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nds X-2014
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Die Landesregierung in Düsseldorf bleibt
bei ihrer Linie. Auf Anfragen aus Wuppertal
antwortete Guntram Schneider: „Es gibt nach
wie vor für die Fortführung des Bundespro-
jekts keine Landesmittel.“ Er ruft die Kommu-
nen auf, noch nicht verwendete Mittel aus
dem BuT-Paket zu verwenden. Der Städtetag
setzt sich derweil dafür ein, dass die im Ko-
alitionsvertrag der Bundesregierung vorgese-
henen sechs Milliarden Euro für die Bildung
unter anderem für die Schulsozialarbeit ver-
wendet werden. Der Schwarze Peter kreist
und alle Betroffenen haben das Nachsehen.
Viele Kommunen, die BuT konsequent und
schnell im Sinne der Betroffenen umgesetzt
haben, müssen jetzt den größten Teil der ein-
gearbeiteten Kräfte entlassen. Andere haben
noch keine Mittel abgerufen und steigen erst
jetzt in das Projekt ein.
Arbeitslosigkeit droht vielen
Melanie Wienzek hat an einer Hauptschule
in Oberhausen gearbeitet. Mit ihrer Kollegin,
die eine halbe (staatliche) Stelle besetzt, hatte
sie immer reichlich zu tun. „Wir haben neben
der umfangreichen Einzelfallarbeit sehr inte-
ressante Projekte durchgeführt, die von Schü-
lerInnen gut angenommen wurden. So hatten
wir zum Beispiel auch in den Ferien attraktive
Grundschulleiterin Claudia Amann: „Achtzig Prozent
der Familien unserer Schule erhalten staatliche Zuwen-
dungen. Mit der Antragstellung für die BuT-Förderung
sind Sekretariat und Kollegium überfordert.“
AWO-Geschäftsführer (Oberhausen) Jochen Kamps: „Es
kann nicht sein, dass Kommunen mit einem großen An-
teil sozialschwacher Familien für die Schulsozialarbeit
alleine aufkommen müssen.“
Schulleiterin Heike Weber (rechts): „Wir haben in allen
Jahrgängen Integrationsklassen und sind sozial en-
gagiert. Wir brauchen die Verstärkung durch die BuT-
Schulsozialarbeit.“
Angebote.“ Die Sozialarbeiterin ist seit 1. Ja-
nuar 2014 arbeitslos. Darüber ist nicht nur die
junge Kollegin verbittert, sondern auch ihre
Schulleiterin, Heike Weber: „Obwohl sich un-
sere Schule immer schon sozial sehr engagiert
hat und seit mehreren Jahren Integrations-
klassen in allen Jahrgängen führt, laufen wir
in fünf Jahren aus. Das schlechte Gefühl der
gesamten Schulgemeinde, aber vor allem der
SchülerInnen, bekommt nun noch einen Schlag
obendrauf – Melanie ist nicht mehr da!“
Träger sind machtlos
SchulsozialarbeiterInnen sind bei verschie-
denen Trägern angestellt. Für die AWO stellt
Geschäftsführer Jochen Kamps, der seit vielen
Jahren Erfahrungen mit der Jugendberufshilfe
und der Schulsozialarbeit hat, fest: „Die Schul-
sozialarbeit hat sich als präventives Instrument
bewährt, vor allem auch in den Grundschulen.
Alle Kräfte, die wir über BuT eingestellt ha-
ben, haben sich sehr gut bewährt, wir hätten
sie nach zwei Jahren in feste Verträge über-
nommen. Jetzt versuchen wir so gut wie mög-
lich Plätze in anderen Projekten anzubieten,
aber das reicht nicht aus.“ Als Partner einer
der höchst verschuldeten Kommunen im Land
betont er: „Schulsozialarbeit muss verläss-
liches Regelangebot sein. Rechtlich und finan-
ziell muss es im Bereich Jugend verankert sein
und von bürokratischen Hemmnissen befreit
werden, damit die Jobcenter und Kommunen
Anträge auch zeitnah bearbeiten können. Es
kann nicht angehen, dass diese Aufgabe kom-
munalisiert wird und Städte, die den größten
Anteil an sozial schwierigen Familien haben,
die Sorge für Bildung und Teilhabe der Kinder
alleine tragen müssen.
Joyce Abebrese, Bert Butzke
Die GEW NRW hat sich in vielen Ortsverbänden
mit dem Problem der ausgefallenen Stellen für
die Schulsozialarbeit beschäftigt und örtlich
Stellung bezogen. Seit Herbst 2013 gibt es ein
landesweites Aktionsbündnis. Initiiert wurde es
aus dem Dortmunder Aktionskreis Schulsozialar-
beit mit Unterstützung der GEW und ver.di. Unter
anderem wurden dem Arbeitsminister Guntram
Schneider (2. v. l.) über 11.000 Postkarten für den
Erhalt der BuT-Stellen übergeben. Das landeswei-
te Aktionsbündnis hat sich am 8. Januar 2014 in
Wuppertal getroffen und plant für das kommende
Frühjahr Aktivitäten.
Ansprechpartner: Volker Maibaum,
E-Mail:
Aktiv werden!
Joyce Abebrese
Referentin für Tarifpolitik,
Jugendhilfe und Sozialarbeit
sowie Erwachsenenbildung der
GEW NRW
Bert Butzke
Lehrer a. D. und Freier Fotograf
p us
Ministerium für Inneres und
Kommunales: Umgang der
Gemeinden mit den vom Bund
bereitgestellten Mitteln für
Schulsozialarbeit