29
nds 8-2014
Baam-Verfahren
Sinnvolle Fortsetzung
Das Baam–Verfahren dient der „Beurteilung
von arbeitsinhalten, arbeitsorganisation,
mitarbeiterführung und anderen sozialen
Beziehungen“. es kann eine wichtige ergän-
zung zuCOPSOQ bieten, da es die ergebnisse
aufgreift und daraus Lösungsvorschläge und
maßnahmen entwickelt.
Ähnlich wie COPSOQ ermittelt auch das BAAM-
VerfahrenpsychosozialeBelastungen inSchulen.
Auch Schulen, die bereitsmit COPSOQDaten er-
hoben haben, können anschließend auf BAAM
umsteigen: Denn das Verfahren ermittelt zusätz-
lich Lösungsvorschläge und Maßnahmen zum
Abbaubelastender Bedingungenund entwickelt
den Ausbau gesundheitsförderlicher Ressourcen
in den Schulen.
Moderation entschärft
Das BAAM-Verfahren wird durch das Berufsfor-
schungs- und Beratungsinstitut für interdiszipli-
näre Technikgestaltung (BIT) e.V. in Bochum
durchgeführt. ModeratorInnen des Instituts
begleiten den Prozess von der Gefährdungsbe-
urteilung, über die Umsetzung konkreter Maß-
nahmen bis zur Wirkungskontrolle und nehmen
konfliktträchtigen Themen den Zündstoff: Wenn
COPSOQ etwa eine schlechte Stundenplange-
staltung aufdeckt, fühlt die Schulleitung sich
möglicherweise persönlich angegriffen und
blockiert Konsequenzen. Hier führt das BAAM-
Verfahren den Prozess weiter, indem ein Mode-
rator mit ein bis zwei Gruppen von jeweils circa
sechs LehrkräftenBelastungsschwerpunkte iden-
tifiziert und Maßnahmenvorschläge erarbeitet.
Dabei stehen nicht individuelle Schwierigkeiten
imMittelpunkt, sonderndieCOPSOQ-Ergebnisse.
Ursachen von Belastungen und Ideen für Maß-
nahmen werden entwickelt und festgehalten.
Ein Steuerungskreis aus Schulleitungund Lehrer-
rat entscheidet schließlich über die verbindliche
Umsetzung konkreter Maßnahmen und infor-
miert das Kollegiumüber diegeplanten Schritte.
SchnelleErfolge – langerAtem
Für die Durchführung des BAAM-Verfahrens im
Anschluss an COPSOQ sollte ein Zeitraum von
etwa zwölf Monaten eingeplant werden. Wer
spätestens nach den Weihnachtsferien mit der
moderierten Gruppenphase beginnt, kann also
im folgenden Schuljahr Maßnahmen umsetzen.
EinzelneMaßnahmen lassen sich relativ schnell
und einfach durchführen. Der Einsatz von Zeit-
wächterInnen zur Verhinderung von überlangen
Konferenzen kann zum Beispiel schnell verwirk-
lichtwerden.Wennallerdings baulicheVerände-
rungen (zum Beispiel Lärmschutzmaßnahmen)
erforderlich sind, kanndies relativviel Zeit inAn-
spruch nehmen, da Städte häufig nicht über die
finanziellen Mittel verfügen, um Umbaumaß-
nahmen zeitnah durchzuführen.
Kontakt erhalten interessierte Schulen über
die jeweilige Bezirksregierung. Weitere Infos:
.
JochenBauer
Problemewarennicht vorgesehen. KeinWun-
der also, dass der Bezirksregierung Düssel-
dorf zufolge in einer Evaluationsabfrage bei
Schulleitungen nur 50 Prozent der Schulen
überhaupt Maßnahmen einfordern, um Ge-
fährdungen undBelastungen zu senken.
Verantwortung ernst nehmen!
Gerade weil ihr Arbeitgeber bisher nicht
bereit war, präventiv zu handeln und einen
umfassendenGesundheitsschutz zugewährlei-
sten, sollten Lehrkräfte sich an der COPSOQ-
Befragung und der Auswertung der Schulbe-
richte beteiligen und die Reduzierung ihrer
Belastungen verlangen.
Von Schulleitungen wird zu Recht saluto-
genes Führungsverhalten erwartet, das den
verschiedenen Altersgruppen und anderen
Gruppen in ihrem Kollegium gerecht wird.
