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thema
nds: Die Familiengruppe im Kinderhaus gibt es
seit zehn Jahren. Wie sehen Sie den weiteren
Ausbau der U3-Betreuung?
Karina Klaus:
Ich bin ganz klar dafür – der wei-
tere Ausbau und der Rechtsanspruch sind positive
Weichen für die Zukunft. Ich sehe tagtäglich, dass
die Kinder in unserer altersgemischten Gruppe
sehr voneinander profitieren. Zum Beispiel unter-
stützen die Größeren die Kleineren beim Trocken-
werden: Sie erinnern sie daran, auf die Toilette zu
gehen und loben sie für kleine Erfolge. Die Klei-
nen lernen viel von den Großen und die Meinung,
dass sie überfordert sind, kann ich mit den Erfah-
rungen aus meinem Alltag nicht bestätigen. Ganz
im Gegenteil: Die Kinder entwickeln schon früh
sprachliche und vor allem soziale Kompetenzen.
Sind Sie mit den Arbeitsbedingungen zufrieden?
Sicher gibt es Dinge, die man noch ändern
möchte, aber im Großen und Ganzen schon. Wir
sind zurzeit zwei Erzieherinnen in Vollzeit, eine
Ergänzungskraft, die sich mit einer gruppenüber-
greifenden Erzieherin eine Stelle teilt, und eine
Praktikantin im freiwilligen sozialen Jahr. Das ist
ein ziemlich guter Personalschlüssel. So haben
wir die Möglichkeit, uns in kleineren Gruppen
intensiver den Kindern zu widmen. Ich mache
mit den Vorschulkindern täglich das Sprachlern-
programm WüPro – das ist für die Kinder und
mich immer eine ganz besondere Zeit. Das der-
zeit jüngste Kind ist anderthalb und kann bereits
laufen, das macht vieles einfacher. Wir hatten
aber auch schon mal vier Kinder, die noch nicht
liefen. Da ist man als Erzieherin natürlich noch
mal ganz anders gefordert.
Aktuelle Studien zeigen, dass ErzieherInnen
durch ihren Job überdurchschnittlich gesund-
heitlich belastet sind. Wie sehen Sie das?
Unser Job ist Schwerstarbeit – das ist nicht von
der Hand zu weisen. Wir arbeiten bei uns ja nach
dem pädagogischen Konzept von Maria Mon-
tessori. Das beinhaltet unter anderem, dass wir
uns mit den Kindern viel auf Arbeitsteppichen
beschäftigen. Hinzu kommt, dass wir uns mit
U3-Kindern mehr auf dem Boden aufhalten. Da
bleiben Rücken- und Knieprobleme nicht aus.
Auch die gebückte Haltung auf kleinen Stühlen
ist gesundheitlich belastend. Und sehr kleine
Kinder, die viel getragen werden möchten, sind
schon eine körperliche Herausforderung. Was ich
aber noch problematischer finde, ist die fehlende
gesellschaftliche Anerkennung für unseren Be-
ruf. Viele meinen, dass wir den ganzen Tag nur
spielen. Dass wir täglich wertvolle pädagogische
Arbeit leisten, unendlich viel Geduld brauchen,
Elterngespräche führen, Sprachförderprogramme
machen oder Entwicklungsberichte schreiben
wird oft nicht gesehen. Dennoch möchte ich
betonen, dass ich mich trotz allem jeden Tag auf
meine Arbeit in der Familiengruppe freue.
Die Interviews führte Denise Heidenreich.
Karina Klaus
27 Jahre
Montessori Kinderhaus
Herz Jesu inUrdenbach
mit 17 Kindern von
vier Monaten bis
sechsJahren
Barbara Sendlak-Brandt
Referat J (Jugendhilfe und Sozial-
arbeit) der GEW NRW
und im Speziellen auch NRW in jeder Alters-
gruppe weit entfernt. Die aus wissenschaft-
licher Sicht empfohlenen Mindeststandards,
insbesondere die Fachkraft-Kind-Relation, wer-
den nur in Ausnahmefällen erreicht.
