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Nachgefragt
nds: Was hat Ihren SchülerInnen beim Work-
shop in Mönchengladbach besonders gefallen?
Georg Schiefelbein:
Die SchülerInnen waren
begeistert, der Workshop war interessant und
spannend für sie. Bei der Pressekonferenz haben
sie sich wie jemand aus der Mannschaft gefühlt.
Gleichzeitig war die fiktive Situation so aufregend,
dass es ihnen schwerfiel, im Mittelpunkt zu stehen
und das Richtige zu sagen. Doch richtig oder
falsch gab es bei dem Workshop ja gar nicht.
Warum ist es Ihnen wichtig, Rassismus und Dis-
kriminierung in der Schule zu thematisieren?
Leider findet beides auch im Schulalltag statt.
Daher müssen die Themen im Unterricht aufge-
griffen und besprochen werden. Fußball interes-
siert unsere SchülerInnen sehr und wenn ein Profi
spricht, hören sie besonders gut zu.
Haben Sie den Workshop nachbereitet?
Sicher, wir haben offene Fragen geklärt und
durch Rollenspiele vertieft: Wie verhalte ich mich
in bestimmten Situationen? Was kann ich tun ge-
gen Rassismus und Diskriminierung in der Schule?
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bildung
„Wie nennt man es, wenn Menschen eine
Person nur sehen, sie aber nicht kennen und
sich trotzdem eine Meinung bilden?“ Mit dem
Begriff „Vorurteil“ nähern sich die Schüle-
rInnen dem Workshopthema: Was ist Rassis-
mus? Und was ist Diskriminierung? Wer ist da-
von betroffen? Und wie geht man damit um?
Diskriminierung hat viele Gesichter
Ein Bildausschnitt zeigt das Gesicht eines
Jungen mit schwarzer Hautfarbe, ein weiterer
das Gesicht einer weißen jungen Frau. „Das
Mädchen ist fröhlich, sie lächelt“, stellt die
Klasse fest. „Bestimmt kommt sie aus Deutsch-
land“, meint Patrick. „Sie ist etwas kräftiger,
das sieht man am Gesicht“, sagt Tatjana.
„Das schwarze Kind sieht nicht fröhlich aus,
vielleicht ist es traurig“, schätzen die Schüle-
rInnen. „Und die werden von Deutschen geär-
gert wegen der Hautfarbe“. Projektleiter der
Bildungsinitiative Andreas Hellstab und seine
Kollegin Sarah Knieps zeigen den Kindern, wer
wirklich hinter den Gesichtern steckt: Marc ist
zwölf Jahre alt und wohnt in München. Seine
Oma aus den USA ist zu Besuch und macht
eifrig Fotos von ihrem Enkel. Das nervt Marc
ein bisschen. Viel lieber möchte er sich seinem
großen Hobby, dem Computer, widmen. Ame-
lia studiert in Bremen. Sie ist sehr erfolgreich
und hat viele Freunde. Ihre Mutter kommt aus
Albanien. Sie trägt ein Kopftuch.
Nur zwei Beispiele machen der Klasse 6a
deutlich, wie schnell Vorurteile entstehen kön-
nen. In der anschließenden Gruppendiskus-
sion vertiefen sie das Thema und überlegen,
welche Situationen sie selbst schon einmal
erlebt haben. Ohne Namen zu nennen, „denn
auch das könnte jemanden verletzen“, weiß
Sarah Knieps. Die Kölnerin ist seit gut einem
Jahr für die Bildungsinitiative aktiv und leitet
Workshops für SchülerInnen. Fleißig sammeln
die Kinder Beispiele aus dem Alltag und
halten sie auf Papier fest: Kleidung und Aus-
sehen, Geld, Behinderung, Geschlecht, Haut-
farbe, Nationalität, Religion, Homosexualität –
die Liste der Gründe für Diskriminierung, nicht
nur mit rassistischem Hintergrund, ist lang.
Und genau deshalb hat es sich das 20-köp-
fige Team von Show Racism the Red Card –
Deutschland e. V. zur Aufgabe gemacht, 9- bis
14-Jährige über Rassismus und Diskriminie-
rung aufzuklären.
Vorbilder Bundesligaprofis
„Wir möchten einen Impuls geben“, sagt
Andreas Hellstab, der extra aus Berlin ange-
reist ist. Von dort aus organisiert er die bun-
desweiten Workshops der Bildungsinitiative.
„Mit zehn Profivereinen – darunter Mainz 05,
Hannover 96 und VfL Wolfsburg – konnten wir
schon zusammenarbeiten. In England besteht
die Initiative seit fast 20 Jahren. Ich habe das
Projekt dort kennengelernt und 2010 mit ein
Hauptschule Neuwerk: Mit der GEW NRW zu Borussia Mönchengladbach
Zeig Rassismus die Rote Karte!
„Vorurteil!“, ruft Marvin in den Raum.
Workshopleiter Andreas Hellstab
muss seine Frage nicht einmal zu
Ende stellen. Zwanzig Sechstkläss-
lerInnen der Hauptschule Neuwerk
hören aufmerksam zu und wissen
sofort, worum es geht. Die Bildungs-
initiative Show Racism the Red Card –
Deutschland e. V. bringt Schule ins
Stadion. Sie sensibilisiert für die The-
men Rassismus und Diskriminierung.
Zwei Projekttage realisierte das Team
mit Unterstützung der GEW NRW bei
Borussia Mönchengladbach.
Die Inklusionsklasse 6a der Hauptschule Neuwerk mit Fußballprofi Granit Xhaka (hintere Reihe, 5. v. l.): Rassismus und Diskriminierung haben im Stadion keinen Platz!
Georg Schiefelbein
ist Schulleiter der Gesamtschule
Hückelhoven und war mit der
Klasse 7 bei einem der Work-
shops im Borussia-Park.
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