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nds 7/8-2013
Förderprogramm „Kultur und Schule“
Macht Theater!
Das Landesförderprogramm „Kultur und
Schule“ unterstützt Theaterprojekte an
Schulen. Sie sollen das schulische Ler-
nen ergänzen und das Bewusstsein für
Kultur stärken. Die Förderschule am
Wildpark in Neuss hat mit einem eige-
nen Projekt daran teilgenommen – mit
einem sehenswerten Ergebnis.
In Europa ist der Krieg ausgebrochen. Viele
Menschen müssen aus ihrem Heimatland
flüchten. Sie suchen nach sicheren Perspekti-
ven in anderen Nationen. Hilfe gibt es in den
arabischen Staaten und im Nahen Osten. Die
Reise in eine ungewisse Zukunft beginnt – bis
der Vorhang fällt und das Publikum applau-
diert. „Eine sehr intime Art und Weise des The-
aters, das ich selten so erlebt habe“, schwärmt
Georg Nolden später. Er ist Schulleiter der
Förderschule am Wildpark in Neuss. Das ver-
meintliche Kriegsszenario ist die Geschichte
des Theaterstückes „Was wäre wenn!?“, einem
Projekt von SchülerInnen seiner Schule.
Beeindruckende Ergebnisse
Eine Woche lang haben 30 Jugendliche
der neunten Klasse das Stück gemeinsam mit
der Theaterpädagogin Jessica Höhn und dem
Theaterpädagoge Dirk Oskar Plate von der
ersten Idee bis zur Aufführung konzipiert und
durchgeführt. „Die Schülerinnen und Schüler
haben sich mit der Problematik auseinander-
gesetzt und überlegt: Was wäre, wenn in Neu-
ss und Europa der Krieg ausbrechen würde?“,
erklärt Georg Nolden. Es seien tiefgreifende
Gedanken von jungen Menschen gewesen,
die teilweise selbst einen Migrationshinter-
grund haben und in ihrem Heimatland von
ähnlichen Schicksalen direkt und indirekt
betroffen waren.
Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer
hat spezielle Aufgaben in der Produktion über-
nommen. Die Jugendlichen waren nicht nur
Schauspieler, sondern auch für das Bühnen-
bild, die Technik und den Ton verantwortlich.
Uraufgeführt wurde das gut dreißigminü-
tige Theaterstück in der Schule am Wildpark.
Anfang Juni standen die Jugendlichen außer-
dem im Rheinischen Landestheater in Neuss
auf der Bühne. Im Rahmen der 30. Schüler-
theaterwoche spielten sie „Was wäre wenn!?“
vor 120 Zuschauern und präsentierten unter
professionellen Bedingungen ihre Arbeit.
Es war ein vielseitiges und multimediales
Drama, das die SchülerInnen auf die Bühne
gebracht haben: Neben klassischen rudimen-
tären Bühnenbauten integrierten die Projekt-
teilnehmerInnen auch andere Elemente wie
Videoeinspieler aus krisenbetroffenen Regi-
onen, Monologe und Sprechersituationen in
die Inszenierung.
Förderung für‘s Theaterprojekt
Für Schulleiter Georg Nolden war das Pro-
jekt ein voller Erfolg: „Die Schülerinnen und
Schüler sind mit einer beeindruckenden Ernst-
haftigkeit an das Thema ran gegangen, die
sich von den sonstigen Flausen, die ein Ju-
gendlicher in seinem Alter so hat, unterschei-
det.“ Ein Resultat, für das sich der Aufwand
gelohnt hat.
Finanzielle Unterstützung für das Projekt
erhielt die Schule durch das Förderprogramm
„Kultur und Schule“ des Landes NRW. Da-
bei arbeiten die Schulen mit KünstlerInnen
und TheaterpädagogInnen zusammen, um
die SchülerInnen mit Kunst und Kultur in
Berührung zu bringen – unabhängig von der
Herkunft und des sozialen Status.
Theater lohnt sich
Schulleiter Georg Nolden setzt auf die
Theaterpädagogik. „Macht mit den Jugend-
lichen Theater, dann könnt ihr das restliche
Theater im Unterricht vergessen“, rät er seinen
KollegInnen. „Es ist ein dialogischer Prozess
zwischen Schülerinnen und Schülern, der ihr
Selbstbewusstsein stärkt.“
Ein Theaterprojekt für das kommende
Schuljahr ist an der Förderschule bereits ge-
plant. Die Realisierung übernehmen diesmal
die nachfolgenden Klassen, die – so Georg
Nolden – vom Auftritt ihrer Vorgänger beein-
druckt und inspiriert wurden.
Ole Engfeld
Foto: Schule am Wildpark
Schule am Wildpark in Neuss
Förderprogramm „Kultur und
Schule“: Infos und Formulare
p us
Förderprogramm
Kultur und Schule
Im Förderprogramm „Kultur und Schule“
des Ministeriums für Familie, Kinder,
Jugend, Kultur und Sport des Landes
Nordrhein-Westfalen arbeiten Schulen
mit KünstlerInnen oder Kunstpädago-
gInnen zusammen.
KünstlerInnen unterstützen SchülerInnen da-
bei, selbst künstlerisch aktiv zu werden und
Kultur zu erleben. Die Projekte können aus den
Bereichen Theater, Literatur, Bildende Kunst,
Musik, Tanz, Film und Neue Medien stammen.
Wer kann mitmachen?
Teilnehmen können allgemeinbildende und be-
rufsbildende, öffentliche Schulen und Schulen
in privaten und kirchlichen Trägerschaften.
Wie sieht die Unterstützung aus?
Mit bis zu 2.850,- Euro werden die Projekte
aus Sondermitteln des Landes unterstützt. Die
genaue Förderhöhe ist abhängig von der Art
des Projekts. Die Kommunen übernehmen einen
Eigenanteil von 570,- Euro.
Wie funktioniert die Bewerbung?
Schulen können sich mit einem eigenen Projekt
beim zuständigen Kultur- oder Kreiskulturamt
bewerben. Bewerbungsschluss ist der 31. März
des jeweiligen Jahres. Anträge sind bei den
Bezirksregierungen erhältlich.
Ole Engfeld
nds-Redaktion
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