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nds 11/12-2012
junge Frauen für die Gewerkschaftsarbeit zu
interessieren und sie zu ermutigen, Leitungsfunk-
tionen zu übernehmen.
Für die GEW NRW ist es wichtig, Kolle-
ginnen zu einer kontinuierlichen Mitarbeit zu
motivieren. Sie sind es, die aktuelle Probleme aus
den Kollegien in die Personalräte oder Gewerk-
schaftsgremien tragen und Lösungsvorschläge
mit erarbeiten und durchsetzen können. Dazu
müssen unsere Angebote aber besser auf die Le-
benssituation der Kolleginnen abgestimmt sein.
Der Genderbericht soll nicht nur Antworten auf
gestellte Fragen liefern, sondern auch einen Aus-
blick auf die Zukunft geben und Wege eröffnen,
wie wir junge Frauen (und Männer) in der GEW
stärken können. Das stärkt auch die GEW NRW!
Eine Voraussetzung, um junge Frauen als
neue und aktive Mitglieder zu gewinnen, ist
die persönliche Ansprache. Familienfreundlichere
Arbeitsstrukturen und direktere Kommunikati-
onswege sowie eine stärkere Präsens von Frauen,
die ermutigen, die bereits vorangegangen sind,
markieren das Veränderungspotenzial. Vorange-
hen kann auch bedeuten, jungen Frauen sichere
Plätze bei Personalratswahlen einzuräumen oder
Teamstrukturen in der gewerkschaftlichen Arbeit
zu stärken. Unser Ziel ist, für mehr Engagement
zu motivieren UND gleichzeitig für mehr Unter-
stützung zu sorgen.
Ich wünsche mir eine moderne Gewerkschaft,
in der sich die Vielfältigkeit der Gesellschaft und
der von uns vertretenen Berufsgruppen wider-
spiegelt. Dazu brauchen wir junge Frauen und
Männer, die am Anfang ihrer Berufslaufbahn
stehen, ebenso nötig wie erfahrene Kolleginnen
und Kollegen. Um das zu erreichen, wird sich
der Landesfrauenausschuss der GEW NRW beim
bevorstehenden Gewerkschaftstag für einen
Genderbericht einsetzen. Das ist aus meiner
Sicht ein guter Weg, der breite Unterstützung
verdient.
Maike Finnern
Maike Finnern
Stellvertretende
Landesvorsitzende
der GEW NRW
Welche Bedeutung hat der Genderbericht
für die Organisationsentwicklung der IG
Metall?
Der Genderbericht gibt einen Überblick
über die Ist-Situation der Geschlechterver-
hältnisse in der IG Metall: bei den eigenen
Beschäftigten und Gremien aller Ebenen,
Interessenvertretungen in den Betrieben im
Organisationsbereich, den Teilnehmenden an
den Angeboten der gewerkschaftlichen Bil-
dungsarbeit und Mitgliedern. Der differen-
zierte Gender-Blick – auch nach Alter, Beschäf-
tigtengruppen und weiteren Kriterien – hilft
festzustellen, wo wir aktiver werden müssen,
um als Gewerkschaft stärker zu werden, und
wo wir intern noch was tun müssen.
2011 hat die IG Metall ihren Genderbe-
richt neu aufgelegt. Wie ist es demzufol-
ge um das Geschlechterverhältnis in den
verschiedenen Organisationsbereichen be-
stellt?
Der Bericht zeigt nicht nur Herausforde-
rungen, sondern auch Potentiale. Bei den haupt-
amtlichen Gewerkschaftssekretärinnen und
sekretären haben wir heute einen Frauenanteil
von fast 27 Prozent erreicht, in der Alters-
kohorte bis 30 Jahre machen Kolleginnen
bereits fast die Hälfte aus. Die gezielte Berück-
sichtigung von Frauen bei den Einstellungen
für unser Traineeprogramm hat sich gelohnt.
Dies ist umso bemerkenswerter, da der
Frauenanteil bei den Mitgliedern lediglich
knapp 18 Prozent beträgt. Die Zahlen belegen
auch, dass der Frauenanteil gerade dann an-
steigt, wenn wir uns um die Bereiche stärker
kümmern, in denen die Gewerkschaft generell
noch weniger vertreten ist. Dies gilt zum Bei-
'Ve
p us
Genderbericht der IG Metall
Blick auf die Vielfalt
Schon seit 2003 legt die IG Metall re-
gelmäßig einen Genderbericht vor. Wir
haben Sissi Banos gefragt, welchen
Stellenwert und welche Konsequenzen
der Bericht für die Organisation hat.
spiel für Angestellte und hier besonders für
den Verwaltungsbereich in den Betrieben. Das
heißt der Genderblick erweitert zugleich den
Blick auf die Vielfalt und hilft, in der Mitglie-
derwerbung noch erfolgreicher zu werden.
In unseren Gremien, von Ortsvorständen bis
zum Beirat, liegen wir mit durchschnittlich 23
bis 28 Prozent Frauenanteil bereits weit über der
in unserer Satzung vorgegebenen Mindestquote
in Höhe des Mitgliederanteils. Bei den haupt-
amtlichen Führungspositionen – hierzu gehören
beispielweise örtliche Geschäftsführungen, Be-
zirks- und Bereichsleitungen in der Vorstandsver-
waltung – gibt es noch Handlungsbedarf.
Welche konkreten Maßnahmen schließen
sich für die IG Metall an den Genderbericht an?
Der Vorstand der IG Metall hat vor einem
Jahr für die hauptamtlichen Führungsposi-
tionen und IGM-Vertreter in Aufsichtsräten
eine 30-Prozent-Zielquote beschlossen – zu
erreichen bis zum Jahr 2019. Dies wird beglei-
tet durch ein spezielles Nachwuchsprogramm
für angehende weibliche Führungskräfte, das
bereits zum vierten Mal aufgelegt wird. Weiter
schauen wir darauf, dass das Thema integrier-
ter Bestandteil aller Maßnahmen der Perso-
nalentwicklung ist. Bei unserem allgemeinen
Nachwuchsprogramm für Führungskräfte stel-
len Frauen aktuell die Hälfte.
Wir haben ein erstes wichtiges Etappenziel
erreicht: Der Frauenanteil bei den haupt-
amtlichen Führungspositionen ist seit dem
Vorstandsbeschluss um fast vier Prozentpunkte
auf 15,3 Prozent gestiegen. Bei den hauptamt-
lichen Aufsichtsratsmitgliedern haben Frauen
ebenfalls die 15 Prozent-Marge erreicht.
Die Fragen für die nds stellte
Anja Heifel, nds-Redaktion.
Sissi Banos,
Fachbereich Organisation
und Personal der IG Metall.
Foto: Theresia Rundel
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