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nds 11/12-2012
für alle Beschäftigten. Es will mir nicht in den
Kopf, warum eine Mitarbeiterin oder ein Mit-
arbeiter im Studierendensekretariat an einer
Hochschule besser oder schlechter bezahlt
wird als an einer anderen. Hier kommen wir
allein mit Zielvereinbarungen und Rechtsauf-
sicht nicht weit genug – dies gilt übrigens
auch bei der Frage nach der Befristung von
Arbeitsverhältnissen.
Welche Chancen bietet der „Herrschinger
Kodex ‚Gute Arbeit in der Wissenschaft'" der
GEW? Was wollen Sie politisch und rechtlich
unternehmen, damit Hochschulen ihre Ver-
antwortung für attraktive Beschäftigungs-
bedingungen und Karrieremöglichkeiten
für (nicht nur junge) WissenschaftlerInnen
auch wahrnehmen?
In vielen Punkten gehen meine Vorstel-
lungen von „Guter Arbeit" in die gleiche Rich-
tung wie der Herrschinger Kodex der GEW. Er
bestätigt mich darin, dass wir das Richtige tun.
Aktuell sitzen alle Akteure zusammen, um ei-
nen Kodex für gute Arbeit zu erstellen. Zugleich
will ich dieses Prinzip im Hochschulzukunfts-
gesetz verankern. Eine Hochschule ist nur so
gut, wie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
verlässliche Arbeitsbedingungen haben.
Die GEW beklagt seit langem, dass die
Hochschulen ihre Verantwortung und ihre
Möglichkeiten für attraktive Studienbedin-
gungen und für die Schaffung von mehr
Studienplätzen in der Lehrerausbildung
nicht genügend wahrnehmen. Für den In-
klusionsprozess an den Schulen haben wir
viel zu wenige Förderpädagoginnen und
Förderpädagogen, die an den Unis ausgebil-
det werden, der NC ist absurd hoch. Setzen
Sie jetzt einzig auf die normative Kraft des
neuen Gesetzes oder haben Sie vor, schon
jetzt stärker einzugreifen? Wir brauchen die
ausgebildeten Lehrkräfte jetzt!
An einer Stelle widerspreche ich Ihnen
energisch: Die Hochschulen leisten derzeit
Enormes – gerade auch mit Blick auf attrak-
tive Studienbedingungen für den doppelten
Abiturjahrgang. Sie haben aber Recht, dass
wir als Land eine besondere Verantwortung
haben, wenn es um die Lehrerausbildung
geht. Deshalb hat die Landesregierung in
ihrer Planung für den Haushalt 2013 Mittel
eingeplant, um in den nächsten Jahren zu-
sätzliche Studienplätze für die Förderpädago-
gik aufzubauen.
Das Hochschulzukunftsgesetz soll erst
Mitte der Legislaturperiode in Kraft treten.
Drängt nicht die Zeit für einen wirksamen
Reformprozess oder sind schon jetzt die
Widerstände so groß?
Die Umsetzung der Novelle soll zeitlich
nicht mit dem doppelten Abiturjahrgang zu-
sammen fallen. Über die vorliegenden Eck-
punkte wollen wir jetzt eine breite Diskussion.
Die wird kontrovers sein. Das gehört dazu.
Unser strukturiertes Bewertungsverfahren hat
drei Phasen. Die Eckpunkte sind das Ergebnis
zahlreicher Experteninterviews und -gespräche
mit den Akteursgruppen der Hochschulen aus
der ersten Phase. Mit den Eckpunkten beginnt
eine Konsultationsphase, in der wir etwa eine
Online-Diskussion anbieten, für die ich mir
breite Beteiligung wünsche. Auch will ich
die fachliche Expertise der wissenschaftlichen
Hochschulforschung einbeziehen. Die Ergeb-
nisse dieser zweiten Phase fließen dann in
den Gesetzentwurf und das parlamentarische
Verfahren ein. Nach Inkrafttreten des Ge-
setzes haben die Hochschulen zwölf Monate
Zeit für die Anpassung der hochschul-internen
Organisation.
Was ist Ihre persönliche Vision vom Er-
gebnis des Reformprozesses?
Erfolgreiches Studieren ist das Markenzei-
chen der Hochschullandschaft in Nordrhein-
Westfalen. So unterschiedlich unsere Hoch-
schulen in ihren Profilen auch sind, Lehrqua-
lität und Studienerfolg machen sie zu ihrer
Sache. Und bei der Forschung leisten sie ihren
Beitrag zur Lösung der großen gesellschaft-
lichen Herausforderungen.
Die Fragen für die nds stellte Berthold Pa-
schert, Hochschulreferent der GEW NRW.
Wissenschaft zu
fairen Bedingungen
Mit dem Herrschinger Kodex „Gute Ar-
beit in der Wissenschaft“ präsentiert
die GEW den Werkzeugkasten des
Templiner Manifests.
Wer exzellente Wissenschaft und
Forschung will, muss exzellente Arbeit
ermöglichen. Die GEW empfiehlt Hoch-
schulen und Forschungseinrichtungen
deshalb, sich mit dem Kodex auf sta-
bile Beschäftigungsbedingungen und
berechenbare Karrierewege für Wissen-
schaftlerInnen zu verpflichten. Anhand
eines konkreten Textvorschlages zeigt
der Herrschinger Kodex, wie eine solche
Selbstverpflichtung aussehen könnte.
„Hochschulen und Forschungseinrich-
tungen müssen jetzt unter Beweis stel-
len, dass sie mit ihrer gewachsenen Auto-
nomie verantwortungsbewusst umgehen
und den Arbeitsplatz Wissenschaft at-
traktiver machen“, sagte Andreas Keller,
Leiter des Vorstandsbereichs Hochschule
und Forschung der GEW.
Neben Mindeststandards für befris-
tete Beschäftigungsverhältnisse fordert
der Herrschinger Kodex eine bessere
Betreuung der DoktorandInnen, bere-
chenbare Perspektiven für promovierte
WissenschaftlerInnen („Postdocs“) sowie
die familienfreundliche Gestaltung von
Karrierewegen.
Bestellmöglichkeit: E-Mail an broschueren@
gew.de oder Fax an 069/78973-70161
Online mitdiskutieren!
Am 10. Januar startet der erste Online-Betei-
ligungsdialog zur Gesetzesnovelle. Jeder ist
gefragt, aktiv und engagiert mitzudiskutieren
unter
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