nds201401_onlineplus - page 12

Der Gesetzentwurf schärft in seiner zwei-
ten Fassung den Begriff der frühkindlichen
Bildung und verfolgt verstärkt den Förderan-
satz, Ungleiches auch ungleich zu behandeln,
um damit für mehr Bildungsgerechtigkeit zu
sorgen. Die GEW begrüßt diese Stoßrichtung.
Auch das Auslaufen von Delfin4 bestätigt die
Bildungsgewerkschaft in ihrer langjährigen Kri-
tik an diesem umstrittenen Sprachstandsfest-
stellungsverfahren. Ebenfalls positiv: Die frei-
werdenden Mittel sollen im System verbleiben
und in Einrichtungen fließen, in denen Kinder
mit zusätzlichem Förderbedarf betreut werden.
Warten auf ein qualitativ neues Gesetz
Dennoch fällt das Gesamturteil der GEW-
Landesvorsitzenden Dorothea Schäfer verhal-
ten aus: „Die Revision ist ein Zwischenschritt,
aber der große Wurf bleibt aus! Wir warten
immer noch auf ein qualitativ neues Gesetz.“
Die im Revisionsentwurf vorgesehenen zusätz-
lichen Mittel zur Personalverstärkung, die Pla-
nungsgarantie für Träger wie auch die Vorga-
ben für Rücklagenbildung und die Reduktion
von Fristverträgen für die Beschäftigten sind
erste notwendige Schritte. Sie täuschen aber
nicht darüber hinweg, dass die Ressourcen
für nachhaltige Qualitätsverbesserungen noch
nicht ausreichen. „Die frühkindliche Bildung in
NRW bleibt strukturell unterfinanziert, allge-
mein anerkannte Personalbetreuungsschlüssel
und Betreuungsstandards sind noch nicht
Zweiter KiBiz-Gesetzentwurf
Der große Wurf bleibt aus
Die Richtung stimmt: Der zweite Entwurf
des Kinderbildungsgesetzes (KiBiz) zielt
darauf ab, die Beschäftigten in den
Kitas stärker zu unterstützen. Am 17.
Dezember 2013 hat das Landeskabinett
die zweite Revisionsstufe des Gesetzes
beschlossen. Ihrer Verantwortung, für
bessere Rahmenbedingungen in den
Einrichtungen zu sorgen, kommt die
Landesregierung damit aber noch nicht
genügend nach. Die GEW NRW fordert
deshalb weitergehende Reformen.
erreicht“, kritisiert die GEW-Landesvorsitzende.
Nach wie vor sind die Kindpauschalen zu La-
sten von mehr Beschäftigung und adäquater
Bezahlung des pädagogischen Personals zu
knapp bemessen.
Gesundheit schützen
ErzieherInnen berichten, dass sich die Ar-
beitsbedingungen in den Einrichtungen im
Zuge des U3-Ausbaus deutlich verschlechtert
hätten. Die Belastung der PädagogInnen sei
immens gewachsen. Der Gesetzentwurf be-
schert 100 Millionen Euro mehr Finanzmittel,
um zusätzliche Fachkräfte oder anderes Per-
sonal wie Hauswirtschaftskräfte zu beschäfti-
gen. Das ist ein überfälliger Schritt, um den
Arbeitsdruck in den Kindertageseinrichtungen
zu mindern. Denn spätestens seit der Gesund-
heitsstudie der NRW-Unfallkasse ist belegt,
dass die Arbeit in der Kita krank machen kann.
Je schlechter die Rahmenbedingungen – so
das Ergebnis der Studie – desto schlechter die
Arbeitsfähigkeit des pädagogischen Personals.
Viele ErzieherInnen fühlen sich den gestie-
genen Anforderungen persönlich nicht mehr
gewachsen. „Solche Arbeit macht krank!“, kriti-
siert Dorothea Schäfer.
Aufwertung der frühkindlichen Bildung
Für das Ansehen der frühkindlichen Bil-
dung ist der Gesetzentwurf ein Gewinn: Er
beschreibt ein strukturierteres und konzeptio-
nell anspruchsvolleres Verständnis von früh-
kindlichen Bildungsprozessen. Für die GEW
sind damit große Erwartungen verknüpft,
vor allem an die Weiterentwicklung alltags-
integrierter Sprachbildung. „Dabei müssen
die ErzieherInnen mitgenommen werden, das
erfordert Zeit und qualifizierte Fortbildungs-
maßnahmen für das gesamte Team“, mahnt
Dorothea Schäfer. ErzieherInnen haben den
Ehrgeiz, ihre Arbeit gut zu machen. Dafür be-
nötigen sie Vertrauen und die größtmögliche
Unterstützung. Erforderlich ist deshalb auch
eine Fortbildungsvereinbarung zwischen Mini-
sterium, Trägern und den Gewerkschaften der
ErzieherInnen.
Joyce Abebrese
Unfallkasse NRW: Studie zu
Strukturqualität und ErzieherIn-
nengesundheit in Kindertages-
einrichtungen (STEGE)
GEW-Stellungnahme zum Entwurf
des Landeshaushaltes 2014, inkl.
Forderungen zum Einzelplan 07
(Ministerium für Familie, Kinder,
Jugend, Kultur und Sport)
p us
12
bildung
Foto: istockphoto.com
Joyce Abebrese
Referentin für Tarifpolitik,
Jugendhilfe und Sozialarbeit
sowie Erwachsenenbildung
der GEW NRW
1...,2,3,4,5,6,7,8,9,10,11 13,14,15,16,17,18,19,20,21,22,...40
Powered by FlippingBook