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ARBEITSPLATZ
Mit der letzten Tarifrunde im Jahr
2011 konnten wir den Tarifvertrag für
Lehrkräfte nicht durchsetzen. Zwei
Warnstreik-Tage waren zu wenig, um
genügend Druck auf die Arbeitgeber-
seite auszuüben und das große Ziel,
den eigenen Tarifvertrag für Lehrkräf-
te mit verhandelter Eingruppierungs-
ordnung zwischen Arbeitgeber und
Gewerkschaft durchzusetzen. Aber
wir werden nicht aufgeben, sondern
formieren uns für einen neuen Anlauf.
Auf einen langen Atem haben wir uns
eingestellt.
Lehrkräfte brauchen einen Tarifvertrag
Vorsicht, ansteckend: Der L-EGO-Virus!
Rund 500 Euro monatlicher Gehaltsunter-
schied bedeuten die Differenz zwischen einem
tarifbeschäftigten und dem verbeamteten
Kollegen. Trotz gleicher Ausbildung an der
Universität sind dies nach 25 gemeinsamen
Arbeitsjahren rund 150.000 Euro netto ge-
sammelter Gehaltsunterschied.
Gleiches Geld für gleiche Arbeit
Seit langem setzt sich die GEW für das ge-
werkschaftliche Prinzip gleiches Geld für glei-
che Arbeit ein. Qualifikation und Kompetenz
müssen zentraler Maßstab für die Entlohnung
sein. Auch in anderen Bereichen der Arbeits-
welt wird seit langem um die Durchsetzung
des gleichen Rechts (Leiharbeit) gerungen
und oftmals dauert es lange, bis die Beschäf-
tigten gemeinsam Erfolge erzielen konnten.
Die langfristige Hauptforderung der GEW
ist die gleiche Eingruppierung aller Lehrämter,
denn ein zukunftsfähiges Tarifsystem kann
nur bedeuten: gleiche Bezahlung für alle voll
ausgebildeten Lehrkräfte, egal in welcher
Schulform sie tätig sind, zu erreichen. Ange-
sichts der stetig wachsenden pädagogischen,
lernorganisatorischen und didaktisch-metho-
dischen Kompetenzen an das Lehrpersonal
Arbeit – das können wir nur gemeinsam er-
reichen, auch wenn es möglicherweise lange
dauert und wir einen langen Atem brauchen.
Wie stark eine Gewerkschaft in Tarifver-
handlungen auftreten kann, hängt auch von
der Zahl der Kolleginnen und Kollegen ab, die
das gleiche Ziel in den Streiklokalen und auf
der Straße vertreten.
Alle gemeinsam – jetzt!
Dazu müssen alle Betroffenen zu Beteilig-
ten werden und gemeinsam das berechtigte
Anliegen in der nächsten Tarifauseinanderset-
zung vertreten. Wir brauchen die tariflich be-
schäftigte Grundschul-Kollegin, die trotz glei-
cher Ausbildung und Universitätsabschluss
zwei Entgeltgruppen niedriger eingestuft ist.
Wir brauchen die/den sog. „NichterfüllerIn“,
die/der mit derselben Arbeit in der Schule
schlechter bezahlt wird und keine Aufstiegs-
chance innerhalb des bestehenden Tarifsys-
tems hat. Wir brauchen den Werkstattlehrer,
der am Berufskolleg oft wie ein Studienrat ar-
beitet, aber 3 bis 4 Stufen schlechter bezahlt
wird. Wir brauchen alle tarifbeschäftigten
Kolleginnen und Kollegen, damit der gleiche
Lohn für die gleiche Arbeit durchgesetzt wer-
den kann.
Demokratie und Sozialstaat
In Schule und Unterricht sind Demokratie
und Sozialstaat Prinzipien des Unterrichts.
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p us
– und zwar in allen Schulformen – ist es ein
Anachronismus, die bestehende Einkommens-
differenzierung aufrecht zu erhalten.
Ausverhandelte Eingruppierung aller
Tarifbeschäftigten
Seit den 60er Jahren des letzten Jahrhun-
derts bestimmen die Arbeitgeber – heute: die
Tarifgemeinschaft der Bundesländer (kurz:
TdL) – über die Eingruppierung und Be-
zahlung der tarifbeschäftigten Lehrerinnen
und Lehrer. Einen zwischen Arbeitgebern und
Gewerkschaft ausverhandelten Tarifvertrag
inklusive einer Eingruppierungsordnung gibt
es nicht. Aus unserer Sicht ist dies nach wie
vor ein Skandal und länger nicht hinnehmbar.
Leider ist es bislang nicht gelungen, die
notwendige Stärke im Rahmen von Streikmaß-
nahmen zu erreichen. Dies war trotz der kre-
ativen Aktionen der beteiligten Kolleginnen
und Kollegen an den Warnstreiktagen in 2010
und 2011 noch zu wenig. Wir müssen mehr
werden!
Was tun? Was tun!
Wer nicht streikt, erreicht auch nichts.
Dieser Satz, so einfach er klingen mag, ist
zutreffend. Wenn die tarifbeschäftigten Kol-
leginnen und Kollegen nicht selbst für ihre
Sache eintreten, lässt sich das große Ziel des
Tarifvertrages mit Eingruppierungsordnung
nicht erreichen. Gleiches Geld für gleiche
Beim Streik in Soest machen angestellte KollegInnen die unterschiedliche Bezahlung zum Thema.
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