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nds 1-2013
Dr. Michael Wildt
Gesamtschullehrer in
Nordwalde, praktischer Leh-
rerausbilder (Mathematik)
am Studienseminar Münster
(Gymnasium/Gesamtschule)
und Mitglied des Kompetenz-
teams Steinfurt.
gemeinsam reflektiert. Nicht alles klappt auf
Anhieb, aber die Gruppe stützt ihre Mitglieder.
Die Heterogenitätstauglichkeit zeigt sich, wenn
mehrere Personen mit gleichen Materialien in
verschiedenen Klassen arbeiten, zum Beispiel
in einer Hauptschul- und einer Realschulklasse.
Pilotvorhaben in Ascheberg
und Billerbeck
An den beiden 2011 im Rahmen des Schul-
versuchs gegründeten Gemeinschaftsschulen
im Regierungsbezirk Münster läuft seit der
Mitte des Schuljahres 2011/12 das Pilotpro-
jekt der Fortbildungskonzeption. Als Initial-
zündung fand an beiden Schulstandorten eine
Informationsveranstaltung zur Maßnahme für
alle Kolleginnen und Kollegen der betroffenen
Schulen statt. Es kam zu teilweise heftigen
kontroversen Diskussionen. Einige Betroffene
bezweifelten den Sinn der Maßnahme, da die
neue Schule nicht an der Vernetzung mit den
auslaufenden Schulen interessiert sei – Vor-
behalte gegenüber den neuen Schulen, resul-
tierend aus Verletzungen bei Auseinanderset-
zungen im Gründungsprozess, aber auch aus
Nichtverstehen von Konzeption und gerade
beginnender Praxis der neuen Schule.
Dennoch bildet sich an beiden Standorten
eine etwa 15 Personen umfassende Gruppe
von Interessierten. Die ersten Workshops beider
Gruppen lagen im letzten Drittel des vergange-
nen Schuljahres, drei bis vier weitere Workshops
finden in der ersten Hälfte des laufenden Schul-
jahres statt. Nach dem ersten Jahr entscheidet
die Gruppe, ob sie ein zweites Jahr in der glei-
chen Konstellation weitermachen möchte.
TeilnehmerInnenkreis und ModeratorIn er-
arbeiten das Programm der Fortbildung. Als
Reflex auf die spezifische Situation vor Ort
führen beide Gruppen zunächst eine Stärken-
analyse der bisherigen Schulen durch, um sich
zu vergegenwärtigen, welches Wissen und
welche Erfahrungen die Gruppenmitglieder
für die neue Schule verkörpern. Anschlie-
ßend erfolgt eine „Einsichtnahme“ in die Ar-
beitsweise der neuen Schule, zunächst durch
Vortrag durch eine/n VertreterIn des neuen
Systems, dann durch eine gemeinsam vor- und
nachbereitete Hospitation.
Als nächsten Schritt erarbeiten die Grup-
penmitglieder Unterrichtsmaterialien für ihre
Lerngruppen. Diese sind so konstruiert, dass
sie auch im entsprechenden Jahrgang der im
Aufbau befindlichen Schule einsetzbar wären.
Damit sind die Materialien so heterogeni-
tätstauglich, dass sie in allen Schulformen
der auslaufenden Schulen parallel genutzt
werden können.
Konzepte und Materialien werden im Un-
terricht erprobt und reflektiert, so dass jedes
Gruppenmitglied praktische Erfahrungen mit
den Unterrichtsformen sammeln kann, die für
die neue Schule bedeutsam sind.
Übertragung der Piloterfahrungen
Die Pilotphase ist noch nicht abgeschlos-
sen. Vorerst schafft die Bezirksregierung
Münster die Rahmenbedingungen, so dass
die regionalen Kompetenzteams an allen
Neugründungsstandorten des Jahres 2012
die Einrichtung einer Fortbildungsgruppe er-
möglichen können.
Bis zum Halbjahreswechsel sollen alle in
Frage kommenden Lehrkräfte in einer Veran-
staltung über das Angebot informiert werden.
Erfreulich wäre, wenn sich an allen Stand-
orten eine Gruppe bilden würde. Doch das
hängt von den Interessen der Beteiligten vor
Ort ab – und spiegelt damit getreulich die
„Philosophie“ des neuen Schulgesetzes wider.
Michael Wildt
Das Raumangebot in Billerbeck eignet sich hervorragend für die neue
„
Schule für alle“. Das Gebäude der Haupt-
schule (oben) ist komplett energetisch saniert und bietet interessante Klimaschutz-Technik. Auch das Gebäude
der Realschule ist weitgehend energetisch saniert. Schülern und Lehrern bieten sich zeitgemäße Unterrichtsbedin-
gungen (Foto S. 29).
Fotos: Gemeinschaftsschule Billerbeck