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nds 1-2014
Präsenz von Lehrpersonen auf Social Media
Netzwerken – aber richtig!
Wir haben auch einige in der laufenden Bera-
tung“, sagt Susanne Bisterfeld. Etwa fünf Pro-
zent der Online-Klientel kommt zudem zu per-
sönlichen Gesprächen in die Beratungsstelle.
Die BeraterInnen machen den Jugendlichen
deutlich, dass es richtig ist, sich Hilfe zu
holen. Sie helfen, für die eigene Situation
gute Lösungen zu finden. Und sie helfen
den Mobbing-Betroffenen, ein Gefühl für ihre
eigenen Stärken zu entwickeln und zu sehen,
dass es Handlungsalternativen gibt. Susanne
Bisterfeld ermutigt ihre KlientInnen: „Sie sollen
sehen: Ich kann mich schützen.“ Dazu gehören
auch Tipps für das Verhalten im Netz – wie
Filter einzustellen, auf bestimmte Nachrichten
nicht zu reagieren oder deren UrheberInnen zu
blocken. Und: „Die SchülerInnen müssen auch
wissen, welche Strafen drohen.“
Auf Prävention setzen
Das Beratungsteam weiß: Schulen müssen
sofort richtig reagieren, wenn Fälle von Cyber-
mobbing bekannt werden. Es müssen Klassen-
gespräche stattfinden, wenn sich der Kreis
eingrenzen lässt. Im Unterricht muss das The-
ma aufgegriffen werden. Die Schulen haben
inzwischen erkannt: „Das macht so oder so die
Runde. Vertuschen funktioniert nicht mehr.“
Wissensdefizite und Beratungsbedarf sieht
Susanne Bisterfeld auch bei den Eltern. Ein
Problem sei es, die Eltern zu erreichen und für
das Thema Cybermobbing zu sensibilisieren.
Deshalb haben die BeraterInnen in Meinerz-
hagen ihr Online-Angebot auch auf Eltern
erweitert.
Die Erfahrungen, auf Prävention zu setzen
und in Schulen zu informieren, sind positiv.
„Bei vier Stunden Prävention pro Schuljahr
sinkt die Rate des Cybermobbings erheblich“,
beschreibt Susanne Bisterfeld Erfolge ihres
Konzepts. Dennoch geht sie davon aus: „Wir
sehen in der Beratung auch nur die Spitze
eines Eisbergs.“
Rüdiger Kahlke
Rüdiger Kahlke
Freier Journalist
Zum Weiterlesen
Sylvia Hamacher:
Tatort Schule: Gewalt an Schulen
tredition Verlag,
2010,
132 Seiten,
ISBN: 978-3868506358,
13,00 Euro
Sylvia Hamacher:
Tatort Schule: Licht ins Dunkel bringen
tredition Verlag,
2013,
172 Seiten,
ISBN: 978-3849572822,
10,00 Euro
Welche Chancen bietet Lehrkräften
die virtuelle Welt? Ein Leitfaden ver-
knüpft Schule und Social Media im
privaten sowie im beruflichen Umfeld.
Für Lehrpersonen gibt es grundsätzlich
fünf wesentliche Gründe, weshalb sie auf
Social Media beruflich präsent sein könnten:
1.
Aneignung von Kompetenzen,
2.
Wissensmanagement,
3.
Vernetzung mit anderen Lehr- und Fach-
personen,
4.
Einsatz von Social Media im Unterricht
und zur Begleitung des Unterrichts,
5.
Publikation von Unterrichtsmaterialien.
Wenn Lehrpersonen Social Media für ihr
privates Netzwerk verwenden, (...) ihre po-
litische Meinung äußern, (...) oder schlicht
Unfug treiben, dann ist das ihr gutes Recht.
Dennoch findet unweigerlich eine Auflö-
sung der etablierten Trennung von beruf-
licher und privater Tätigkeit statt: Erstens
sind Einträge in sozialen Netzwerken immer
halb-öffentlich. Ganz gleich, wie sorgfältig
Privatsphären-Einstellungen vorgenommen
werden, man ist immer darauf angewiesen,
dass alle Personen, mit denen man sich
vernetzt, ähnlich vorsichtig sind. Zweitens
finden Social Media immer häufiger auch
in einem beruflichen Kontext Einsatz, wo-
durch digitale Formen der Abgrenzung (eine
private und eine berufliche E-Mail-Adresse
etc.) schnell hinfällig werden. Drittens kann
es auch im Interesse der Schule oder der
Lehrperson sein, sich (...) zu vernetzen und
so Unterrichtsinhalte – auch mit einem per-
sönlichen Touch – öffentlich zu präsentieren.
Wichtig ist, dass hier bewusst Lösungen
gewählt werden, die umsetzbar und nach-
vollziehbar sind. Man muss als Lehrperson
damit rechnen, dass der Auftritt auf Social
Media Teil der beruflichen Qualifikation ist
beziehungsweise wird. (...) Sich zumindest in
Bezug auf die eigene Profession mit Social
Media auseinanderzusetzen, erscheint daher
als unumgänglich. Dabei tut man gut daran,
klaren Regeln zu folgen (...).
Auch für die Kommunikation mit Schü-
lerInnen in sozialen Netzwerken sind klare
Regeln zu empfehlen. Für viele pädagogische
Aufgaben ist es wichtig, niedrigschwellige
Gesprächsmöglichkeiten auch außerhalb
des Unterrichts anzubieten. Lehrpersonen
müssen – innerhalb klarer Rahmenvorgaben
– erreichbar sein (...). Damit eröffnen Social
Media eine Chance für die Kommunikation
mit Lernenden: Über Twitter oder Facebook
können wichtige Themen direkt angespro-
chen und diskutiert werden. Ebenso kann au-
ßerhalb des Unterrichts Interesse gezeigt wer-
den, auch für Probleme.
Philippe Wampfler
Aus: „Facebook, Blogs und Wikis in der
Schule: Ein Social-Media-Leitfaden“, S. 93–96
Philippe Wampfler:
Facebook, Blogs und Wikis in der Schule:
Ein Social-Media-Leitfaden
Vandenhoeck & Ruprecht,
2013,
174 Seiten,
ISBN: 978-3525701652,
25,00 Euro
Bundeskonferenz für
Erziehungsberatung e.V.
AWO-Beratung: Find your Way
Bündnis gegen Cybermobbing
p us
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