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punktlandung2014.1
SchuleuntermRegenbogen
Ausgelassene StimmungundRegenbogenflaggenauf demChristopher Streetday und
bekanntehomosexuelle Persönlichkeiten inPolitikundMedien – dieWelt für lesben,
Schwule, bisexuelle, Trans und inter* scheint doch inOrdnung. Schließlich lebenwir im
21. Jahrhundert. dieRealität ist dort jedochnochnicht angekommen. dieArbeitsgruppe
lSbTi* inder gEWnRW setzt sichdeshalb für echtegleichstellung ein.
„W
erden die denn heute überhaupt noch diskriminiert?“,
magmanche_r angesichts eingetragener Lebenspartner-
schaft, EU-Grundrechtecharta und Allgemeinem Gleich-
behandlungsgesetz (AGG) fragen. Spätestens der zweite
Blick ergibt jedoch ein anderes Bild: Die Lebenspartner-
schaft ist noch nicht der Ehe gleichgestellt oder gar die
Ehe geöffnet. Das AGG gibt kirchlichen Arbeitgebern
ausdrücklich Ausnahmerechte zur Diskriminierung. Das
Coming-out von Politiker_innen sorgt immer noch für
Schlagzeilen – und das eines männlichen Fußballprofis
ist einemediale Sensation. Politische und religiöse Rech-
te versuchen, sich mit medialen Rollback-Versuchen auf
Kosten der sexuellenMinderheiten zu profilieren.
d
ie gesellschaftliche Wirklichkeit ist widersprüchlich,
auch und gerade in der Schule: Zum Glück gibt es in-
zwischen an einigen Schulen einzelne homosexuelle
Lehrkräfte oder Schüler_innen, die keine Schwierigkeiten
haben, obwohl sie ihre Orientierung im sozialen Um-
gang ähnlich erkennen lassen wie das Heterosexuelle
tun – beim Erwähnen von Familienstand, Freundschaf-
ten, Kino- oder Diskobesuchen. Nach geschätzten Bevöl-
kerungsanteilen von fünf bis zehn Prozent wäre aber in
jedem Kollegium und in fast jeder Klasse mit homose-
xuellen Lehrkräften und Schüler_innen zu rechnen. Die
Mehrheit davon scheint es für klüger zu halten, ihre Ori-
entierung geheimzuhalten.
d
ie Bielefelder Sonderauswertung zur gruppenbezoge-
nenMenschenfeindlichkeit legtnahe, dassverschiedenen
Formen von Ausgrenzung wie Homo- und Transphobie,
Fremdenfeindlichkeit und Rassismus gemeinsame Ursa-
chen und Strukturen zugrunde liegen. Die AG LSBTI* in
der GEWNRW fordert daher eine Studie zur Akzeptanz-
situation an Schulen. Sie macht sich stark für die Auf-
nahme des Themas LSBTI* in Lehrpläne und Richtlinien,
für Pflichtmodule zu LSBTI* und zum Umgang mit Ho-
mophobie in der Aus- und Fortbildung von Lehrkräften
sowie für eine selbstverständliche Berücksichtigung von
LSBTI* in Schulbüchern. Gleichzeitigbegleitet dieAG kri-
tisch den „Aktionsplan für Gleichstellung undAkzeptanz
sexueller und geschlechtlicher Vielfalt“ der Landesregie-
rung. Bis heutemangelt es darin an der Umsetzung des
AGG, etwa durch ein Landes-Antidiskriminierungsgesetz
mit Ansprechpartner_innen und Verfahrensregelungen
in Schulen und Schulverwaltung.
bodobusch
AG LSBTI* in der GEWNRW
Die Abkürzung LSBTI* steht für lesbisch, schwul, bisexuell, trans*
(transsexuell/transgender/transident) und intergeschlechtlich. Das
Sternchen steht für weitere Selbstbezeichnungen. Teilweise wird bei
der englischen Bezeichnung noch einQ für queer ergänzt (vgl. queer
theory).
LSBTI* inderGEW
Die GEW bezieht mit Beschlüssen
schon länger lesben- und schwulen-
politisch Position, gibt Studien und
Rechtsratgeber heraus – ein Allein-
stellungsmerkmal gegenüber denan-
deren berufsständischen Lehrerver-
bänden. Seit über zehn Jahren gibt
es in verschiedenen Stadtverbänden
in NRW immer wieder kurzzeitig oder längerfristig Selbsthilfe-
gruppen lesbischer Lehrerinnen oder schwuler Lehrer, aktuell
in Köln und in Münster. Im Juli 2013 konstituierte sich eine
dauerhafte Arbeitsgemeinschaft (AG) LSBTI* in der GEW
NRW. Die AG verstetigt die Verbindung zur Bundesebene, zu
und zwischen örtlichen Gruppen. Sie nimmt gern Kontakt zu
Gruppen in weiteren Stadtverbänden auf und sucht auch für
dieAG auf Landesebene engagierteMenschen!
Kontakt zur Ag lSbTi*
Web
E-Mail
Telefon
0221/9232930 (BodoBusch)
punktgenau
Foto: fotolia.com/ Vesna Cvorovic
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