (MSW) alleKernlehrpläne zumSchuljahr 2014/2015
plangemäß in Kraft treten. Ihnen folgtenwenigeWochen später die Vorgaben
fürdasZentralabitur2017. FürdieMINT-FächerwarendieseVorgabenallerdings
zunächst zurückgehaltenworden. Nach dringlicher Intervention unter anderem
seitensderGEWNRW luddasMSW zueinemGesprächam24. September 2014.
Die Delegation der GEW NRW klagte an,
dass das MSW den konkreten Änderungs-
vorschlägen nur in verschwindend geringem
Maße gefolgt war. Sie stützte sich dabei auf
ein Schreiben, in dem es hieß, dasMSWwolle
alle Empfehlungen prüfen, soweit diese nicht
gegenBeschlüsseder Kultusministerkonferenz
verstießen oder das gemeinsame Zentralabi-
tur von Gymnasium, Gesamtschule und Wei-
terbildungskolleg in 2017 gefährdeten. Diese
Zusage war in den MINT-Fächern aber nicht
eingehalten worden. Die Kernlehrpläne seien
nunmehr erlassen und damit nicht mehr än-
derbar, hieß es vonseiten der MinisterInnen.
Nur auf Ebene der konkreten Vorgaben und
Abituraufgaben für 2017 und die folgenden
Jahre bestehe nochHandlungsspielraum.
Probleme indenKernlehrplänen
Über die Probleme in den Kernlehrplänen
herrschteweitgehendKonsens:
◆◆
Die Stundentafeln laut Ausbildungs- und
Prüfungsordnung sowie der Kernlehrplan
sindallein schon imVolumennicht stimmig.
◆◆
Die extrem ungleichen beziehungsweise
ganz fehlenden Vorkenntnisse und adres-
satenspezifische Eigenheiten hätten eine
größere Beachtung gebraucht.
◆◆
Die Einführungsphase in den Naturwissen-
schaften an den einzelnenWeiterbildungs-
kollegs schwankt extrem im Umfang und
ist daher als Findungsphase besonders
empfindlichgegen jedeStoffüberfrachtung.
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Kommentar
Weltverbesserer
Richtig ist: Wirtschaftsverbände und ihre
parlamentarischen Arme haben jahrzehnte-
lang versucht, den „linken Sumpf“Hochschule
durch Unterfinanzierung, Studiengebühren,
Entdemokratisierung und Zwangsexmatriku-
lationen trockenzulegen (KultusministerHans
Maier, 1974). Aber das hat nicht geklappt:
Zwar ist der Anteil der Studierenden, die sich
für das politische (Tages-)Geschehen interes-
sieren, von33 Prozent in2001 auf aktuell 24
Prozent gesunken. Aber der Survey konstatiert
auch: „Während 2001 lediglich 26 Prozent
der Studierendeneinen sehr großenNutzen in
der Chance sahen, zur gesellschaftlichen Ver-
besserung beitragen zu können, so sind dies
im Jahr 2013 immerhin43Prozent. DieseEnt-
wicklung widerspricht Annahmen, dass die
Bereitschaft zur öffentlichen Verantwortung
unter den Studierenden in den letzten Jahren
zurückgegangen sei.“
Studierende wollten lernen, „die Welt zu
verbessern“, um später einer „sinnvollen“ und
„allgemeinnützlichen“ Tätigkeit nachgehen zu
können. Die Realität an den durchökonomi-
siertenHochschulen hat damit wenig zu tun:
„Prüfungsangst“, „Leistungsdruck“, „Anony-
mität“, „Isolation“ und „Entpersonalisierung“
sind verbreitet. Aber: Durch das politische
Engagement der unpolitischen Studieren-
den sind die Studiengebühren wieder abge-
schafft und eineNRW-weite Zivilklausel sowie
zaghafte Redemokratisierungen erstritten
worden. Damit es nicht zu größeren Durch-
brüchen kommt, versuchtWankanunanschei-
nendMeinung zumachen: Auf Solidarität zu
setzen sei gefährlich, denn die Mitmenschen
seien desinteressiert und egoistisch. Zeit für
eine grundsätzliche Studienreform. Menschen
sind keineAmeisen.
StefanBrackertz
DasMSWhatmitBlickaufdieKultusminister-
konferenz oder auch auf das angestrebte ge-
meinsameAbitur daraus nicht dieKonsequenz
gezogen, die Fülle an Themenfeldern und Ein-
zelkompetenzen zu reduzieren und dafür maß-
voll Selektivität zuzulassen. Um die letzten
Stellschrauben im Sinne der Studierenden an
Weiterbildungskollegs nutzen zu können, wur-
den die FachvertreterInnen eingeladen.
MSW-Zusagennicht umgesetzt
Es war zunächst der Lapsus zu heilen, dass
dasMSWdas FachBiologie nicht zudennach-
besserungsbedürftigen MINT-Fächern gezählt
hatte, weil es Einzelstimmen aus Implemen-
tationsveranstaltungen gefolgt war und nicht
den Verbänden im Anhörungsverfahren. Am
Ende des Gesprächs stand die Ankündigung,
dass die Kommissionen in den kommenden
Wochen Vorgaben für das Zentralabitur 2017
erarbeiten und veröffentlichenwürden.
Was allerdings später ins Netz gestellt wur-
de, blieb teilweise hinter den Zusagen des
MSW zurück: Es ergibt sich zumBeispiel daswi-
dersprüchlicheBild, dass zwar die Probleme im
Fach Chemie reduziert, in Mathematik zumin-
dest handhabbarer und auch der Grundkurs
Biologie durch das Wahlverfahren im Abitur
wenigstens „leistbar“ gemachtwurden. Der am
meisten gewählte Leistungskurs Biologie blieb
trotz aller Versprechen unverändert. Die GEW
NRWwird sich für eineerneuteNachbesserung
einsetzenund erwartet eineweitereRunde der
Problemlösung.
Gabriele Fleischauer-Niemann
StefanBrackertz
nds-Redaktion
Gabriele Fleischauer-Niemann
Mitglied im Fachgruppenaus-
schuss Erwachsenenbildung und
imReferat B (Bildungspolitik) der
GEWNRW
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bildung
Wissenschaftsministerin Johanna
Wanka jammert und dieMedien jam-
mernmit: Der neueste Studierenden-
survey zeige, Studierende seienunpo-
litischund egoistisch.