26
ARBEITSPLATZ
Lehrkräfte mit Zuwanderungsgeschichte
Größere Vielfalt im Lehrerzimmer
Aktuell besitzen etwa 26 Prozent aller
SchülerInnen einen Migrationshintergrund –
in den unteren Jahrgangsstufen liegt der An-
teil zumeist weit darüber, insbesondere in den
Ballungsgebieten. Laut Mikro-Zensus beträgt
aber gleichzeitig der Anteil der Lehrkräfte mit
Zuwanderungsgeschichte nur ca. 4,6 Prozent.
Dabei sind gerade sie sichtbare Beispiele für
einen gelungenen Aufstieg durch Bildung,
verkörpern sie doch das, was gesellschaftlich
gelingen muss. Zudem stellen sie – mit ihrem
jeweils individuellen kulturellen und sozialen
Das Projekt „Lehrkräfte mit Zuwanderungsgeschichte“ wurde im Jahr 2006
vom Ministerium für Schule und Weiterbildung in Kooperation mit dem nord-
rhein-westfälischen Integrationsministerium initiiert. Der Ausgangspunkt die-
ses Projekts war, dass Lehrkräfte mit Zuwanderungsgeschichte in mehrfacher
Hinsicht eine wichtige Rolle im Bildungssystem übernehmen können.
Kapital – eine Ressource für jede Schule dar.
Ihre Kompetenzen gehen über die rein profes-
sionellen hinaus und können im Prozess einer
interkulturellen Schulentwicklung, wie er von
der Landesregierung gewünscht wird, genutzt
werden. Sie können systematisch zum Abbau
institutioneller Diskriminierung beitragen
und symbolisch eine Kultur des Willkommen-
Seins und der Anerkennung repräsentieren.
Das Herzstück des Projekts stellt das Netz-
werk der Lehrkräfte mit Zuwanderungsge-
schichte mit seinen über 400 Mitgliedern dar.
Die vielfältigen Potenziale der Netzwerkmit-
glieder, vor allem in den Bereichen Mehrspra-
chigkeit und interkulturelle Kompetenzen,
können in vielfältigen Kontexten umfassend
eingebracht werden.
Das Projekt führt mannigfaltige Aktivi-
täten durch, die auf drei zentrale Handlungs-
felder zurückgehen.
Potenziale gewinnen
Die Werbung für den Lehrerberuf unter
Schülerinnen und Schülern mit Zuwande-
rungsgeschichte ist ein fundamentales An-
liegen. So wirbt das Projekt offensiv für
den Lehrberuf auf einschlägigen Messen für
Abiturientinnen und Abiturienten oder auch
bei Tagen der offenen Tür an den Zentren für
schulpraktische Lehrerausbildung (ZfsL).
Ausbildung begleiten
Mit dem Aufbau von Studierenden-Netz-
werken an Universitäten fördert das Projekt
Lehramtsstudierende mit Zuwanderungsge-
schichte, indem ihre Initiative und ihr Enga-
gement unterstützt werden. So haben sich
in den letzten Jahren mehrere Studierenden-
netzwerke an verschiedenen Universitäten
gebildet. Außerdem möchte das Projekt in
Zukunft verstärkt mit den ZfsL Ausbildungs-
konzepte erarbeiten, um alle Lehramtsanwär-
terinnen und -anwärter auf die Heterogenität
im Berufsfeld „Schule“ vorzubereiten.
Personalentwicklung gestalten
Das Projekt widmet sich den Kolleginnen
und Kollegen mit Zuwanderungsgeschichte,
die bereits im Schuldienst tätig sind. Es wer-
den Angebote zur Weiterqualifizierung der
Netzwerkmitglieder erarbeitet, beispielsweise
bei den alljährlichen Jahrestagung. Zudem
wird die Möglichkeit der kollegialen Beratung
geboten.
Im Jahr 2012 standen einige personelle
und strukturelle Veränderungen im Projekt
an: So eröffnete die Landeskoordination, die
an die RAA-Hauptstelle angebunden ist, die
neue Landesgeschäftsstelle in der Düssel-
dorfer Altstadt. Die Räumlichkeiten, die zu-
sammen mit dem Elternnetzwerk NRW e.V.
in einer Bürogemeinschaft genutzt werden,
sind am 31. August feierlich von der Präsi-
dentin des Landtags NRW, Carina Gödecke,
eröffnet worden. Der Landeskoordinator des
Projekts, Mostapha Boukllouâ, der im Februar
die Nachfolge von Dr. Antonietta Zeoli ange-
treten hat, freute sich über die zahlreichen
Besucherinnen und Besucher, darunter auch
einige Landtagsabgeordnete und Vertreter
der verschiedenen Ministerien.
Um auch in Zukunft Schulentwicklung
aktiv mitzugestalten, ist eine zielgerichtete
p us
Zur Person
Mostapha Boukllouâ, geboren in Nador
(Marokko); Abschlüsse: Lehramt Sekun-
darstufe I/II mit den Fächern Deutsch,
Geschichte, Französisch, Master of Public
Management.
Seit 2007 engagiere er sich ehren-
amtlich im Netzwerk der Lehrkräfte mit
Zuwanderungsgeschichte; von 2009-2011
war ich tätig als Geschäftsführer der
START-Stiftung, dem Stipendienpro-
gramm der Hertie-Stiftung (dafür vom
Land NRW beurlaubt); seit Februar 2012
bin ich als Landeskoordinator des Pro-
jekts Lehrkräfte mit Zuwanderungsge-
schichte abgeordnet und Nachfolger von
Dr. Antonietta Zeoli.
1...,16,17,18,19,20,21,22,23,24,25 27,28,29,30,31,32,33,34,35,36,...40