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nds 4-2014
arbeitstagung zur situation imVorbereitungsdienst
Qualitätmuss leitendes Kriterium sein
Der reformierte, auf 18 Monate ver-
kürzte Vorbereitungsdienst stellt
lehramtsanwärterinnen (laa) und
ihre Wegbegleiterinnen weiterhin vor
große Herausforderungen. Wegbe-
gleiterin ist auch die bildungsgewerk-
schaft: Mit einem schulungskonzept
möchte die GeW seminarspreche-
rinnen Unterstützung anbieten. bei
der arbeitstagung im Düsseldorfer
DGb-Haus wurden zudem Vorschläge
zurQualitätssicherungundzurVerbes-
serungder bedingungengesammelt.
VertreterInnen der schulischen Fachgrup-
pen, des Ausschusses für Schulleitung, der
Jungen GEW, des Landesausschusses für Stu-
dierende sowie Mitglieder aus dem Referat
K (Gewerkschaftliche Bildung) und aus dem
Referat D (Aus-, Fort- undWeiterbildung) – da-
runter vieleFachleitungen– setzen sichmit der
Reform und ihren drastischen Auswirkungen
auseinander. Die verschiedenen Fädenaus ver-
gangenen Veranstaltungen und Diskussionen
wurden zusammengeführt.
Das Impulsreferat zu den Eckdaten des
Reformprozesses von Maike Finnern, stellver-
tretende Landesvorsitzende der GEW NRW,
machte den Aufschlag: „Wir brauchen zumin-
dest in Teilen eine Reform der Reform.“ Ins
Detail gingen die TeilnehmerInnen in drei
Workshops, um die Ergebnisse anschließend
im Plenum zu bündeln.
Schulungskonzept inVorbereitung
Der Frage, wie sich LehramtsanwärterInnen
aktivieren und in die gewerkschaftliche Arbeit
einbeziehen lassen, ging Workshop Nummer
eins nach: Information, Bildung und Fortbil-
dung sowie Vernetzung und Beratung sollen
dabei vor allem im Fokus stehen. Die Junge
GEW und das Referat K planen ein Schu-
lungskonzept für SeminarsprecherInnen, das
auch die Personalräte vor Ort einbezieht. Ein
Feldversuch wird in einem der fünf Regie-
rungsbezirke starten. Frisch gebackene Semi-
narsprecherInnen sollen über ihre Rechte und
Pflichten aufgeklärt werden und durch Best
practice von anderen lernen. Essen schreitet
hier mit gutem Beispiel voran: Das Zentrum
für schulpraktische Lehrerausbildung empfieh-
lt, einen Rat zu gründen, der allen Seminar-
sprecherInnenunter anderembei Konferenzen
eine Stimme verleiht.
Mit Unterrichtsbesuchen, personenorien-
tierter Beratung und Prüfungsverfahren
standen verschiedene Elemente des Vorberei-
tungsdienstes im Mittelpunkt eines weiteren
Workshops: Personen- und Handlungsfeldori-
entierung sind Dimensionen der Reform, die
mit Sicherheit zu begrüßen sind. Aber: Bei der
Umsetzung in den Seminaren stellen sich die
guten Vorhaben als recht heterogen dar. Hin-
zu kommt, dass manche Elemente von einer
innerenWidersprüchlichkeit geprägt sind. Bei-
spielsweise können Benotung und Beratung
nicht gleichzeitig und von derselben Person
geleistet werden. DieBestandsaufnahme und
die Problematisierung zeigen: Es müssen kon-
krete Veränderungs- und Ergänzungsvorschlä-
ge erarbeitet werden und an einigen Stellen
Präzisierungen erfolgen.
Ausbildungscharakter erhalten!
Der dritte Workshop griff die Rahmen-
aspekte des Vorbereitungsdienstes auf: Dauer,
Einstellungstermine sowie selbstständiger und
bedarfsdeckender Unterricht. Die Qualität der
Ausbildungundder Ausbildungsbedingungen
muss leitend für die Diskussion sein – darin
waren sich die KollegInnen einig. Die mit der
Verkürzung einhergehende Verdichtung von
Arbeitsprozessen steht damit aber nicht im
Einklang.MitBlickauf dieVielzahl undVielfäl-
tigkeit der schulischenAnforderungen, auf die
dieangehenden Lehrkräfte vorbereitetwerden
sollen, sind eigentlich 24Monate Ausbildung
erforderlich. Nicht nur die Dauer des Vorbe-
reitungsdienstes ist für die Qualität der Leh-
rerausbildung entscheidend, auch die Anzahl
der zu leistenden bedarfsdeckenden Stunden
sind ein entscheidender Faktor für eine gute
Ausbildung. Sie liegt in NRWmit 18 Stunden
deutlich zu hoch. Zumal auch die Kultusmini-
sterkonferenz zuvor festgehalten hatte: „Der
Umfang des selbstständigen Unterrichts darf
den Ausbildungscharakter des Vorbereitungs-
dienstes nicht in Frage stellen.“
Es fehlt ausreichend Zeit für Hospitation
undbegleitetenUnterricht. DieArbeitstagung
Mitte März war ein erfolgreicher Zwischen-
schritt, der GEW-ÜberlegungenundPositionen
in den Reformprozess einbringt. Anfang Mai
fließen die Ergebnisse in die Regionalkonfe-
renz zur Weiterentwicklung der Lehrerbildung
inNRW.
MischaMeier
MischaMeier
LeitungsteamReferat D (Aus-,
Fort- undWeiterbildung von
Lehrenden und Erziehenden)
der GEWNRW
Foto: photocase.de/suze