GEW und DGB haben eine Tradition der
Friedenspolitik und plädieren für die Kündi-
gung der Kooperation von Schulministerium
und Bundeswehr. Dafür werden die Kolle-
gInnen auch indiesem Jahr amAntikriegstag
am 1. September auf die Straße gehen! Auf
dem Bundeskongress imMai 2014 beschloss
der DGB: „Das Recht auf Bildung umfasst
das Recht auf Menschenrechts- und Frie-
densbildung. Der DGB verurteilt die (...) teils
verdeckte Werbung der Bundeswehr in (...)
Bildungseinrichtungen. Die Aufgaben und
Belastungen des Soldatenberufes sowie sei-
ne gesellschaftlichen Auswirkungen werden
gezielt verharmlost. Die Werbung für Action-
camps (...) täuscht bewusst über die Realität
des Tötens und Sterbens (...) hinweg.“
Friedensgesinnungneben
Bundeswehrwerbung
Im Jahr 2014 liegt der Ausbruchdes Ersten
Weltkrieges 100 Jahre zurück, der Beginn des
ZweitenWeltkrieges 75 Jahre. Die Gründung
der Bundesrepublik und der Deutschen De-
mokratischenRepublik jährt sich zum65.Mal
und die Mauer fiel vor genau einem Viertel-
jahrhundert. „Dieses besondere Gedenkjahr
ist für mich Anlass, als KMK-Präsidentin dazu
aufzurufen, es für eine vertiefte Auseinander-
setzung mit dem 20. Jahrhundert und der
jüngsten deutschen und europäischen Ge-
schichte zu nutzen. Erinnerungskultur ist Teil
historischer und politischer Bildung und der
Demokratiepädagogik, sie ist eingebunden in
die Konzepte zur Wertevermittlung und Teil
der Menschenrechtserziehung“, so formuliert
es die Schulministerin in ihremGrußwort. Ein
erster undnötiger Schritt, umdieErinnerungs-
kultur und Demokratieerziehung an Schulen
zu fördern, wäre eine Kündigung der Koope-
rationmit der Bundeswehr gewesen –bis jetzt
ist hier jedoch nichts passiert!
Weiterhin stehen die Friedensgesinnung
nach der Landesverfassung und das Überwäl-
tigungsverbot nach dem Beutelsbacher Kon-
sens in der Vereinbarung neben Aussagen
wie: „Jugendoffiziereder Bundeswehr können,
wieauchVertreterInnenanderer Institutionen
sowieOrganisationen der Friedensbewegung,
im Rahmen von schulischen Veranstaltungen
SchülerInnen
über die zur Friedenssicherung
möglichen Instrumente der Politik und die
Aufgabenstellung der Bundeswehr informie-
ren. Dabei werden Informationen zur globa-
lenKonfliktverhütungundKrisenbewältigung
genauso wie Informationen zu nationalen In-
teressen einzubeziehen sein.“
FriedensbewegungohneChance
Die in der Kooperationsvereinbarung sug-
gerierte Kräfteäquivalenz zwischen Friedensbe-
wegung und Bundeswehr existiert schon rein
materiell nicht. Die wenigen Hauptamtlichen
der Friedensbewegung können keine infor-
mationelle Ausgewogenheit gegenüber den
JugendoffizierInnen und KarriereberaterInnen
der Bundeswehr herstellen. Schon die mediale
Infrastruktur, mit der die Bundeswehr Eindruck
schinden kann, ist weit üppiger finanziert als
es dieMöglichkeiten der Friedensbewegung je
hergeben. Auf Jobmessen zum Beispiel zeigt
der StandderBundeswehr ein rosarotgefärbtes
Bildmit SoldatInnen, Sanitätsequipment, High-
tech und Fotos studierender SoldatInnen.
ZumAnschauen
BBC:
Theblackadder
The Blackadder (Staffel 1
bis 4) mit Rowan Atkin-
son, Universal Pictures,
ab circa40,00 Euro
Die BBC-Fernsehserie schildert die Verfallsge-
schichte eines britischen Adelsgeschlechts im
Laufe der Jahrhunderte mit britischem Humor.
Am Ende steht der ErsteWeltkrieg im Fokus der
Geschichte. Die vierte und letzte Staffel gilt als
weitreichende, pazifistische Aufarbeitung der
Beteiligung Großbritanniens am Ersten Welt-
krieg und wird häufig im britischen Geschichts-
unterricht verwendet – einVerbot dessen konnte
die Cameron-Regierung nicht durchsetzen.
12
bildung
das gedenkjahr 2014 ist ein impuls, Friedens- undMenschenrechtser-
ziehung mit der Forderung zu verbinden, dass das Schulministerium
die Kooperationsvereinbarungmit der bundeswehr aufkündigt. Schul-
ministerin Sylvia löhrmann schriebAnfangdes Jahres in SchulenRW:
„Ein besonderes Anliegen ist für mich die Förderung der Erinnerungs-
kultur an unseren Schulen.“ genau das steht in einem deutlichen
Spannungsverhältnis zu der von ihremMinisterium unterzeichneten
Kooperationsvereinbarungmit der bundeswehr.
gedenkjahr 2014
Friedenserziehung
ohne Bundeswehr
Foto: kallejipp/photocase.de
ZumWeiterlesen
ErichMariaRemarque:
imWestennichtsneues
KiWi-Taschenbuch2014
ISBN: 978-3462046335,
336 Seiten, 7,00 Euro
Verfilmung von 1930: Im
Westen nichts Neues mit
Lew Ayres und Louis Wol-
heim, Universal Pictures,
ab circa7,00 Euro
„Ich dachte immer, jeder Mensch sei gegen den
Krieg, bis ich herausfand, daß es welche gibt,
die dafür sind, besonders die, die nicht hin-
gehen müssen.“ In seinem Roman von 1928
schildert Erich Maria Remarque die Erlebnisse
einer Gruppe einfacher Soldaten imErstenWelt-
krieg. Das Buch sollte ursprünglich „weder eine
Anklage noch ein Bekenntnis sein. Es soll nur
den Versuch machen, über eine Generation zu
berichten, die vomKriege zerstört wurde (...).“
istockphoto.com/tarras79