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nds 3-2013
Leserbriefe
Betr.: nds 11/12-2012, Fachtagung
Herkunftssprachen
So wie ich in dem Beitrag wiedergegeben
werde, sage ich genau gar nichts. Ich habe aber
sehr wohl etwas gesagt. Auf diesem Wege möchte
ich mich nun selbst zitieren: „Es ist nicht mehr
zeitgemäß, zu solch einem wichtigen Thema 'nur‘
die HSU-Kolleginnen und -Kollegen sowie freiwil-
lige Interessenten einzuladen.“ Das kommt der
Redewendung gleich, dass man offenbar Eulen
nach Athen trägt. Wer soll denn hier wen wovon
überzeugen? „Die Frage der sprachlichen Bildung
und somit auch die Mehrsprachigkeit gehören
unmittelbar und unbedingt in den Bereich der
Schulentwicklung. Aus diesem Grund sollte künftig
der Kreis der Adressaten erweitert werden. In diese
Diskussion gehören die FK-Vorsitzenden aller in
den Schulen vertretenen Sprachen sowie Steuer-
gruppen- und Schulleitungsmitglieder. Nur so kön-
nen die vielfältigsten Interessen geklärt, Probleme
aus verschiedenen Perspektiven betrachtet und
Lösungen angestrebt werden, die unseren Schüle-
rinnen und Schülern und somit der Zukunft dieser
Gesellschaft zu Gute kommen.“ Das hatte ich
gesagt. Mit herzlichen Grüßen aus Wanne-Eickel
Hatice Aksoy-Woinek
Betr.: nds 1-2013, Filmpädagogik –
Klappe! Die Erste ...
Mit Interesse, aber auch Verwunderung habe ich
in nds 1-2013 den Artikel „Filmpädagogik in der
Praxis. Klappe! Die Erste...“ gelesen. Das Interesse
rührt daher, dass ich Film als Fach in Vollzeitstu-
diengängen unterrichte und an meiner Schule
(Hans-Böckler-Berufskolleg) Film zudem integraler
Bestandteil von Fächern wie Deutsch, Englisch,
Politik und Mathe ist. Und natürlich begrüße ich es,
wenn die GEW sich mit dem Thema Filmbildung
auseinandersetzt. Verwundert bin ich allerdings
über den Inhalt des Artikels. Zum einen denke ich,
dass Filmbildung im Unterricht stattfinden muss,
wenn sie nachhaltig sein soll und Festivals immer
nur eine Ergänzung sein können. Zudem dient
Filmbildung nicht in erster Linie der Filmkunst,
sondern der Bildung, letztlich der politischen Bil-
dung, wird Weltwissen heute doch vornehmlich
über (bewegte) Bilder vermittelt. Und wer am
gesellschaftlichen Leben teilhaben will, muss diese
Bilder „lesen“ können.
Sicher könnte es ein mehr an konkreten Anre-
gungungen und Ermutigungen geben. Aber im-
merhin hat das Schulministeriumdoch gemeinsam
mit dem LWL Medienzentrum für Westfalen seit
Jahren die landesweite Initiative „FILM+SCHULE
NRW“ initiert, die neben den Schulkinowochen vor
allem hervorragende Lehrerfortbildungen anbie-
tet (u.a. eine landesweite Moderatorenfortbildung
zum Filmlehrer) und Material herausbringt (Film-
bildungsstick). Ein Hinweis darauf wäre sicherlich
angebracht gewesen. Sicher ist eine Filmbildungs-
DVD zu begrüßen, ich will an dieser Stelle aber
auch auf das Filmbildungsportal des WDR „dok-
mal“ verweisen, auf dem neben den wesentlichen
Themen zum Film vor allem auch Unterrichtsma-
terialien zur Filmbildung mit Arbeitsblättern ab-
zurufen sind. Leider fehlt auch dieser sicherlich für
LehrerInnen dienliche Hinweis. Im übrigen gibt es
auch in Münster eine Kinder-Film-Uni und in NRW
diverse Schulen, an denen Film auch im Unterricht
Beachtung findet (auch in der gymnasialen Ober-
stufe).
