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nds 1-2014
Die Vergleichsarbeiten VERA 8, die in
Nordrhein-Westfalen seit 2007 durchgeführt
werden, sollen in erster Linie eine Grundlage
für die Unterrichtsentwicklung schaffen. Dabei
stellt der Test der SchülerInnen nur den ersten
Schritt eines umfassenden Evaluationspro-
zesses dar. In der anschließenden Ergebnisin-
terpretation sollen die Lehrkräfte vor allem Er-
kenntnisse über das aktuelle Kompetenzniveau
ihrer SchülerInnen gewinnen. Auf dieser Basis
kann der eigene Unterricht dann analysiert
und weiterentwickelt werden. VERA 8 bietet
dabei die Möglichkeit, spezifische Stärken und
Schwächen der Lerngruppen – bis hin zu einzel-
nen SchülerInnen – zu berücksichtigen.
Stärkenorientierte Analyse
VERA 8 wurde als Diagnoseinstrument
konzipiert und soll nicht als Grundlage für
Leistungsbewertungen dienen. Ein Erlass des
MSW sowie die „Vereinbarung zur Weiterent-
wicklung von VERA“ der Kultusministerkon-
ferenz (KMK) stellten das Anfang 2012 noch
einmal klar. Eine defizitorientierte Ergebnisin-
terpretation soll demnach nicht stattfinden.
Das gilt sowohl für die Kompetenzen der
SchülerInnen als auch für die Unterrichtsquali-
tät. So lassen beispielsweise schulinterne oder
-übergreifende Vergleiche auf Basis der VERA-
Daten keine Rückschlüsse auf die Qualität der
Leistungen von Lehrkräften zu – auch wenn
Fachgespräch zu Vergleichsarbeiten VERA 8
Wirksamkeit entfalten
VERA 8 soll als Diagnoseinstrument
die Qualitätsentwicklung an Schulen
unterstützen, indem es Einblick in
das Kompetenzniveau einzelner Schü-
lerInnen, Lerngruppen oder ganzer
Schulen gibt. Die GEW NRW kriti-
siert: Immer wieder wird VERA 8 für
Klassen- und Schulrankings genutzt;
Fortbildung und Unterstützung für
LehrerInnen fehlen. Wo liegt der Nut-
zen des Instruments und wie kann
sein Missbrauch verhindert werden?
Darüber diskutierte das Referat Bil-
dungspolitik der GEW NRW in einem
Fachgespräch mit Kevin Isaac, dem zu-
ständigen Referenten im Ministerium
für Schule und Weiterbildung (MSW),
am 14. November 2013 in Düsseldorf.
bestimmte Lerngruppen immer wieder niedrige
Kompetenzniveaus erreichen. Stattdessen ist
eine inhaltliche Analyse der Ergebnisse durch-
zuführen, die berücksichtigt, welche Kompe-
tenzen die SchülerInnen bereits besitzen.
VERA 8 in der Umsetzung
Aus Sicht der GEW NRW besteht eine deut-
liche Diskrepanz zwischen den formulierten
Ansprüchen von VERA 8 und der tatsächlichen
Umsetzung in den Schulen. Häufig finden
Bewertungen und Rankings der Testergebnisse
statt, was die LehrerInnen unter Druck setzt,
gute Ergebnisse zu produzieren. Diese Praxis
des Vergleichens widerspricht den Zielen des
Instruments und verhindert seine wirksame
Nutzung. Zugleich besteht ein Zusammenhang
zwischen den Ergebnissen aus VERA 8 und de-
nen der zentralen Prüfungen ZP10. Demnach
konnte VERA 8 als Diagnoseinstrument bisher
wenig oder keine Wirksamkeit entfalten. Die
entscheidenden Faktoren: Zu wenig ist über
die Möglichkeiten und Grenzen der Vergleichs-
arbeiten bekannt und es fehlt an Fortbildung,
Unterstützung und Begleitung des Verfahrens.
Unterstützung aufbauen
Momentan unterstützt und begleitet das
MSW VERA 8 vor allem durch Broschüren und
ein Onlineangebot. Bereitgestellt werden Infor-
mationen für den Beginn der Arbeit mit dem
Programm, für die folgenden Rückmeldungen
sowie für die Ergebnisinterpretation. Das reicht
aber nicht aus! Gefordert sind geeignete Fort-
bildungs- und Beratungsangebote sowie Unter-
richtsmaterialien. Das Landesinstitut in Soest,
das im Dezember 2013 neu gestartet ist, müsste
diese Unterstützungsfunktion übernehmen.
Inwieweit Vergleichsarbeiten inklusionstaug-
lich sind, konnte während des Fachgesprächs
nicht mehr diskutiert werden. Angedacht seien
spezielle Modelle für die Arbeit mit VERA 8 im
Rahmen der Inklusion.
Ilse Führer-Lehner,
Adrián Carrasco Heiermann
Ergebnisrückmeldung
Ergebnis-
orientierte
Unterrichts-
entwicklung
Maßnahmen prüfen
• Überprüfen der erreichten
Lernergebnisse
• Welche Maßnahmen waren
erfolgreich?
Maßnahmen umsetzen
• Gemeinsames Umsetzen der
geplanten Maßnahmen im
Fachkollegium
Rezeption der Rückmeldungen
• Feststellen von Unterschieden,
Übereinstimmungen, Auffäl-
ligkeiten
• Stimmen die Daten mit meiner
Erwartung (nicht) überein?
Reflexion der Ergebnisse
Fachbezogene Diskussion über
• den Leistungsstand
• die möglichen Ursachen
Maßnahmen planen
• Was kann konkret im Unterricht verändert werden?
• Welche Schritte sollen umgesetzt werden?
• Bis wann?
MSW: Infos und Materialien zu
VERA 8 (inkl. Runderlass)
KMK: VERA 3 und VERA 8 – Infos
für Schulen und Lehrkräfte
p us
Dr. Ilse Führer-Lehner
Referentin für Bildungspolitik und
Frauenpolitik der GEW NRW
Adrián Carrasco Heiermann
Praktikant im Referat für
Bildungspolitik der GEW NRW
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