len, aber die Studienplätze decken nur den
„Normalbedarf“ eines Jahrganges. Es ist nur
zu begrüßen, wenn der Anteil der Schulabsol-
ventInnen, die ein Hochschulstudium aufneh-
men wollen, steigt. Die OECD Studien hatten
der Bundesrepublik immer wieder bescheinigt,
dass bei uns im internationalen Vergleich die
Studierendenquote zu gering ist. Nun bessert
sich dies und überlagert sich mit der gestie-
genen Nachfrage der doppelten Abiturjahr-
gänge. Der Ausbau der Hochschulen hat also
mit der gesellschaftlichen Entwicklung nicht
Schritt gehalten. Ein Versäumnis der Politik, das
junge Leuten nun um die Chancen eines guten
Starts in Studium und Beruf bringen kann.
Grundfinanzierung wächst mit dem
notwendigen Ausbau nicht mit
Ohnehin ist festzustellen, dass die verläss-
liche Grundfinanzierung der Hochschulen, die
eine längerfristige Planung erlaubt, mit dem
notwendigen Ausbau nicht mitwächst. Im
Gegenteil: Ihr Anteil geht an den insgesamt
zur Verfügung stehenden Mitteln prozentual
zurück, da die Politik zunehmend befristete
Sonderprogramme auflegt und die Hochschu-
len verstärkt zur Drittmitteleinwerbung auf-
fordert – eine Entwicklung, die auch von den
großen Wissenschaftsorganisationen immer
wieder kritisiert wird (s. Online-Infokasten).
Die NRW-Ministerin fordert den Bund nun
auf, für die Bewältigung der doppelten Abi-
turjahrgänge vor dem Hintergrund ohnehin
steigender Erstsemesterzahlen deutlich mehr
Mittel bereitzustellen.
Die Zeit ist knapp
Und die Zeit ist knapp. Gut ausgebildetes
Lehrpersonal kann nicht von heute auf morgen
gewonnen werden. Die Anmietung geeigneter
Räumlichkeiten erfordert einen Vorlauf und erst
recht ist der Bau neuer Hörsäle sehr langwierig.
Eine positive Rückmeldung aus Berlin ist
bisher nicht erfolgt. Man verweist auf die
bisher zugesagten Mittel und die Verantwor-
tung der jeweiligen Länder. Derweil laufen die
Hochschulen voll, werden Vorlesungen in Bau-
märkten und Kinosälen gehalten. Die Mensen
ferenz, anmerkte, dass sie unzureichend sei.
Denn es müssen ja nicht nur die Studienplät-
ze mit der Bereitstellung von zusätzlichem
Lehrpersonal und Veranstaltungsräumen/
Laboren geschaffen werden. Die gesamte
Infrastruktur einer Hochschule mit Bera-
tungseinrichtungen, Studierendenservices
wie z. B. Prüfungsämtern, Zulassungswesen,
aber auch die Bibliotheksausstattung sowie
Wohnheimplätze und Mensaausbau müssen
daraus finanziert werden.
Nach oben korrigiert
Für NRW, das in der zeitlichen Staffelung
der Umstellung erst 2013 den doppelten
Abijahrgang erleben wird, war damals eine
zusätzliche Anfängerzahl von 90.000 Erst-
semestern von den Bildungsplanern abge-
schätzt worden.
Nach Aussetzung der Wehrpflicht wurde
dies noch leicht nach oben korrigiert –
letztlich eine Zahl von 97.000 zusätzlichen
Studienplätzen, von der man heute weiß,
dass sie viel zu gering angesetzt wurde. Das
Ministerium hat diese Planung vor mehreren
Wochen nun deutlich verändern müssen.
Man rechnet für 2013 mit einer Anfän-
gerzahl von ca. 123 000. Und die Realität
des nächsten Jahres wird zeigen, ob diese
Prognose nicht wieder an der Realität vorbei
geht. Fakt ist, dass viele Hochschulen in
NRW ihre Studienplätze mit Blick auf 2013
schon sukzessive ausgebaut hatten und diese
Plätze auch heute schon nachgefragt sind.
Mit anderen Worten, der Ausbau für 2013
bedient schon heute die ohnehin gestiegene
Studierneigung. Und die Abiturienten 2013
treffen auf deutlich ausgebaute Hochschu-
Sind die Hochschulen in NRW vorbereitet?
Herausforderung doppelter Abiturjahrgang
Im Herbst 2013 werden die AbiturientInnen des doppelten Abiturjahrganges
in die Hochschulen und auf den Arbeitsmarkt drängen. Die kürzliche Bilanz
des Wissenschaftsministeriums nach einem „Monitoring der Hochschulen“
vermeldet, dass für den Hochschulbereich alles bestens vorbereitet sei. In der
Pressekonferenz (s. Online-Infokasten) verkündet die Ministerin: „Das zentrale
Ergebnis ist: Die Hochschulen in Nordrhein-Westfalen sind gut darauf vorbe-
reitet, in den nächsten Semestern mehr Studienanfängerinnen und -anfänger
aufzunehmen. Die Herausforderung doppelter Abiturjahrgang kann in NRW
erfolgreich gemeistert werden.“ Wie gut stehen die Chancen wirklich?
Wissenschaftsministerin Svenja Schulze
kündigte an, dass den Hochschulen weitere
Mittel aus dem Landeshaushalt in Höhe
von 820 Millionen Euro für das Jahr 2013
zur Verfügung gestellt würden. Dies erfolge
zusätzlich zur Grundfinanzierung der Hoch-
schulen. Sicher eine stattliche Summe, und
die Anstrengungen der Landesregierung sind
anzuerkennen. Aber werden sie ausreichen,
um diese Herausforderungen zu bewältigen?
Unzureichende Planung und
Voraussetzungen
Bund und Länder hatten mit dem Beginn
der doppelten Abiturjahrgänge in den einzel-
nen Bundesländern einen ersten Hochschul-
pakt geschlossen, der eine gemeinschaftliche
Finanzierung dieser Aufgabe vorsieht.
Die westlichen Bundesländer sollten ih-
re Studienplätze deutlich ausbauen, um die
zusätzliche Nachfrage bewältigen zu kön-
nen, und die östlichen Bundesländer, die ein
Überangebot an Studienplätzen aufwiesen,
sollten mit diesen Mitteln die vorhandenen
Plätze weiterführen. 20.000 Euro je zusätz-
lichem Studienplatz wurden vereinbart. Eine
Summe, zu der schon damals die Vertretung
der Hochschulen, die Hochschulrektorenkon-
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