Jetzt in Qualität investieren!
Perspektivisch bedeutet das: Die struktu-
rellen Rahmenbedingungen in Kitas müssen
verbessert werden. STEGE ist dafür ein geeig-
netes Instrument: Es misst die Qualität einer
Kita und gibt zielgerichtet Hinweise zur Wei-
terentwicklung und Verbesserung. Anhand
von 13 Merkmalen – darunter Personalschlüs-
sel, Raumausstattung und Pausenordnung
– kann messbar gemacht werden, ob eine
gegebene Bedingung eine Belastung oder ei-
ne Ressource ist. Kitas können so als gesunde
Organisationen entwickelt werden.
Die Voraussetzungen dafür: Die Ausgaben
für frühkindliche Bildung müssen jetzt auf den
europaweiten Durchschnitt von einem Prozent
des Bruttoinlandsprodukts erhöht werden.
Die gesellschaftliche Bedeutung der frühkind-
Deutscher
Kitaleitungskongress
Die GEW lädt herzlich zum Deutschen Ki-
taleitungskongress 2014 ein und ist mit mehre-
ren Angeboten – etwa zu Bildungsdokumenta-
tion und Inklusion – vor Ort. Die Veranstaltung,
die vom Carl Link Verlag mit Unterstützung der
GEW ausgerichtet wird, bietet ein breites The-
menspektrum: Unter anderem stellt Prof. Dr.
Wolfgang Tietze (FU Berlin) die Ergebnisse der
NUBBEK-Studie zur Kita-Qualität vor. Norbert
Hocke (GEW) diskutiert die Konsequenzen für
die Gestaltung der Arbeitsbedingungen.
Termin:
13. bis 14. Mai 2014
Ort:
Kongresszentrum Westfalenhallen
Strobelallee 45, 44139 Dortmund
Am 13. Mai 2014 von 14.00 bis 17.15 Uhr kön-
nen GEW-Mitglieder kostenlos an ausgewähl-
ten Workshops teilnehmen:
u
Erzieherinnen verdienen mehr –
Grundlagen und aktuelle Fragen des
Arbeits- und Tarifrechts
u
Das Kita-Team der Zukunft –
multiprofessionell und multikulturell?
Infos und Anmeldung:
Fachkraft für offene
Arbeit und frühe
Bildungsbegleitung
Gemeinsam mit der GEW bietet die AWO
Bundesakademie die bundesweit erste Zer-
tifikatsreihe für die offene Arbeit. Die Zertifi-
katsreihe macht die TeilnehmerInnen mit den
Grundlagen und Positionen offen arbeitender
Kindertageseinrichtungen vertraut und bietet
die nötige fachliche Unterstützung. Die Fort-
bildung richtet sich an pädagogische Fach-
kräfte, Leitungskräfte sowie Fachberatungen
aus dem Kita-Bereich.
Zeitraum:
April 2014 bis Oktober 2015
(Anmeldeschluss: 10. März 2014)
Kosten:
2.100 Euro (inkl. Unterkunft und
Verpflegung; Sonderkonditionen
für GEW-Mitglieder)
Ort:
AWO-Tagungszentrum
Haus Humboldtstein, Remagen
Infos und Anmeldung:
oder
p us
STEGE: Infos rund um das Pro-
jekt und Ergebnisse der Studie
IAB: Studie „Personal in der Kin-
dererziehung in Bayern. Arbeits-
marktsituation und Berufsver-
bleib“ (IAB-Regional 1/2013)
Deutscher Paritätischer Wohl-
fahrtsverband: Broschüre „Ar-
beits- und Gesundheitsschutz in
der Kindertagesbetreuung“
lichen Bildung muss sich in der gesellschaft-
lichen Anerkennung des ErzieherInnenberufes
mit qualifizierter Ausbildung an Hochschulen,
attraktiver Bezahlung und verbesserten Auf-
stiegsmöglichkeiten zeigen.
Barbara Sendlak-Brandt
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