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Arbeiterwohlfahrt Märkischer Kreis bietet Online-Beratung für Jugendliche
Hilfe aus dem Netz
Vor sechs Jahren hat die Arbeiterwohlfahrt
(AWO) im Märkischen Kreis, die bereits Träger
einer Beratungsstelle war, ihr Angebot erwei-
tert und die Online-Beratung gegründet. „Die
einzige im weiten Umkreis“, betont Susanne
Bisterfeld. Ein Förderverein kommt für die
Kosten auf. Sechs Stunden zweigt das Team
pro Woche für die Beratung im Netz ab. Und
auch die Homepage muss gepflegt werden.
Online junge Menschen erreichen
Für die Idee, übers Internet Jugendliche
zu kontaktieren, interessieren sich inzwischen
auch andere Beratungsstellen. 80 Prozent der
SchülerInnen haben einen eigenen PC oder
Laptop. Zwei Drittel verfügen zudem über
ein internetfähiges Handy oder Smartphone.
„Durch das Internet hat das klassische Mob-
bing einen neuen Tatort gefunden und wird zu
einem zunehmenden Problem“, heißt es in ei-
ner umfangreichen Erhebung des Bündnisses
gegen Cybermobbing vom Mai 2013. Die
Hemmschwelle, andere zu attackieren oder
bloßzustellen ist im Cyberspace geringer als
in der persönlichen Situation „Face to Face“.
Seit 2010 sind die Anfragen per E-Mail und
die Anzahl ratsuchender Jugendlicher bei der
AWO-Beratungsstelle gestiegen. Fast 1.200
Jugendliche haben Susanne Bisterfeld und ihr
Team seit dem Start 2006 kontaktiert. Etwa
2.900 E-Mails wurden bisher beantwortet.
Offensiv Unterstützung anbieten
Aber Susanne Bisterfeld beobachtet Ver-
änderungen: Persönliches Mobbing habe es
immer schon gegeben. Cybermobbing sei
eine moderne und relativ neue Methode und
da sei „der Druck noch viel höher“. Zu Beginn
der Online-Beratung stand das Thema noch
gar nicht auf der Agenda. Beim Start vor
sechs Jahren plante das Team Jugendliche
zu beraten zu den Themen Mobbing und
Gewalt, Liebeskummer, Probleme mit Eltern,
Essstörungen, Ritzen, Drogen, Schulschwie-
rigkeiten, mangelndes Selbstwertgefühl und
Gruppenzwang. Inzwischen ist Cybermobbing
ein eigener Menüpunkt auf der Homepage.
Die Formen des Mobbings im Netz sind un-
terschiedlich. „Mal werden SchülerInnen per
E-Mail angeschrieben, mal werden Fotos von
ihnen rumgeschickt“, weiß Susanne Bisterfeld.
Durch das Internet und seine Spielarten „sind
Hemmungen gefallen. Das machen Kinder
und Jugendliche online, weil sie denken, dass
sie anonym sind. Aber auch Betroffene gehen
damit aus Scham nicht an die Öffentlichkeit“.
Durch die Online-Beratung schaffen die
BeraterInnen neue Kontaktmöglichkeiten. Sie
gehen jedes Jahr in die Schulen in ihrem
Einzugsbereich, weisen auf ihre Arbeit hin
und bieten Unterstützung an. Bereits in der
sechsten Klassenstufe steht das Thema Cyber-
mobbing im Unterrichtsplan. „Die Leute kom-
men nicht, wenn man ihnen das Angebot
nicht näherbringt“, erläutert die langjährige
AWO-Beraterin. Hemmungen, Unterstützung
anzunehmen, werden auf diesem Weg abge-
baut. Die BeraterInnen wollen das Schweigen
der Betroffenen behutsam durchbrechen.
Tipps fürs Verhalten im Netz
Jeweils nach den Schulbesuchen verzeichnet
das AWO-Team einen Anstieg bei den E-Mail-
Anfragen. Inzwischen wenden sich pro Jahr
etwa 400 Jugendliche an die Online-Beratung.
Dabei geht es nicht immer nur um Cybermob-
bing. Der erste Kontakt wird innerhalb von 48
Stunden beantwortet. Zunächst bleiben Susan-
ne Bisterfeld und ihr Team auf der anonymen
Online-Ebene. Sie versuchen, Hilfen anzubieten
und fragen, welche Art der Unterstützung die
KlientInnen benötigen. Die Beratungsfrequenz
per E-Mail liegt „bei zwei bis drei Kontakten.
– „Finde deinen Weg“. Die Homepage ist Programm. Mit
der Internetseite hilft die AWO-Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche
in Meinerzhagen jungen Leuten, sich gegen Cybermobbing zu wehren. Susanne
Bisterfeld, Leiterin der Beratungsstelle, versucht mit ihrem Team das Problem an
der Wurzel zu packen, präventiv und beratend tätig zu sein. Die BeraterInnen in
der Kleinstadt im Sauerland gehen in die Schulen und reagieren mit einem auf
junge Menschen zugeschnittenen Angebot: einer Online-Beratung.
Cybermobbing-Opfer können sich anonym an AWO-Be-
raterin Susanne Bisterfeld wenden. Foto: H. Schramm
Foto: photocase.com/artstripper
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