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nds 7/8-2013
Das Schulministerium plant die Streichung beziehungsweise Kür-
zung der Grundermäßigung für die Fach- und Kernseminare. Die un-
gleiche Anrechnung der Lehramtsanwärter (LAA) in beiden Seminaren
sowie das grundsätzliche Verbot der Überschreitung der Arbeitszeit
sind weitere Knackpunkte des Erlassentwurfs. Besonders kleine Se-
minare, „doppelte“ Fachleitungen und Zentren für schulpraktische
Lehrerausbildung (ZfsL) in den Flächenkreisen wären betroffen. Die
verbesserte Relation von LAA zu Fachleitungen ist in keiner Weise
geeignet, die Verschlechterung der Arbeits- und Ausbildungsbedin-
gungen zu kompensieren.
Resolution verabschiedet
Die GEW begrüßt die Erhöhung der Fachleiterzulage auf 150,- Euro,
die nach 30 Jahren lange überfällig war. Wenn aber gleichzeitig die
Anrechnungsstunden gekürzt werden sollen, ist der Effekt konterkariert
und der Entlassentwurf wird zu einem Zeichen mangelnden Respekts
gegenüber den Ausbildern. Die Empörung zeigte sich in den vielen
von den ZfsL beschlossenen Resolutionen genauso wie in engagierten
und kämpferischen Redebeiträgen. Die Erklärung von Reinhard Gerdes,
dass der gültige Fachleitungenerlass den Haushalt nicht abbilde und
daher der Haushaltslage angepasst werden müsse, wurde einmütig zu-
rückgewiesen. Die GEW hat schon frühzeitig darauf hingewiesen, dass
der Erlass von 1985 die Bedarfe nicht widerspiegelt. Es sei ein Versäum-
nis nicht nur dieser Landesregierung, dass der Haushalt nicht längst an
die Bedarfe angepasst worden sei, so ein Teilnehmer der Konferenz.
Mit großer Mehrheit wurde eine Resolution verabschiedet, in der ne-
ben der Rücknahme des Entwurfs ausreichend Personalressourcen für
die zweite Phase der LehrerInnenausbildung sowie die Schaffung von
Beförderungsämtern für Fachleitungen im gehobenen Dienst gefordert
werden. Im Rahmen der Konferenz ist die Idee zur Wiederbelebung des
Forums Lehrerbildung mit dem Bundesarbeitskreis der Seminar- und
FachleiterInnen, der GEW und den Verbänden entstanden. Die GEW
wird sich auf allen Ebenen gegen die geplante Verschlechterung der
LehrerInnenausbildung einsetzen.
Maike Finnern
Konferenz der GEW-Fachleitungen
Ausbildungsqualität in Gefahr
Die Konferenz mit GEW-Fachleitungen am 20. Juni 2013
in Essen anlässlich des Erlassentwurfs des Ministeriums
für Schule und Weiterbildung (MSW) zu den Anrechnungs-
stunden der Fachleitungen hat ein deutliches Zeichen ge-
setzt: Die etwa 80 anwesenden Lehrkräfte machten ihrem
Ärger Luft und forderten von Reinhard Gerdes als Vertreter
des MSW die sofortige Rücknahme des Erlassentwurfs.
es zu Fehlentwicklungen und Verwerfungen
in einer Art und Weise kommt, die für die
Beteiligten zu unzumutbaren Ausbildungsbe-
dingungen führen: „Mehr Arbeit in weniger
Zeit“ bedeutet für alle Beteiligten vorrangig
kontraproduktive Verdichtung und Mehrbela-
stung. Hierauf muss das Land NRW reagieren.
Ein qualitativ hochwertiger Vorbereitungs-
dienst, der sinnvollerweise eine Individualisie-
rung der Ausbildung beinhaltet, erfordert aus-
reichend Ressourcen. Wer das nicht realisiert,
dokumentiert geringes Interesse an einem
Gelingen. Das gilt verschärft bei jeder weite-
ren Verschlechterung der Arbeitsbedingungen.
Mischa Meier
Leitungsteam Referat D, Aus-,
Fort- und Weiterbildung von
Lehrenden und Erziehenden,
der GEW NRW
Reinhard Gerdes, MSW, Vorsitzende der GEW NRW Dorothea Schäfer und ihre
Stellvertreterin Maike Finnern (v.l.).
GEW NRW: Stellungnahme zum
Lehrerausbildungsgesetz
GEW NRW: Resolution zum
FachleiterInnen-Erlass
p us
Diskussion und weiteres Verfahren
Bei einer erweiterten Referatssitzung An-
fang Juni 2013 bot sich die Gelegenheit mit
Ulrich Wehrhöfer, Gruppenleiter Lehreraus-
bildung im Schulministerium, den aktuellen
Stand der Reformen zu diskutieren. Dirk Braun,
Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung
NRW (ZfsL), und Christian Reintjes, Ruhr-Uni-
versität Bochum, stellten außerdem vorläufige
Befunde einer Evaluation vor, der die Daten
des ersten verkürzten Vorbereitungsdienstes
am ZfsL Essen zugrunde liegen. Deutlich wur-
de hierbei unter anderem, welche Rolle der
Faktor Zeit für das Gelingen der Ausbildung
spielt. Die kurz zuvor bekannt gewordenen
Planungen des MSW, FachseminarleiterInnen
die Anrechnungsstunden zu kürzen, gewinnen
vor diesem Hintergrund zusätzliche Brisanz.
Ulrich Wehrhöfer ging gewohnt konstruktiv
und kritisch auf diverse Aspekte der Diskussion
und der GEW-Stellungnahme ein, bat gleichzei-
tig aber um Geduld. Er verwies darauf, dass
die Ergebnisse des ersten Prüfungsverfahrens
des verkürzten Vorbereitungsdienstes die vor-
gebrachten Befürchtungen nicht bestätigen
würden.
In einem nächsten Schritt der Evaluation
sind Gesprächsrunden des MSW mit Lehre-
rInnenverbänden beziehungsweise Hochschu-
len geplant. Der Bericht an den Landtag ist
für Herbst 2013 vorgesehen. Sollten hiervon
ausgehend Änderungen initiiert werden, ist
allerdings nicht davon auszugehen, dass diese
vor Ende 2014 wirksam werden.
Mischa Meier
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