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nds 1-2015
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WaxmannVerlag: Computer- und
informationsbezogeneKompe-
tenzen von Schülerinnenund
Schülern inder 8. Jahrgangsstufe
im internationalenVergleich
Warum aber muss Schule auf den Markt
gehen? Schule ist Teil der Infrastruktur eines
Landes und wie leicht wäre es, den Dienstan-
bietern die Sicherung dieser Infrastruktur
aufzugeben, das heißt, sie zur Anbindung der
Schulen an die schnellstmögliche Internetver-
bindung zu verpflichten, bevor sie sie anderen
verkaufendürfen. Dannmüssten sich zwar im-
mer noch1.000 SchülerInnen einenAnschluss
teilen, aber der hätte zumindest die Chance,
nicht als lächerliche Schnecke daherzukom-
men. Davon abgesehen wäre mehr selbstver-
ständlich auchmöglich.
StrukturelleHindernisse
Nicht allein wegen Geldmangels, sondern
aus strukturellen Gründen sind die Schulen
flächendeckend zu einer aktuellen Medienbil-
dung kaum in der Lage, obwohl es viel guten
Willen und positive Ansätze gibt. Es ist dann
auch nicht verwunderlich, wenn LehrerInnen
genauwiedieKinderfrustriertüberdieMedien-
situation in der Schule sind. Man macht sich
nicht öfter als einmal mit fehlender Ausstat-
tung, Geschwindigkeit und völlig veralteter
Software lächerlich, wenn man nicht als In-
formatiklehrer oder anderer Ausnahmeathlet
dazu gezwungen ist.
Ausblickdurch ein schmales Fenster
Wenn Schulen sich trotz aller Hürden auf
denWeg machen, dann deshalb, weil derzeit
noch ein Fenster geöffnet ist, das sich bald
schließen kann: Computer muss man nicht
mehr in die Schulen bringen, sie sind längst
da. Längst hat so gut wie jede Schülerin und
jeder Schüler ein internetfähiges Handy oder
Computerkompetenz im internationalenVergleich
Gefangen inComputerräumen
Die Studie International Computer and Infor-
mation Literacy Study (ICILS) hat erstmals com-
puter- und informationsbezogeneKompetenzen
im internationalen Vergleich erfasst. Deutsch-
land beteiligte sich mit einer bundesweiten
Stichprobe von 2.225 SchülerInnen der achten
Jahrgangsstufe und 1.386 Lehrkräften, die in
der achten Jahrgangsstufe unterrichten.
SchülerInnen in Deutschland der achten Klassen
zeigen zwar durchschnittliche Computerkennt-
nisse, daran ist die Schuleaber amallerwenigsten
beteiligt. Etwa ein Viertel erreicht nur schwache
Leistungen, während Spitzenleistungen selten
vorkommen. Auffällig ist, dass sich Computer in
Deutschland hauptsächlich in Computerräumen
konzentrieren. Lehrkräfte nutzen Computer ver-
gleichsweise nur selten imUnterricht. Rund zehn
Prozent der KollegInnen nutzen Computer nie im
Unterricht – zwischen fünf und15Prozent inallen
Ländern. Jeden Tag aber nutzen in Deutschland
wenigerals zehnProzent einenComputer, inKana-
da60bis70Prozent, indenNiederlanden fast 60
Prozent. Auch auf SchülerInnenseite wird dieses
Ergebnis bestätigt. Die geringeComputernutzung
zieht sich durch alle Fachbereiche. Durchgehend
liegt Deutschland etwa 20 Prozentpunkte unter-
halb des internationalen Mittelwerts. Computer
stehen also in den Computerräumen der Schulen
herum undwerden selten genutzt. Die Studie gip-
felt in dem Satz, „dass es dem Bildungssystem in
Deutschland bisher nicht gelungen ist, diese zen-
trale fachübergreifende Schlüsselkompetenz des
21. Jahrhunderts systematisch zu fördern“.
Zusammenfassungder Studie unter:
Internationales
Austausch-Treffen
2015
SinddieWurzeln
tiefgenug–
kannstdu
imWindbestehen
8.bis11.April2015
Tagungsort:
GustavStresemann Institut
BONN
Anmeldung,
ausführliche Infos
zuden
Vorträgen,workshops
undRahmenprogramm:
ruth cohn
institute for
TCI
international
Peter Jöckel
Schulleiter des Krupp-
Gymnasiums inDuisburg
Smartphone inder Tasche, längst arbeitendie
meisten Lehrkräfte mit Tablet oder Laptop.
Ummehr Computerbildung in die Schulen zu
bringen, muss man sich von der Vorstellung
lösen, man könne das einfach durch eine Er-
höhung der Anzahl der Desktops pro Schü-
lerIn in den Computerräumen bewirken. Die
bereits vorhandenen Geräte müssen in den
Unterricht einbezogen werden, SchülerInnen
und LehrerInnenohne solcheGerätebrauchen
Unterstützung. Dazu bedarf es in der Schule
einer Infrastruktur, die die Einbindung in ein
schulisch strukturiertes System ermöglicht.
Es braucht eine WLAN-Verbindung ins World
Wide Web! Das Konzept „Bring your own de-
vice“ (BYOD) – das heißt, private mobile End-
geräte ins Schulnetzwerk zu integrieren – ist
bereits erprobt und kann die obligatorischen
erfolgreichenBeispiele vorweisen. Kommunen
und Schulen müssen den Mut aufbringen,
Reinvestitionen in eine veraltete Computer-
struktur der Schulen umzuwidmen und die
Infrastruktur zu schaffen.
Das Fenster wirdnichtmehr lange geöffnet
bleiben. Dieheutenoch vonden SchülerInnen
mitgebrachten Geräte verfügen noch über
eine (Bildschirm-)Tastatur zum Simsen und
Tweeten. Sie sind prinzipiell vielfach nochmit
Apps bestückbar, die für Unterrichtszwecke
verwendbar sind – noch sind sie recht uni-
versell. Doch bereits jetzt zeigen sich andere
Tendenzen: Eine Smartwatch oder iWatch
kann zum Beispiel kaum noch eine für den
Schulgebrauch angemessene Tastatur haben.
Momentan können die Schulen in NRW den
überfälligen Einstieg in eine aktuelleMedien-
bildung noch relativ einfach erreichen, wenn
das System nur ein wenig umgestellt wird.
Vonnöten ist dabei die aktive Unterstützung
des Landes, dienicht nur darinbestehenkann,
eine Neuauflage von Plattformen anzukündi-
gen, die es längst gibt. Andere Bundesländer
wie Niedersachsen spielen in der Frage eine
aktive Rolle, statt sich auf die Haltung des
Bedenkenträgers zurückzuziehen. Und die Ge-
duld der SchülerInnen hat ihreGrenzen.
Peter Jöckel
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