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nds 6/7-2016
weil sie inDeutschland studierenoderarbeiten
möchten. IndensogenanntenSelbstzahlerkursen
bei Dozent Klaus Mautsch lernen Menschen
aus einer Vielzahl von Ländern gemeinsam
Deutsch. IhrZiel isthäufigeinSprachkursvisum
zum Nachweis der Studierfähigkeit an einer
deutschen Hochschule. „Die Verantwortung
der DozentInnen ist enormhoch, dieAbbruch-
quote an Universitäten liegt bei 45 Prozent“,
sagt Klaus Mautsch. Um Sprachkurse geben
zu können, ist neben einem Fachstudiumauch
diePraxiserfahrungunerlässlich. Seit20 Jahren
unterrichtetder studierteGermanistundLitera-
turwissenschaftler „DeutschalsFremdsprache“
an der Volkshochschule Köln und bei anderen
Anbietern. Da das Sprachkurssystem kein be-
notetes Systemmit Testaten und Prüfungen
ist, muss man als DozentIn in der Lage sein,
KursteilnehmerInnen transparent über ihre
Lernfortschritte zu informierenundüber deren
Äußerungen ihren Leistungsstand nach dem
Gemeinsamen europäischen Refernzrahmen
für Sprachen (GeR) zubestimmen. SeineArbeit
und die seiner KollegInnen wird seit Jahren
nicht adäquat honoriert. Oft mischen sich in
seinGefühl dazuÄrger undWut,weil er seinen
Lebensstandard immer weiter absenkenmuss.
Die Relation von Lebenshaltungskosten und
EinkommensahzuBeginnvonKlausMautsches
Tätigkeit weit besser aus: „Mein Honorarsatz
von 1994 lag bei umgerechnet 20,50 Euro
undheute liegt er geradeeinenEurodarüber.“
Das macht deutlich, wie wenig sichHonorare
inkommunaler Trägerschaft entwickelt haben.
Auch Angelika Böhrer hat „Deutsch als
Fremdsprache“ studiert und unterrichtete
vorher als Stipendiatin des Deutschen Akade-
mischenAuslandsdienstesaneinerUniversität
inWeißrusslandDeutsch. Seit drei Jahrengibt
sie hauptsächlich Integrationskurse an der
Volkshochschule Köln. Inhaltlich war ihr klar,
was für eine Art von Arbeit auf sie zukommt,
neu waren ihr jedoch die prekären Rahmen-
bedingungen. „DassdasHonorarnichtdieWelt
ist, wusste ich. Mir war nur nicht klar, dass ich
als hauptberuflich Lehrende auchBeiträge zur
Rentenversicherungabführenmuss.“Trotz ihres
Engagements für gerechteBezahlungversucht
sienicht zu intensiv über ihre eigene Situation
nachzudenken. Manchmal kommt aber doch
der Ärger hoch, wenn sie statt zwei Wochen
Erholungsurlaub zumachen gerade zwei Tage
wegfahrenkann.Rücklagen fürVerdienstausfälle
oderalsAltersvorsorgezubilden istnichtmöglich.
„Ichmussgestehen:AndemThemaAltersarmut
fühle ichmichmitMitte 30 noch nicht so nah
dran, obwohlmir rational klar ist, wasaufmich
zukommt. Dasmachtmich schon traurig.“
Honorareunter demMinimum
DasBundesamt fürMigrationundFlüchtlinge
(BAMF) verspricht den Integrationskursbesu-
cherInnen regelmäßigen Unterricht und gut
ausgebildete LehrerInnen. Eine hauseigene
Bewertungskommission, zuderangeblichauch
Kräfteaus der Praxis gehören sollen, setzt sich
mit der Gestaltung der Kurse auseinander.
„Lehrkräftesindallerdingsnichtdarunter“, sagt
Angelika Böhrer. „Man hört nur: Die Struktur
wird verbessert und wir steckenmehr Geld in
dieKurse. FaktischwurdenaberdieZulassungs-
bedingungen für Lehrkräfteabgesenktunddie
Teilnehmerzahl von20 auf 25 erhöht.“
Klaus Mautsch macht deutlich: „Berufsein-
steigerInnen in Integrationskursen erhalten
demnächst ein Honorar von 35,- Euro wäh-
rend langjährigeDozentInnen für Deutsch als
Fremd- undDeutschals Zweitsprachewohl auf
absehbareZeitniedrigerhonoriertwerden.“Seit
das BAMF 2005 die Integrationskurse vorge-
geben hat, gibt es bei den unterschiedlichen
Trägern eine vergleichbare Honorarstruktur,
weil die Inhalte der Kurse für alle gleich sind.
DiemeistenWeiterbildungsträger zahlen ihren
DozentInnendenMindesthonorarsatz von23,-
Euro. Das ist genau der Satz, der vom BAMF
an sie überwiesen wurde. Nur wenige Träger
„Wirmachen andere für
sozialversicherungspflichtige
Jobs fit, sind aber selbst
nicht integrierbar.“
Als Lehrkräfte für Deutschals Fremdsprache vermissenAngelikaBöhrer (o. l.) undKlausMautsch (r.) vor allem eins:
Anerkennung. In den Integrationskursen ist der Bedarf an Lehrkräften aktuell so hoch wie lange nicht mehr. Max-
GeorgBeier (u. l.) von der GEWKöln sieht darin auch eine Chance, gemeinsam etwas zu verändern. Fotos: A. Etges