Führungspersonen können diesen Anspruch
jedoch nur erfüllen, wenn ihre Arbeitsbedin-
gungen es erlauben und sie über die erforder-
lichenRessourcen verfügen. Dieswirdmöglich,
wenn siedieSchulberichtegemeinsammit den
Lehrkräften und Lehrerräten analysieren, alle
Belastungen dokumentieren und die schulin-
ternmöglichenMaßnahmen durchführen. Die
schulextern bedingten Gefährdungen und die
erforderlichen Maßnahmen zur Beseitigung
sind demArbeitgeber gegenüber zu dokumen-
tieren, denn erst auf dieser Grundlage kann er
in die Pflicht genommen werden. Andernfalls
kann das Schulministerium die Beschäftigten
mit weiteren zusätzlichen Anforderungen
wie Inklusion, Ganztag und G8 überhäu-
fen und ausschließlich die „schulinternen“
Gefährdungen fokussieren und damit den
Lehrkräften und Schulleitungen die alleinige
Verantwortung für die kostenneutrale Verhal-
tensprävention zuschieben. Maßnahmen im
Bereich Verhältnisprävention, das heißt der
Rahmenbedingungen, werden so vermieden.
Die Dienststellen müssen die Belastungs-
faktoren analysieren und gezielte, auch sub-
gruppenspezifische Präventionsmaßnahmen
ableiten. Weitere schulformbezogene Aus-
wertungen und vor allem die Auswertungen
der Freitextfelder sind unverzichtbar. Die
Dokumentationen und Evaluationsberichte
der Schulen sowie die Schulleitungsberichte
sollten hierbei einbezogen werden. Mittel für
Maßnahmen zur Gesundheitsförderung auf
Grundlage der bisherigenCOPSOQ-Ergebnisse
müssen sofort bereitgestellt werden. Dazu
gehört auch ein eigenes Budget für Fortbil-
dungen in diesemBereich.
Qualitätsentwicklung zu verlangen, ohne
gesundheitsförderliche Arbeitsverhältnisse zu
schaffen, ist für beide Bereiche kontraproduktiv.
Die GEW fordert deshalb regionale Auswer-
tungsworkshops und eine konsequente Umset-
zung von Präventionsmaßnahmen. Ziel ist es,
den Gesundheitszustand der Beschäftigten po-
sitiv zubeeinflussenundgesundheitsförderliche
Arbeitsbedingungen zu schaffen. Hierfür muss
ein funktionierendes Gesundheitsmanagement
aufgebaut werden. Außerdem muss das Land
NRW als Arbeitgeber bei allen erforderlichen
Interventions- und Präventionsmaßnahmen das
Handeln nachgeordneter Personen und Behör-
den sowie des Schulträgers gemäß der gesetz-
lichenVorgaben sicherstellen. Bei allen Schritten
müssen die Personalrätemitbestimmen.
EsbrauchtweitereSchritte
Einige positive Beispiele machen Hoffnung,
dass Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie
Prävention im Rahmen der Schulentwicklung
ernst genommen werden: DezernentInnen
nehmen die Themen in die Gesprächemit den
Schulleitungen auf und erkundigen sich nach
dem Stand der Maßnahmen. Personalratsinfos
und Personalversammlungen greifen zentrale
Fragenauf. Gesundheitstage auf Ebeneder Be-
zirksregierungen und regionale Workshops zur
Auswertungder Ergebnisse sind in Planung. Ei-
nigeSchulen führenbereits pädagogischeTage
zumArbeits- undGesundheitsschutz durch.
Aber: Wir sind erst am Anfang auf dem
Weg zur Reduzierung der Belastungen!Wenn
LehrkräfteundSchulleitungengemeinsammit
Lehrerrat undPersonalrat aneinemStrang zie-
hen, kann die COPSOQ-Befragung Wirkung
zeigen und sich das Land NRW seiner gesetz-
lichenVerantwortung nicht entziehen!
KarinBehler, Anne Ruffert, Harda Zerweck
harda Zerweck
LeitungsteamReferat L
(Arbeits- undGesundheitsschutz)
der GEWNRW
KarinBehler
LeitungsteamReferat L
(Arbeits- undGesundheitsschutz)
der GEWNRW
anneRuffert
LeitungsteamReferat L
(Arbeits- undGesundheitsschutz)
der GEWNRW
F
o
t
o
:
i
s
t
o
c
k
p
h
o
t
o
.
c
o
m
/
E
g
y
p
i
x