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nds 8-2014
Immermehr Stellenunbesetzt
Gesucht: Schulleitungen
für Grundschulen
Über 20Prozent der Schulleitungsstellenannordrhein-westfälischen
Grundschulen sindnicht besetzt.MancheStellenwurdenbisher über
20Mal ausgeschrieben! Oft müssen zwei oder mehr Schulen gleich-
zeitig geleitet werden. Im Schulausschuss des Landtages fand am
25. Juni 2014 erstmals eineAnhörung zudiesem Thema statt.
Foto: mickmorley/photocase.de
RixaBorns
Vorsitzende der Fachgruppe
Grundschule der GEWNRW
Die Bezirksregierungen inNRW suchen in
allenRegionen des Landes für teilweise
schon langjährig unbesetzte Stellen
Schulleitungen für dieGrundschulen
RektorInnen (A13 Z) und
KonrektorInnen (A12 Z)
Von den BewerberInnenwird unter anderem
erwartet:
◆◆
Verzicht auf eine angemessene Besoldung
◆◆
Erfüllung des umfangreichen Aufgaben-
katalogs nach der Allgemeinen Dienst-
ordnung (ADO)
◆◆
engagierte, selbstständige und umfang-
reiche Verwaltungsarbeit (größtenteils oh-
neUnterstützungdurcheine/nSekretärIn)
◆◆
Übernahme vonHausmeistertätigkeiten
◆◆
Zusammenarbeit mit außerschulischen
und kommunalen PartnerInnen auch
nach 16.00Uhr
◆◆
schnelle Beantwortung verschiedener An-
fragen der Schulaufsicht und des Schul-
trägers
◆◆
Flexibilität und ständige Erreichbarkeit
◆◆
Übernahme zusätzlicher Abend- und Wo-
chenendtermine
◆◆
Einsatz als KlassenlehrerIn mit hoher Un-
terrichtsverpflichtung
◆◆
Bereitschaft, den eigenen Unterricht für
Telefonate oder Anfragen zu unterbre-
chen
◆◆
Anleitung und Beurteilung zahlreicher
PraktikantInnen
◆◆
Organisation des Offenen Ganztags in
einer Verwaltungsstunde proWoche
◆◆
Fähigkeit zur gleichzeitigen Lösung unter-
schiedlichster Probleme
Stellenanzeige
Über die Gründe für die fehlenden Schul-
leitungen an Grundschulen waren sich die
ExpertInnen bei der Anhörung einig: zu hohe
Arbeitsbelastung, zu geringe Bezahlung und
Leitungszeit, fehlende weitere Beförderungs-
stellen, hoheUnterrichtsverpflichtung, fehlende
Sekretariats- und Hausmeisterstunden. Die
ständige Überlastung der Schulleitungen führt
verstärkt zuErkrankungenund landesweit auch
immer wieder zuAnträgen auf Entpflichtung.
Tropfenauf denheißenStein
Die Rolle der Schulleitung an Grundschu-
len hat sich in den letzten Jahrzehnten stark
verändert. Waren die SchulleiterInnen früher
vorrangig KlassenlehrerInnen und erledigten
zusätzlich die Leitungsaufgaben, so ist der
Beruf heute mit demManagement eines mit-
telständigenUnternehmens vergleichbar, des-
sen Arbeitsbedingungen aber eher auf dem
Niveauder altenVolksschulleiterInnen stehen
geblieben sind.
Über 90 Prozent der Lehrkräfte an Grund-
schulen sindFrauen. Für viele von ihnen ist die
Tätigkeit in der Schulleitung keine attraktive
Alternative zur „normalen“ LehrerInnentätig-
keit, da sie die hohe zeitliche Mehrbelastung
sehenunddiesemit der eigenen Familie nicht
verträglich zu vereinbaren ist. Die bisherige
Erhöhung der Leitungszeit war ein guter, aber
nicht ausreichender Schritt indie richtigeRich-
tung. Der Job als SchulleiterIn führt zudem im
Kollegium oft zu einer vereinsamten Position,
da es wegen fehlender weiterer Beförderungs-
stellen kein Schulleitungsteam gibt. Die 150,-
Euro Zulage brutto werden nicht als adäqua-
ter Ausgleich für mehr Verantwortung und
starkeMehrbelastung gesehen.
Wartenauf bessereBedingungen
Mehr als 50 Prozent der Lehrkräfte an
Grundschulen arbeiten in Teilzeit. Sie sind
eine wichtige Stütze für die Grundschulen im
Rahmen der Schulentwicklung. Ihr außerunter-
richtlicher Arbeitseinsatz übersteigt schon jetzt
den eigentlichenAnteil anden Pflichtstunden.
Für dieseKollegInnen ist dieÜbernahme einer
Leitungsstelle doppelt unattraktiv.
Als Lösung schlugen CDU und FDP ihrer-
zeit die Übernahme von zwei Grundschulen
durch eine Schulleitung vor – alle ExpertInnen
lehnten dies als kontraproduktiv ab. Stattdes-
senwaren sie sicheinig, dass dringenddieRah-
menbedingungen verbessert werdenmüssen:
◆◆
Besoldungserhöhung auf mindestens A14
für SchulleiterInnen und A13 für Konrek-
torInnen
◆◆
KonrektorInnenstellen für alle Grundschu-
len (bisher gibt es diese nur an etwa zwei
Drittel der Grundschulen)
◆◆
Schaffung von attraktivenBedingungen für
Leitungsfunktionen in Teilzeit
◆◆
mehr Leitungsstunden
◆◆
tägliche Anwesenheit von SchulsekretärIn
undHausmeisterIn
◆◆
eingut ausgebautesBackoffice zur Entlastung
GuteWorte reichennicht
Die GEWwies zusätzlich auf die besondere
Problematik an Bekenntnisschulen hin, an de-
nen Schulleitungen überproportional fehlen.
An vielen betroffenen Schulen werden auch
kommissarisch KollegInnen beauftragt, die
aber dieSchulleitungwegendes „falschen“Be-
kenntnisses nicht offiziell übernehmen dürfen.
DieGEW fordert seit JahreneineAnhebung
der Besoldung – einige Bundesländer machen
es NRW in jüngster Vergangenheit vor: Zum
Beispiel werden in Bayern Grundschullei-
tungen besser bezahlt als in NRW – schnell
verringerte sich die Anzahl unbesetzter Stel-
len. Schulministerin Sylvia Löhrmann hat bei
einer Fachtagung für Grundschulleitungen im
letzten Jahr deren Arbeit in besonderer Weise
gelobt. Gute Worte reichen aber nicht mehr
aus – esmüssen Taten folgen.
RixaBorns
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