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nds 2-2014
GEW-Stellungnahme zum Referentenentwurf
Kleine Schritte statt großer Sprünge
Die Verfügungspauschale gibt nicht viel
Spielraum. Eine Hauswirtschaftskraft für circa
eine Stunde am Tag ist nicht der große Durch-
bruch. Die KollegInnen werden für solche Un-
terstützung dankbar sein, aber grundsätzlich
bleibt die unhaltbare Situation unverändert:
Fachkräfte müssen ihre ohnehin zu knappe Zeit
mit berufsfremden Tätigkeiten verschwenden.
Zuschüsse dürfen kein Zufall sein
Bekommt eine Einrichtung Mittel für
Sprachförderung oder wird sie sogar KITAplus-
Einrichtung? Die Bedingungen sind unklar,
weil scheinbar willkürlich ein Betrag festge-
legt wird, der dann verteilt werden soll. Viele
werden leer ausgehen. Richtig ist auf jeden
Fall, die Mittel an die Personalausstattung zu
binden, denn hier besteht der entscheidende
Verbesserungsbedarf. Somit ist zu begrüßen,
dass die Aufstockung der Mittel – auch wenn
sie viel zu gering ausfällt – die Beschäftigung
von zusätzlichem Personal ermöglicht.
Mehr Nettozeit für die Kinder
Die KollegInnen in den Einrichtungen,
die zusätzliche Unterstützung erhalten, war-
ten voller Sorge auf die Ausführungsbestim-
mungen. Wenn ein erheblicher Teil der zusätz-
lichen Arbeitszeit für neuen bürokratischen
Aufwand gebraucht wird, kommt in der eigent-
lichen Arbeit mit den Kindern möglicherweise
nicht mehr viel an. Deshalb muss gelten: Die
jetzt vorgesehenen, völlig unzureichenden
Verbesserungen dürfen nicht zusätzlich an Be-
dingungen geknüpft werden, die verhindern,
dass die zusätzliche Zeit für die Arbeit mit den
Kindern und die erforderliche Verfügungszeit
eingesetzt werden kann.
Viele gute Ansätze des Referentenentwurfs
werden schwer umsetzbar sein. Bessere Zu-
sammenarbeit mit Erziehungsberechtigten,
Grundschulen und weiteren Partnern, Sprach-
standfeststellung, Beobachtung und Doku-
mentation kosten Zeit. Fortbildung ist wichtig.
Gut, dass das Land sich daran beteiligen wird,
aber das fehlende Personal muss in der Einrich-
tung vertreten werden.
Jede Verbesserung im System der frühkind-
lichen Bildung erfordert eine Verbesserung des
Personalschlüssels einschließlich einer ange-
messenen Verfügungszeit. Die GEW bleibt bei
ihrer Forderung: 30 Prozent Verfügungszeit
sind unabdingbar!
Echte Fortschritte fehlen
Somit ist der vorgestellte Entwurf leider nur
ein winziger Schritt auf dem notwendigen Weg
zu mehr Qualität in den Tageseinrichtungen
für Kinder. Dass die Zuschüsse nicht an die
tatsächlichen Kosten angepasst werden, führt
darüber hinaus zu einer Verschärfung der Un-
terfinanzierung.
Das Personal in der frühkindlichen Bil-
dung und Erziehung muss deutlich besser
bezahlt werden, doch das ist mit dieser Form
der Finanzierung nicht möglich. Qualifizierte
MitarbeiterInnen werden in Zukunft nur mit
einer deutlich besseren Bezahlung gewonnen
werden können. Hier muss für die Träger die
Möglichkeit geschaffen werden, angemessene
Vergütungen zu refinanzieren.
KiBiz ist auch mit der zweiten Revision kein
geeignetes Gesetz für die qualifizierte Bildung
von Vorschulkindern. Die geplanten Verbes-
serungen sind zu begrüßen, reichen aber bei
Weitem nicht aus. Das Land wird die weitere
Entwicklung nicht alleine finanzieren können.
Bund und Kommunen sind hier in der Pflicht,
diese grundlegende gesellschaftliche Aufgabe
mit zu finanzieren. Nur eine gemeinsame An-
strengung ermöglicht die notwendigen Verbes-
serungen.
Lothar Freerksema
p us
GEW NRW: Stellungnahme
WDR: Dossier zur zweiten KiBiz-
Revision
GEW: Dossier zum Thema Kita-
Qualität
Lothar Freerksema
Leiter des Referats J der GEW
NRW (Jugendhilfe und Sozial-
arbeit)
Der Referentenentwurf für die zweite Revision des Kin-
derbildungsgesetzes (KiBiz) macht die meisten Beschäf-
tigten ratlos. Sollen sie sich über Verbesserungen freuen
oder über enttäuschte Erwartungen ärgern? Die Hal-
tung vieler KollegInnen ist zunächst abwartend, denn
unklar bleibt: Kommt in der eigenen Einrichtung über-
haupt etwas an oder bleibt alles beim Alten?
Foto: hansenn/Fotolia.com
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