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bildung
Eine GEW-Reise nach Kuba
Bildung ist
kein Luxusgut
In Kuba hat das Menschenrecht auf
Bildung einen hohen Stellenwert – der
Besuch von der Vorschule bis hin zur
Universität ist kostenfrei. Das Land
investiert gezielt in die kulturelle Bil-
dung der Bevölkerung und setzt auf
individuelle Förderung. In Begleitung
der ausgewiesenen Kuba-Kennerin
Gabriele Meyer-Ullrich erkundete eine
GEW-Gruppe Bildung, Kultur und Revo-
lutionsgeschichte auf der Karibikinsel.
20 KollegInnen nahmen das Angebot
des GEW-Stadtverbandes Bochum in
den Osterferien wahr.
Besuchten vor der Revolution in den späten
1950er Jahren nicht einmal die Hälfte der kuba-
nischen Kinder eine Schule, stellt die UNESCO
Kuba heute auf eine Stufe mit den Bildungs-
systemen in Kanada, Finnland und Südkorea.
In einer lateinamerikanischen Schulleistungs-
studie liegt Kuba in den Ergebnissen vor allen
anderen Ländern des Kontinents.
Kulturelle Bildung und Austausch
Trotz seiner wirtschaftlichen Armut inve-
stiert Kuba gezielt in kulturelle Bildung für
alle. In den Provinzen gibt es die sogenannten
Musik- und Kunsthochschulen. Es sind beson-
dere Schulen, die neben der Allgemeinbildung
eine intensive Talentförderung vom Vorschul-
alter bis zum 18. Lebensjahr betreiben. Die
SchulabgängerInnen können sich entweder
als ausgebildete KünstlerInnen betätigen oder
noch ein Hochschulstudium an der Universität
anschließen, um ihre Kenntnisse zu vertiefen.
Die GEW-KollegInnen waren während des Be-
suchs beeindruckt von den anspruchsvollen
Leistungen der SchülerInnen.
In einem ärmeren Viertel der Hauptstadt
Havanna besuchte die Gruppe den kulturellen
Nachbarschaftstreff Muraleando: KünstlerInnen
arbeiten dort mit der Wohnbevölkerung und
gestalten mit ihnen das Leben im Stadtteil. An
einem Regennachmittag wurde die Herzlichkeit
der Menschen ganz deutlich – natürlich bei Mu-
sik und Tanz. Davon lässt man sich in Kuba nicht
abhalten, selbst wenn man dabei nass wird.
Viele Taxifahrer in Havanna sprechen
Deutsch. Tausende von Kubanern wurden in
der ehemaligen DDR ausgebildet. Sie haben
dort gelebt und gearbeitet. Kubaner sind stets
weltoffen und machen es besonders deutschen
Besuchern einfach, das Land lieben zu lernen.
In welchem außereuropäischen Land gibt es eine
ähnlich gute Ausgangsbasis für einen kulturel-
len Austausch mit der Bundesrepublik?
Inklusion ist selbstverständlich
In Santa Clara besuchten die GEWler eine
Förderschule für seh- und hörbehinderte Kinder
sowie Jugendliche. In Kuba entscheiden die
Eltern, ob ihr Kind eine allgemeine Schule
besucht oder in einer Spezialschule gefördert
wird. Darüber gibt es keine erregten Debatten.
Im Zentrum steht das Ziel, die gesellschaftliche
Diskriminierung von Menschen mit Behinde-
rung zu überwinden und ihnen eine gleichbe-
rechtigte soziale Teilhabe zu ermöglichen. Kuba
hat die UN-Konvention schon am 6. September
2007 ratifiziert. In den USA ist ein Beitritt zu
der Menschenrechtskonvention bislang poli-
tisch gescheitert.
Deutsch-kubanisches Kulturabkommen
ist überfällig
Die Universität von Havanna in Kubas pul-
sierender Hauptstadt ist die älteste des Landes.
Professor Ivan Muñoz Duthil arbeitet an der
Cátedra Alexander und Wilhelm von Humboldt
– einem Teil der Universität, der sich seit zwei
Jahrzehnten der Vermittlung und Förderung der
deutschen Sprache und Kultur in Kuba widmet.
Neben seiner Lehr- und Forschungstätigkeit an
der Universität ist er in ehrenamtlicher Funktion
Leiter der Cátedra. Ivan Muñoz Duthil beschäf-
tigt sich intensiv mit Forschungsarbeiten über
Alexander von Humboldt und seinen umfang-
reichen Studien über die Insel.
Die Cátedra erfüllt faktisch einen großen Teil
der Aufgaben, die ein von Deutschland finan-
ziertes Goethe-Institut im Ausland normaler-
weise wahrnimmt. In Havanna gibt es das aber
nicht, weil das Kulturabkommen zwischen der
Bundesrepublik Deutschland und der Republik
Kuba immer noch aussteht.
Alle Fotos: B. Gellweiler
Unterricht in der Grundstufe der Musikhochschule Guillermo Tomás, Havanna.
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