Wissenschaft als Beruf hat bei Frauen
und Männern nach wie vor einen guten
Ruf. Der Weg in attraktive Positionen ist
jedoch geschlechterübergreifend oft stei-
nig und lang. Stehen Frauen und Männer
also vor den gleichen Barrieren und Chan-
cen am Arbeitsplatz Hochschule?
Die Zeit der rein männlichen Hochschu-
len ist lange vorbei. In den letzten zwan-
zig Jahren ist der Anteil der Frauen in
allen Qualifikationsstufen enorm gestie-
gen: bei den Erstimmatrikulierten auf
50 Prozent, bei den Promotionen auf 44
Prozent, bei den Habilitationen auf 25
Prozent. Während Frauen in gleicher Zahl
wie Männer erfolgreich studieren, verlas-
sen sie danach überproportional häufig
den wissenschaftlichen Karriereweg.
Bruch beim Übergang vom Studium zur
Wissenschaft als Beruf
Insgesamt sind an den Hochschulen in
NRW genauso viele Frauen wie Männer be-
schäftigt, jedoch sehr ungleich verteilt auf die
Personalgruppen.
Zwei Drittel der Beschäftigten in Verwal-
tung und Technik sind Frauen, aber nur ein
Drittel der Wissenschaftlerinnen und Wis-
senschaftler. In allen Personalgruppen zeigt
sich eine geschlechterhierarchische Struktur.
Der Frauenanteil ist umso höher, je niedriger
die Position. Im Bereich der Wissenschaft-
lerInnen betrug 2008 der Frauenanteil an
den Hochschulen in NRW 17 Prozent bei den
Professuren, 29 Prozent bei den DozentInnen
und AssistentInnen, 37 Prozent bei den wis-
senschaftlichen und künstlerischen Mitarbei-
terInnen und 46 Prozent bei den Lehrkräften
für besondere Aufgaben. Die Beteiligung von
Frauen hat im letzten Jahrzehnt zwar in al-
len Qualifikationsstufen und Statusgruppen
kontinuierlich zugenommen, ist aber, außer
bei den Studierenden, noch weit von einer
paritätischen Beteiligung entfernt.
Differenziert man die Gruppe der Professo-
rInnen auch noch nach Besoldungsgruppen,
treten deutliche Unterschiede zutage. Je hö-
her die Besoldungsgruppe, desto niedriger ist
bildung
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Arbeitsplatz Hochschule
Eine Perspektive für junge Wissenschaftlerinnen?
der Anteil der Frauen. Während 38 Prozent
der Juniorprofessuren (W1) Frauen sind, liegt
der Frauenanteil bei den höchst dotierten
C4/W3-Professuren bei nur knapp 15 Prozent.
Es lassen sich jedoch Hochschulen identi-
fizieren, bei denen Frauen in allen Stufen im
Vergleich zum Landesdurchschnitt überdurch-
schnittlich beteiligt sind (z.B. Uni Düsseldorf,
Uni Köln, Uni Bielefeld), und solche, bei de-
nen eine unterdurchschnittliche Beteiligung
vorliegt (z.B. Fernuni Hagen, RWTH Aachen).
Im Durchschnitt ist in NRW nur jede fünfte
Leitungsposition einer Hochschule mit einer
Frau besetzt. Am höchsten ist der Frauenanteil
in den Hochschulräten mit 30 Prozent. Dage-
gen werden nur 19 Prozent der Rektorate und
10 Prozent der Fakultäten und Fachbereiche
von einer Frau geleitet. Die Unterschiede zwi-
schen den Hochschulen sind erheblich – ei-
nige Kunsthochschulen kommen, abgesehen
von dem gemeinsamen Hochschulbeirat aller
Kunsthochschulen, ohne eine Frau in einer
Leitungsposition aus.
Wissenschaftlerinnen in der Forschung
Wissenschaft ist Lehre und Forschung. Aber
wie versuchen sich Wissenschaftlerinnen in
der Forschung heute zu platzieren? Interes-
sant ist, dass Forschungsanträge von Wissen-
schaftlerinnen heute genauso erfolgreich sind
wie jene ihrer männlichen Kollegen. Es lässt
sich kein Unterschied in der Bewilligungs-
praxis feststellen. Die „Erfolgsrate“ reicht
isoliert betrachtet jedoch als Indikator für
die Fairness von Antragsverfahren nicht aus.
Erstens unterscheidet sich der Erfolg von Dis-
ziplin zu Disziplin. Zweitens ist die Anzahl der
Forschungsanträge von Wissenschaftlerinnen
weit geringer als die ihrer Kollegen: Beim
DFG-Normalverfahren 2004 stellten Frauen
in den Naturwissenschaften weniger als 9
Prozent der Anträge, in den Geisteswissen-
schaften weniger als 25 Prozent. Frauen be-
antragen im Schnitt auch deutlich niedrigere
Beträge als ihre Kollegen.
Um Frauen zu mehr Forschungsanträgen
zu motivieren, muss der Frauenanteil in den
Gremien der Forschungsförderorganisationen
erhöht und die Transparenz in der Forschungs-
förderung dringend gesteigert werden.
Karrieren im Wissenschaftssystem:
Leaky Pipeline
Geschlechterungleiche Bedingungen für
Karrieren im Wissenschaftssystem haben viel-
fältige Ursachen, strukturelle und individuelle.
Dazu zählen männliche Fachkulturen, Zugang
zu und Ausschluss aus informellen Netzwer-
Die Anzahl der Forschungsanträge von Wissenschaftlerinnen ist weit geringer als die ihrer Kollegen: Beim DFG-
Normalverfahren 2004 stellten Frauen in den Naturwissenschaften weniger als 9 Prozent der Anträge, in den
Geisteswissenschaften weniger als 25 Prozent. Foto: Fotolia