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nds 6/7-2016
Dortmundundder „Tagder deutschen Zukunft“
Gewerkschaften gegen Rechts
Seit einigen Jahren rufen rechte Par-
teienundGruppierungenzum „Tagder
deutschen Zukunft“ (TddZ) auf. Jähr-
lichAnfang Juni trifft sichdieextreme
Rechte,um„gegendieÜberfremdung“zu
demonstrieren. Nachmehreren Statio-
nen inNord-undOstdeutschlandwurde
für den 4. Juni 2016 eine Demonstra-
tion in Dortmund angemeldet. Rund
1.000Rechtsextremeausdemgesamten
Bundesgebiet reistenan– rund fünfMal
so viele Menschen stellten sich ihnen
entgegen.
Die Radikalität der Veranstaltung war in
Dortmund – wie bereits in den Vorjahren – of-
fenkundig: Zum TddZ kommen VertreterInnen
aller relevanten neonazistischen Gruppen zu-
sammen, unter ihnenAnhängerInnen der Par-
teienDieRechte, DerDritteWegundderNPD
unddie sogenanntenFreienKameradschaften.
Der diesjährigeTddZwurdemaßgeblichunter-
stützt von der Partei Die Rechte, die auch im
Rat der Stadt Dortmund sitzt. Weite Teile der
Partei warenbis zu ihremVerbot inder extrem
rechten Vereinigung Nationaler Widerstand
Dortmund aktiv. Das Bild, das imDemonstra-
tionsaufruf gezeichnet wird, ist erschreckend:
InDortmundherrschedasChaos, ausländische
BandenhättendieKontrolleüberweiteGebiete
der Stadt übernommen und ganze Stadtteile
seien in Parallelgesellschaften abgedriftet.
Lediglich eine kleine Gruppe stelle sich gegen
das „SinnbilddermultikulturellenGesellschaft“.
AufdemzugehörigenTwitter-Accountwirdschon
seit Monaten gegen geflüchtete Menschen,
die Presse und Linke
gehetzt. Zuletzt war die
Partei in die überregionale Presse gelangt, als
UnterstützerInnenprobierten, nachdenRegio-
nalwahlen2014gewaltsameineWahlparty im
Dortmunder Rathaus zu stürmen.
BündnissegegenRechts
Im Vorfeld hatten viele Bündnisse zum ak-
tiven Protest gegen den TddZ aufgerufen. Der
DGBNRWund seineMitgliedsgewerkschaften
unterstütztendie Proteste undhatten zu einer
Kundgebung eingeladen. Gemeinsammit der
DGB-Jugend NRW hatte auch die junge GEW
NRWnachDortmundmobilisiertund informierte
die jungenKollegInnenamVorabenddesTddZ
zusammen mit der Roten Hilfe e.V. über das
„KleineDemo-Einmaleins“.Auch inSchulenwar
über das Projekt „90 Minuten gegen Rechts“
und über den TddZ aufgeklärt worden.
Mobilisierthattezudemdasbreitaufgestellte
Bündnis„BlockaDO“mitdemZiel, sichdenNazis
indenWegzustellenund ihreDemonstrationso
zuverhindernoder zumindest zuverzögern.Die
Künstlergruppe „Tools for Action“ organisierte
inZusammenarbeitmitdemTheaterDortmund
und Schulen der Stadt die Spiegelbarrikade,
um der Gesellschaft sinnbildlich den Spiegel
vorzuhalten – eine soziale Plastik aus riesigen
aufblasbarenWürfeln,diesich inwenigenSekun-
den vonAktivistInnen auf- und abbauen lässt.
WichtigeAufgabe fürGewerkschaften
Schon amMorgen des Demonstrationstags
versammelte sich der Protest, der allerdings
eher ineffektiv blieb – nicht zuletzt, weil die
PolizeidieDemonstrationsroutebiszumSchluss
verdeckt hielt. Fast 5.000 Polizisten aus dem
gesamtenBundesgebietwarenvorOrt. Soging
es für die GegendemonstrantInnen in vielen
Josef Kraft
jungeGEWNRW
TeilenDortmundseinfachnichtweiter, vielevon
ihnen gelangten nicht in Sicht- und Hörweite
der rechten Demonstration, sodass von einer
echtenBlockade leidernichtdieRedeseinkann.
LautMedienberichten gingen inDortmund
5.000Menschen friedlichgegen rechtesGedan-
kengutaufdieStraße,unter ihnenvieleGewerk-
schafterInnen. Rechte Demonstrationen sind
immeraucheinAngriffaufdieGewerkschaften.
DieGrundsätzederGEW sindkonträr zudenen
derRechten, egal inwelcherErscheinungsform
sie auftreten. Deshalb ist es wichtig, auch bei
zukünftigen Aufmärschen ein starkes Zeichen
fürOffenheitundToleranz zu setzen–auchmit
einem starkenGewerkschaftsblock.
//
Foto: zettberlin/photocase.de
Foto: A. Hentzelt
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