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Deutschland hat Fortschritte erzielt: Immer
mehr Menschen nehmen ein Hochschulstu-
dium auf. 2011 waren es bereits 46 Prozent,
1995 nur 26 Prozent junge AkademikerInnen.
Der offizielle Durchschnitt aller Länder in der
Organisation for Economic Co-operation and
Development (OECD) ist jedoch nach wie vor
höher: 60 Prozent in 2011, 37 Prozent 1995.
Die Abschlussquoten im Tertiärbereich zeigen
ebenfalls einen Aufwärtstrend: 31 Prozent
der jungen Menschen in Deutschland werden
nach heutigen Schätzungen im Verlauf ihres
Lebens einen Hochschulbildungsgang anstre-
ben, gegenüber nur 14 Prozent im Jahr 1995.
Auch hier ist der OECD-Durchschnitt höher.
Deutschlands Abstand im Vergleich zu anderen
Ländern in Bezug auf den Anteil der Hochschul-
absolventInnen gemessen an der Gesamtbevöl-
kerung könnte sich dennoch weiter vergrößern,
weil die Studienanfänger- und Abschlussquoten
im Tertiärbereich in anderen Ländern zum Teil
stärker steigen.
Deutsche Hochqualifizierte fehlen
Deutschland gehört zu den wenigen Län-
dern, in denen der Anteil der AbsolventInnen
von Hochschulbildungsgängen in der Alters-
gruppe 25 bis 34 Jahre (28 Prozent gegenüber
einem OECD-Durchschnitt von 39 Prozent) fast
identisch ist mit dem der Altersgruppe 55 bis
64 Jahre (26 Prozent gegenüber einem OECD-
Durchschnitt von 24 Prozent).
Besonders deutlich ist der Nachholbedarf an
Hochqualifizierten in Deutschland im Vergleich
zu anderen Industrieländern: In der älteren Al-
tersgruppe, die jetzt aus dem Erwerbsleben aus-
scheidet, stellt Deutschland noch 6,3 Prozent
des Angebots an hochqualifizierten Kräften in
den Industrieländern insgesamt, in der jüngeren
Altersgruppe lediglich 3,1 Prozent. Das liegt
daran, dass die Zahl der Hochqualifizierten in
Deutschland außergewöhnlich langsam steigt.
Sozioökonomische Verteilung
Im internationalen Vergleich zeigt sich ge-
rade in Deutschland über den gesamten Le-
benslauf hinweg eine sehr geringe soziale
Mobilität. Wie der aktuelle Bildungstrichter
(s. Abbildung „Bildungstrichter“) zeigt, haben
Kinder aus sozial benachteiligten Familien ein-
geschränkte Chancen aufzusteigen. Gut drei
Viertel der Akademikerkinder haben einen
Zugang zur Hochschule. Für Nichtakademiker-
kinder gilt dies lediglich für ein knappes Viertel.
79 Prozent der Kinder aus Akademikerfamilien
besuchen eine gymnasiale Oberstufe, bei den
NichtakademikerInnen sind es hingegen 57
Prozent. Die Zahlen belegen, dass in Deutsch-
land in Akademikerfamilien der Status vererbt
und anderen der Aufstieg erschwert wird.
Mit einer akademischen Ausbildung geht
eine Reihe von Vorteilen gegenüber anderen
Bildungsverläufen einher. Menschen mit einer
akademischen Ausbildung haben nach wie
vor in Deutschland beste Aussichten auf einen
attraktiven Arbeitsplatz und ein geringeres
Risiko, arbeitslos zu werden. In der Regel ist
zudem ihr Verdienst höher.
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bildung
¹ Fachoberschule, Berufsschule, technische Oberschule, Berufs(fach)schule, Fachakademie (Bayern), Berufsakademie,
Schule des Gesundheitswesens, Berufsvorbereitungsjahr, Berufsbildungsjahr,
² Allgemeinbildende Gymnasien, Gesamtschulen, Fachgymnasien
Quellen: StBA, Mikrozensus-Auswertung 1999 und 2009, HIS-Studienanfängerbefragung 2009, Berechnung: HIS-HF
Bildungstrichter
Bildungsbeteiligung von Kindern nach Hochschulabschluss des Vaters
Kinder von Akademikern
100 Kinder
Kinder von Nichtakademikern
100 Kinder
berufl.
Schule ¹
21 Kinder
gymnasiale Oberstufe ²
79 Kinder
berufliche Schule ¹
79 Kinder
Übergangsquoten
Übergangsquoten
gymn. Oberstufe ²
43 Kinder
66 Kinder
16
Kinder
52 %
11
7
37 %
77 Kinder
23 Kinder
Hochschulzugang
Sek. II
12 %
84 %
Bildungsabschlüsse im internationalen Vergleich
Akademikerberge und Ausbildungstäler
Wir schreiben das Jahr 1979. Kultusministerin Hanna-Renate Laurien (CDU)
warnt vor einem sich abzeichnenden Akademikerberg. Die Studierenden-
quote beträgt rund 20 Prozent. Heute heizt Philosoph Julian Nida-Rümelin
(SPD) die Diskussion wieder auf. Im Gespräch mit der Frankfurter
Allgemeinen Sonntagszeitung spricht er von einer Überakademi-
sierung der Berufswelt. Wie ist der Stand der Studierenden und
TertiärabsolventInnen tatsächlich? Wie sehen die Fakten aus?
Foto: fotolia.com
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