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Evaluation der Lehramtsausbildung nach der Reform 2009
Externe Expertisen von ExpertInnen
p us
Landesregierung: Entwick-
lungsstand und Qualität der
Lehrerausbildung. Bericht an
den Landtag 2013.
Landesregierung: Anlagenband
LABG-Bericht
Mischa Meier
Leitungsteam Referat D (Aus-,
Fort- und Weiterbildung von
Lehrenden und Erziehenden)
18
bildung
„Insgesamt wurde die Umstellung auf den
18-monatigen Vorbereitungsdienst als konflikt-
frei und weitgehend problemlos wahrgenom-
men.“ Wenn man diese Feststellung liest, fragt
man sich, ob man selbst und die Betroffenen in
den vergangenen zwei Jahren in einer Parallel-
welt unterwegs waren. Hat man all die Berichte
der KollegInnen und LehramtsanwärterInnen
einfach nur falsch verstanden? Unsicher-
heiten? Fehlentwicklungen? Verwerfungen?
Belastungen? Im Vorbereitungsdienst?
Unhaltbare Zustände
Es ist bezeichnend, wie intensiv der Bericht
zur Reform des Lehrerausbildungsgesetzes
(LABG) auf eine wissenschaftliche Fundiert-
heit des neuen Vorbereitungsdienstes und vor
allem auf einen wissenschaftlichen Nachweis
des vermeintlichen Gelingens verweisen muss.
Der Bericht beschreibt „externe Expertisen von
ausgewiesenen Experten“ mit einer Engfüh-
rung auf Aspekte der „Ausbildungsqualität“
– beides nimmt dabei mehr als das Doppelte
an Raum ein, als für die Einschätzung der Kol-
legInnen vor Ort verwendet wird. Die unhalt-
baren Zustände der Ausbildungsbedingungen,
die in GEW- und in anderen Stellungnahmen
Mitte Dezember 2013 lag er dem Landtag endlich vor: der Bericht zu Entwick-
lungsstand und Qualität der Lehrerausbildung in Nordrhein-Westfalen. Im Drei-
schritt „Intention und Entwicklung – Stellungnahmen und Daten – Bewertung“
werden darin verschiedene Aspekte der Reform in den Blick genommen, bevor
sich an ein Fazit Empfehlungen der Landesregierung zur Weiterentwicklung an-
schließen. Und die LeserInnen reiben sich verwundert die Augen.
zum LABG-Bericht umfassend benannt wor-
den sind, werden zu einer Randnotiz. Dass
gute Ausbildungsbedingungen – eigentlich
Voraussetzung für die Qualität von Ausbil-
dung – mitunter nur als nachrangiges Krite-
rium gelten, dokumentiert der Bericht, wenn
auf die Kritik am bedarfsdeckenden Unterricht
mit einem Verweis auf die Haushaltssituation
des Landes reagiert wird. Es bleibt dabei: Der
Umfang des selbstständigen Unterrichts und
vor allem, dass es sich dabei um bedarfsde-
ckenden Unterricht handelt, stellt den Aus-
bildungscharakter des Vorbereitungsdienstes
massiv infrage.
Das Unverständnis darüber, dass die Hin-
weise auf Fehlentwicklungen und Verwer-
fungen im Vorbereitungsdienst weitgehend
ignoriert werden, verringert sich auch nicht
dadurch, dass sich diverse GEW-Positionen
zur ersten Phase in den Bewertungen, im Fa-
zit und in den Empfehlungen wiederfinden.
Der Bericht greift unter anderem Standpunkte
der GEW zu Praxiselementen, zur Lateinpflicht
und zur mittelfristig vorgesehenen Evaluation
der Zentren für Lehrerbildung auf. Die Ankün-
digung, dass LehrerInnen zukünftig besser auf
Heterogenität und Inklusion vorbereitet wer-
den sollen, ist zwar sehr zu begrüßen, die In-
tegration in die Ausbildung bleibt aber offen.
Gemeinsam GEW-Position stärken
Es bleibt ein Minimum an Hoffnung, dass
die EntscheidungsträgerInnen nach den Halb-
sätzen im Bericht irgendwann doch in der Rea-
lität ankommen. Zumindest im Fazit mit Blick
auf den Vorbereitungsdienst wird angedeutet,
dass „Probleme der Verdichtung von Arbeits-
prozessen“ bearbeitet werden müssten. Und
auch das Begleitschreiben kündigt „beson-
dere Aufmerksamkeit“ für die Begleitung der
Reform des Vorbereitungsdienstes und das
Praxissemester an.
Die GEW wird sich mit besonderer Aufmerk-
samkeit der weiteren Entwicklung widmen.
Anknüpfend an die Diskussionen in verschie-
denen Gruppen und Gremien wird es eine
GEW-interne Arbeitstagung zur Situation im
Vorbereitungsdienst geben – voraussichtlich
Mitte März. Gemeinsam sollen Positionen und
Optionen für die Weiterentwicklung erarbei-
ten werden. Für Anfang Mai ist in Kooperati-
on mit der Ruhr-Universität Bochum eine Fach-
konferenz zu Qualität und Entwicklungsstand
der Lehrerausbildung geplant. In der zweiten
Jahreshälfte wird sich intensiv mit dem Praxis-
semester auseinandergesetzt.
Mischa Meier
Unterschriftenaktion Junge GEW NRW
An der Aktion haben sich seit Juni 2013 4.000
KollegInnen beteiligt. Mit den Unterschriften
möchte die Junge GEW NRW auf die Situation
der LehramtsanwärterInnen aufmerksam ma-
chen. Die Listen werden Sylvia Löhrmann zusam-
men mit symbolischen Gewichten übergeben.
Foto: istockphoto.com/Christopher Noble
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