nds: Frau Arnsmann, Sie sind seit drei Jah-
ren Schulleiterin der Gesamtschule Heiligen-
haus. Eine Ihrer Aufgaben besteht darin, im-
mer wieder neue Kolleginnen und Kollegen ins
Kollegium zu integrieren, wie machen Sie das?
Gabriele Arnsmann:
Im Laufe der Jahre ha-
ben sich unterschiedliche Bausteine entwickelt,
die ich teilweise schon von meinen Vorgänge-
rinnen übernommen habe. Sobald die neuen
Kolleginnen oder Kollegen den Vertrag für un-
sere Schule unterschrieben haben, verabrede ich
mit ihnen einen Gesprächstermin mit mir und
meinem Stellvertreter Herrn Trapp. Wir neh-
men uns die Zeit, den neuen Kolleginnen und
Kollegen die ersten wichtigen Informationen zu
unserer Schule zu geben. Dazu zählen unter an-
derem eine Einführung ins virtuelle Lehrerzimmer,
Informationen zum Stundenplan und eine Abfra-
ge zur Unterrichtsverteilung. Zum Abschluss des
Gespräches lade ich die neuen Kolleginnen und
Kollegen dann entweder zur Weihnachtsfeier oder
zum Schuljahresabschlussfest des Kollegiums ein.
Das ermöglicht im entspannten Rahmen ein
erstes Kennenlernen des Kollegiums.
nds: Das heißt, die Integration ins Kollegi-
um erfolgt schon vor Dienstbeginn?
Arnsmann:
Ja, aber sie hört dort noch nicht
auf. Mit dem Dienstbeginn erhalten die neuen
Kolleginnen und Kollegen einen Paten bezie-
hungsweise eine Patin. Sie sind die Ansprechpart-
ner und Ansprechpartnerinnen für die großen und
kleinen Fragen im Alltag. Außerdem ermöglichen
sie eine schnelle Anbindung an das Kollegium.
Wählen sich die Berufseinsteigerinnen und
Berufseinsteiger die Paten selbst?
Arnsmann: In der Regel schlagen wir als
Schulleitung einen Paten beziehungsweise ei-
ne Patin vor, da die neuen Kolleginnen und
Kollegen ja noch niemanden kennen. Dabei
schauen wir genau hin und achten darauf, dass
die Patinnen und Paten im gleichen Jahrgang
unterrichten und selbst gut informiert sind.
Gelegentlich kommt es aber auch vor, dass die
Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger zwei
Paten haben. Dann kommt zu dem Paten, der
sich aus dem Vorschlag der Schulleitung ergibt,
noch ein Pate aus einer der beiden Fachkonfe-
renzen dazu. Hier bitten wir in der Regel den
Fachkonferenzvorsitzenden um Hilfe bei der
Auswahl der passenden Person.
nds: Das Patenkonzept ermöglicht also
eine schnelle Kontaktaufnahme mit dem Kol-
legium. Gibt es weitere Bausteine zur Inte-
gration der neuen Kolleginnen und Kollegen?
Arnsmann:
Ja, nach circa drei Monaten lade
ich die neuen Kolleginnen und Kollegen ge-
meinsam mit dem Schulleitungsteam zu einer
Gesprächsrunde bei Kaffee und Kuchen ein.
Hier findet dann ein reger Austausch statt und
schnell vergeht dabei ein ganzer Nachmittag.
nds: Das kann an einer Gesamtschule
schnell eine große Runde werden.
Arnsmann:
Bei der letzten Dienstbespre-
chung waren wir elf Personen, sechs davon
waren Schulleitungsmitglieder. Mir ist dieser
Baustein besonders wichtig, weil er die Kommu-
nikation zwischen den neuen Kolleginnen und
Kollegen und der Schulleitung fördert. Außer-
dem eröffnet dieser Baustein die Möglichkeit der
Reflektion der ersten Zeit an der neuen Schule.
Die Kolleginnen und Kollegen können evaluie-
ren, wie ihr Start bei uns gelungen ist. Für uns
als Schulleitung bieten diese Rückmeldungen
ein wichtiges Steuerungsinstrument, denn wir
können sehen, wo es noch nicht so rund läuft
und Unterstützung notwendig ist. Außerdem er-
halten wir wertvolle Impulse über unsere Arbeit,
denn auch wir sind nicht vor Betriebsblindheit
geschützt. Wir lernen immer wieder dazu.
nds
:
Und nach drei Monaten hat sich dann
sicher schon das neue Kollegium gefunden.
Arnsmann:
Viele Kolleginnen und Kollegen
sind nach dieser Zeit sicherer und haben sich in
das Kollegium integriert. Mir ist das sehr wichtig.
Deshalb führe ich auch im Laufe des ersten Jahres
bei uns an der Schule mit den neuen Lehrerinnen
und Lehrern ein etwa einstündiges persönliches
Gespräch, um den guten Kontakt zu erhalten
und fortzuführen, die Kolleginnen und Kollegen
besser kennen zu lernen und diese Möglichkeit
auch umgekehrt einzuräumen, Räume für die
Entfaltung von Kompetenzen und Fähigkeiten zu
schaffen, von den Stärken, Planungen, Idealen
und Zielen der neuen Kolleginnen und Kollegen
zu hören und damit letztlich auch die Corporate
Identity zu wecken und zu stärken.
nds: Das klingt alles nach einem konzeptio-
nell durchdachten und begleiteten Einstieg für
BerufseinstiegerInnen.
Arnsmann:
Wir hoffen, dass die Kolleginnen
und Kollegen das auch so empfinden. Denn die-
ses Konzept der Schulleitung wird ergänzt durch
einen Baustein unseres sehr aktiven Lehrerrates,
der die neuen Kolleginnen und Kollegen eben-
falls von Beginn an begleitet: ein gemeinsames
Abendessen in einem Heiligenhauser Restau-
rant ist seit langem Tradition.
Zusätzlich arbeiten wir derzeit daran, eine
weitere Ebene strukturell zu verankern: Die di-
daktische Leiterin Frau Kensy-Rinas möchte einen
weiteren Baustein umsetzen, der die Berufseinstei-
gerinnen und -einsteiger durch unterschiedliche
pädagogische Themenmodule in der täglichen
pädagogischen Arbeit unterstützt. Damit erfährt
unser Konzept seinen letzten Schliff. So werden un-
sere „Neuen“ dann ein ganzes Jahr gut begleitet.
nds: Dafür wünschen wir Ihnen gutes Ge-
lingen und bedanken uns für das angenehme
Gespräch.
r
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Thema
Neue KollegInnen integrieren – wie geht das?
„Wir nehmen uns Zeit.“
Nicht nur das Kollegium, auch Schulleitungen können entscheidend dazu
beitragen, neuen Lehrkräften den Berufseinstieg zu erleichtern. Gabriele Arns-
mann ist seit drei Jahren Schulleiterin der Gesamtschule Heiligenhaus. Carmen
Tiemann, nds-Redaktionsmitglied, hat gefragt, wie an ihrer Schule der Start für
BerufseinsteigerInnen möglichst reibungslos gestaltet wird.
Gabriele Arnsmann, Schulleiterin der Gesamtschule
Heiligenhaus.