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bildung
Nach jahrelanger Kritik an dem verpflichtenden Sprachtest
Delfin4 für Vierjährige wurde endlich eine Änderung der
Sprachförderung auf den Weg gebracht. Die GEW NRW
setzt sich schon lange dafür ein, Diagnose und Förderung
in die Hände der Kindertagesstätten zu legen.
Nicht nur die GEW NRW forderte in der Vergangenheit ein neues
Konzept für eine qualifizierte Sprachförderung von Kita-Kindern, auch
die Bildungskonferenz in NRW unterstützte die Änderung des Verfah-
rens. Nun ist der Landtag in einer Entschließung dieser Forderung ge-
folgt und hat betont, dass „der Einsatz von alltagsintegrierten Sprach-
beobachtungsverfahren favorisiert“ wird, „da diese für eine alltagsinte-
grierte Sprachbildung aussagekräftiger sind als ein punktueller Test“.
Neues Konzept für optimierte Sprachförderung
Die nordrhein-westfälische Regierung wird dazu aufgefordert, ...
u
Voraussetzungen für eine Neuausrichtung (...) möglichst unter Be-
rücksichtigung der Herkunftssprachen zu schaffen,
u
bei der Neukonzeption Träger, Kommunen, Eltern und Beschäftigten-
vertretungen einzubeziehen und
u
ein Konzept für eine Beobachtung, Dokumentation und Förderung
der sprachlichen Entwicklung von Kindern bis zum Alter von zehn
Jahren zu entwickeln.
Parallel veröffentlichte das Mercator-Institut die Ergebnisse der
Untersuchung von 21 Sprachtests: In zehn Handlungsfeldern erreichte
Delfin4 nur 13 der möglichen 32 Qualitätsmerkmale. Positiv wurden
nur die Dauer der Durchführung und Auswertung sowie die Anzahl der
TeilnehmerInnen an der Normstichprobe bewertet, als negativ wurde
eingestuft, dass diese ohne Kinder mit Migrationshintergrund stattfand.
Kritik der Bildungsgewerkschaft wissenschaftlich belegt
Wissenschaftlich bestätigt ist jetzt, was die GEW NRW wiederholt
kritisierte: Delfin4 beachtet nicht die für die Kinder wichtige Alltags-
nähe und enthält keine Diagnosekategorien, auf deren Basis die
Sprachförderung erfolgen kann. Doch trotz der Einsicht, dass Delfin4 ein
ungeeignetes Verfahren ist, soll es im Frühjahr 2014 noch einmal bei
allen Kindern eingesetzt werden, danach nur bei Kindern, die keine Kita
besuchen. Natürlich braucht eine Neuausrichtung Zeit. Gesetze müssen
geändert und Konzepte entwickelt werden. Es wird aber den Eltern der
betroffenen Kinder nur schwer zu erklären sein, warum Delfin4 nicht aus-
gesetzt wird. In den Kitas sind die Kinder bekannt, die eine zusätzliche
Förderung benötigen – das wurde bei jeder Testdurchführung bestätigt.
Die Fachgruppe Grundschule fordert eine Übergangsregelung, die es
zumindest Kita-Kindern ermöglicht, beim nächsten Zoobesuch Tiere zu
beobachten und nicht Unsinnwörter nachzusprechen.
Rixa Borns
Delfin4 vor der Abschaffung
Frühe Sprachförderung
ist Sache der Kitas!
Landtag NRW: Antrag „Sprachförderung im Elementarbereich“
p us
Mercator-Institut: „Eine Analyse und Bewertung. Die Qualität
von Sprachstandsverfahren im Elementarbereich.“
Der Koalitionsvertrag ist unterschrieben, die neue Bundes-
regierung hat in der großen Koalition aus SPD, CDU und
CSU ihre Arbeit begonnen. Das Kapitel „In Deutschlands
Zukunft investieren: Bildung und Forschung“ umfasst ganze
zwölf von 185 Seiten. Die Analyse fällt enttäuschend aus.
Deutschlands Zukunft gestalten. Laut Präambel fallen Bildung, Wis-
senschaft und Forschung dabei eine zentrale Rolle zu, „um Teilhabe,
Integration und Bildungsgerechtigkeit zu verwirklichen und unseren
Wohlstand auch für künftige Generationen zu erhalten“. Gemessen an
diesem Anspruch sind zwölf Seiten nicht viel – der Platz reicht immerhin
für einige gute Ansätze, die die GEW begrüßt.
Gut klingende Absichterklärung
Dazu gehört die Zusage, den Hochschulpakt zu verlängern sowie den
Hochschulen mehr Bundesmittel zur Verfügung zu stellen. Die Exzellenz-
initiative soll fortgesetzt werden. Das Wissenschaftszeitvertragsgesetz
soll novelliert werden, um „für den wissenschaftlichen Nachwuchs plan-
bare und verlässliche Karrierewege zu schaffen.“ Das fordert die GEW
mit ihrer Kampagne „Traumjob Wissenschaft“ seit langem intensiv ein.
Akademische und berufliche Bildung sollen besser verzahnt werden, um
die Durchlässigkeit des Bildungssystems zu stärken.
Der Ausbildungspakt soll zu einer „Allianz für Aus- und Weiterbil-
dung“ weiterentwickelt werden, um die Ausbildungsgarantie in Deutsch-
land umzusetzen. Dabei soll es auch um den Ausbau der Weiterbildung
gehen. Das Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz soll novelliert, das
Aufstiegsstipendium fortgeführt werden.
Die Stärkung der MINT-Fächer, eine zielgerichtete Förderung von Mäd-
chen und jungen Frauen für IT-Berufe, die Unterstützung der Stiftung
„Haus der kleinen Forscher“ mit dem Ziel, 80 Prozent der Kitas bis 2015
zu erreichen – all das sind gut klingende Absichtserklärungen.
Ein Tropfen auf den heißen Stein
Auch wenn Bildungspolitik Ländersache ist: Aus Sicht der GEW hätte
eine Aufhebung, mindestens eine Lockerung des Kooperationsverbots
vereinbart werden müssen. Stattdessen waren sich SPD, CDU und CSU
offenbar vor allem darin einig, nicht viel an der herrschenden Unterfinan-
zierung von Bildung zu ändern. Sechs Milliarden Euro für Kitas, Schulen
und Hochschulen sind nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.
Die großen Projekte – bessere Arbeitsbedingungen für ErzieherInnen
angesichts des Kita-Ausbaus, Finanzierung von zusätzlichen Ganztags-
schulen, eine bessere finanzielle Ausstattung des Inklusionsprozesses,
Ausbau der Schulsozialarbeit, mehr Investitionen für die Beschäftigten
in der Weiterbildung – sind damit nicht zu stemmen. Schade. Die GEW
wird sich nicht damit abfinden, sondern für alle Bildungsbereiche eine
bessere Finanzierung einfordern.
Dorothea Schäfer
Koalitionsvertrag
Bildung bleibt
unterfinanziert
Bundesregierung: Koalitionsvertrag
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