Leo Hansen, Münster
Betr.: nds 2-2013, Seite 8-9, Inklusion
Zum Inklusions-Artikel möchte ich einige
Anmerkungen machen. Im Februar/März war
Tarifrunde – also Arbeitskampf. Ich machte als
angestellter Lehrer mit und scheute nicht Ärger
oder Verdienstausfall, weil mir meine Selbstach-
tung und der Respekt des Arbeitgebers wichtig
sind. Wieso diese Vorbemerkung? Nun, der
Tenor des Inklusions-Artikels ist nach meinem
Eindruck noch zu sehr als Ratgeber oder gar
Bitte an die Politik verfasst. Böse gesagt, Bitten
an hartgesottene Ministerinnen sind unoriginell,
erfolglos und erinnern an die Gebetsmühlen des
Beamtenbundes, man möge doch bitte bitte
ernst genommen werden. Dass die gleiche Mi-
nisterin beim Arbeitskampf dann genug Respekt
vor uns hat, um die berechtigten Forderungen
zu erfüllen, ist unwahrscheinlich.
Die Lehrkräfte waren auch vor der Erfin-
dung der „Inklusion“ bereits fast alle überlas-
tet – oder nicht? Vergleiche zeigen (bitte mit
Zahlen, siehe e&w), dass die finnische Sek.
I- Lehrkraft 5-mal mehr Zeit und Aufmerksam-
keit pro SchülerIn hat wie eine im angeblichen
Land der Dichter und Denker.
Es wurde berichtet von Doppelbesetzung
mit 16 Lernenden bei 23 Wochenstunden der
Lehrkräfte. Da ist jeder Vergleich eine erschre-
ckende Ungerechtigkeit.
Kann es sein, dass wir uns seit Jahren mit
Methodendiskussionen von der teuren und har-
ten Frage der Investitionen und Ressourcen
ablenken lassen und da auch noch eilfertig und
willfährig mitmachen? Kann es sein, dass diese
Diskussionen mit den 1000 Schlagworten zur
Spaltung der Kollegien benutzt werden – in
neu oder progressiv und altmodisch und eher
verstaubt und dass wir auch daher Probleme
haben, ein kollektives gewerkschaftliches oder
wenigstens erst einmal ein arbeitnehmerisches
Bewusstsein zu entwickeln? Sind nicht auch
deshalb viele ältere, erfahrene KollegInnen im
Schongang oder einfach im Rückzug, weil sie
den Alltag sonst gar nicht mehr aushalten wür-
den, ohne für ihre Lebensleistung allerdings den
gebotenen Respekt zu erhalten.
Wenn der „Prozess“ „Inklusion“ nur durch das
„hohe Engagement“ der KollegInnen möglich ist
– dann ist er schlecht organisiert, unterfinanziert
und muss aufhören. Soll das heißen, unsere Ge-
werkschaft fordert noch mehr Engagement von
ihren Mitgliedern? Wir können nicht 30 bis 40
Jahre „Ausnahmezustand“ – das macht uns ka-
putt. Wenn, wie geschildert, Grundschulen keine
sozialpädagogische Unterstützung bekommen,
sollte die Schulleiterin die Förderkinder wegschi-
cken, weil sie sie nicht qualifiziert unterrichten
kann – z. B. zum Schulamt. Förderschulkolle-
gInnen mit Fahrlehrer-Job sollten ihrem Stun-
denplan widersprechen, Personalrat informieren
und Rechtsschutz einholen. Klage auf Verbleib
im vorherigen Zustand oder Dienstwagen und
Wochenstunden angemessen reduzieren lassen.
Nach dem Lesen des Artikel habe ich gelernt,
dass das wuchtige menschen- und lehrkräfte-
verachtende Durchdrücken von „Inklusion“ nicht
wirksam benannt, bekämpft und der geltende
Arbeitsschutz und die Arbeitnehmerrechte nicht
mit voller Härte verteidigt wird. Während die
konzeptionelle und faktische Überforderung der
Lehrkräfte in den Klassen verbale Proteste
auslöst, werden durch die Liquidierung der
Förderschulen Fakten geschaffen. Im Wesent-
lichen spart NRW eine Menge Geld – auf
Kosten unserer Gesundheit. Mit gewerkschaft-
lichen Grüßen
Guido Bley, Königswinter