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bildung
Gute gesunde Schule(n): Die Gesamtschule Reichshof und die St. Antoniusschule in Reichshof-Eckenhagen
Projekt Landwirtschaft
Erfolgreiche Pilzzucht und Vermarktung
Aus Dutzenden von Ballen, die in Regalen
liegen, sprießt die eiweißreiche Kost. Seit Be-
ginn des Schuljahres wird in einer zur Pilzzucht
umfunktionierten Kegelbahn produziert. Klaus
Breidenbach, Sozialarbeiter an der Förderschu-
le und im Mensa-Verein der Gesamtschule
engagiert, und Stephan Demuth, Lehrer an der
Gesamtschule, hatten die Idee zu dem Projekt.
Während die Förderschüler Lion (14) und Do-
minik (13) ernten, präsentieren Gesamtschüle-
rInnen aus der Klasse 10 am i-Pad ihre Schüler-
Genossenschaft. Sie vermarktet die Pilze.
„Es macht Spaß, mit Tieren zu arbeiten!“
Sieben Minuten Fußweg von der Gesamt-
schule entfernt blöken Schafe in einem Gatter.
In einem grünen Bauwagen bullert ein Holzofen
gegen die Minusgrade draußen an. Ein exter-
nes Klassenzimmer der Förderschule. Mittwochs
trifft sich hier auch die Projektgruppe Landwirt-
schaft aus Achtklässlern der Gesamtschule. Es
geht um Schafzucht, Kompostierung, Brennholz-
Vermarktung. Gerade während die Schüler zum
Arbeitseinsatz eintrudeln, lammt ein Schaf. „Das
ist schon das dritte Lamm heute“, berichtet
Stephan Demuth. 20 Mutterschafe zählt die
Herde. Für Demuth und Breidenbach höchste
Zeit, ein weiteres Gatter zu bauen, Platz für
die größer werdende Herde zu schaffen. – La-
gebesprechung mit den AchtklässlerInnen. Die
Pädagogen erläutern die anstehenden Arbeiten,
verteilen Aufgaben: aufräumen, Pfosten abmes-
sen, Bretter sägen. Und ein Trupp kümmert sich
um den Grill. – Wer arbeitet, muss sich auch
stärken. Und Spaß soll es machen.
Die Schafe pflegen nicht nur Grünland,
sie liefern auch Wolle. Die wird im Kunstun-
terricht zu Filz verarbeitet. Im Projekt „Kultur
und Schule“ wird, gemeinsam mit Künstlern,
aus dem Filz eine Jurte gefertigt. Die soll,
wiederum über die Schülergenossenschaft,
vermarktet werden.
Zum landwirtschaftlichen Bereich der Ge-
samtschule gehören zudem Bienenstöcke, ein
Kartoffelfeld, die Apfelsaft-Herstellung. Hoch-
beete und ein Gewächshaus für die Anzucht
von Pflanzen sind in Arbeit.
Praxisbezug, Kooperation – Traumbedin-
gungen, die für die GesamtschülerInnen an-
fangs gewöhnungsbedürftig waren. „Das hat
schon gestunken. Nichts, was man gerne macht“,
erinnert sich Jannik (15) mit Blick auf die Schafe.
Christian (15) hat es „Spaß gemacht, mit Tieren
zu arbeiten.“ Da er gut in Mathe sei, habe er
umgesattelt, hat ein Finanz-Konzept für die
Schüler-Genossenschaft entwickelt. Leonie (15),
machte es nichts aus, auch einen Misthaufen
umzugraben, freut sich aber, sich jetzt in der Ge-
nossenschaft mit Vermarktung zu beschäftigen.
Ein Bauwagen, den die SchülerInnen selbst
hergerichtet haben, dient als außerschulischer
Lernort („Fliegende Bauten“). Schulleiter Diet-
er Ströhmann: „Der Name ‚Fliegende Bauten‘
beruht auf wechselnden Lernorten, die sich
nach den jeweiligen Inhalten richten.“ Ziehen
die Schafe auf eine andere Weidefläche,
zieht der Bauwagen mit. Oder er steht dort,
Zwei Meter unter der Erde wächst im Dunklen, was in der Gesamtschule Reichs-
hof auf den Tisch kommt – und was SchülerInnen und PädagogInnen strahlen
lässt: Austernpilze. In dem feucht-warmen Klima gedeiht aber auch eine Koo-
peration. Die GesamtschülerInnen und die SchülerInnen der benachbarten St.
Antonisschule, einer privaten Förderschule für SchülerInnen mit emotionaler
und sozialer Entwicklungsstörung, betreiben die Pilzzucht gemeinsam.
Bildunterschriften:
1 Die Lämmer kommen anfangs in einen Stall. Rotlicht
spendet zusätzlich Wärme bei Minusgraden draußen.
2 Zu Mittag in der Mensa kommen die frisch geernte-
ten Pilze auf den Teller.
3 Eine ehemalige Kegelbahn wurde zur Pilzzucht um-
funktioniert. In den Regalen wachsen auf Substraten
die Austernpilze. Die Förderschüler Lion (14) und
Dominik (13) bei der Austernpilz-Ernte.
4 Jannik, Christian und Leonie mit einem Substrat-
Sack. Für die Pilzzucht müssen Luftfeuchtigkeit und
-temperatur stimmen.
5 Die Schafe lammen. Bei Eis und Schnee müssen sie
gefüttert werden. Alle Fotos: Rüdiger Kahlke
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