BILDUNG
8
werden sie so lange von jungen Menschen,
Eltern, abnehmenden Schulen und abneh-
mender Wirtschaft gewünscht, wie es unter-
schiedliche Plätze zu verteilen gibt.”
„Leistung muss sich lohnen“
Die Workshop-Phase mit 15 Arbeitsgruppen
diente einerseits der Vertiefung des von
Prof.
Georg Lind
referierten Zusammenhangs von
selbst gesteuertem Lernen und Leistungsver-
gleichen durch Ziffernnoten, andererseits wur-
den Beispiele aus verschiedenen Reformschu-
len vorgestellt, wie Schule ohne Ziffernnoten
funktionieren kann. In Bremen können Ober-
schulen entscheiden, bis Klasse 8 keine Noten
zu geben (für Gymnasien gilt das nicht).
Dabei wurden zwei Positionen deutlich:
Die Fraktion derer, die in der Tradition der Re-
formpädagogik stehen, ist der Auffassung,
dass die Welt dringend anders werden muss
und Schule dazu beiträgt, SchülerInnen zu er-
möglichen, die Welt menschlicher zu gestal-
ten. Die Bewertung von „Leistungen“ und erst
recht von Menschen verstehen sie als Herr-
schaftsinstrument, das die intrinsische Moti-
vation, etwas um seiner selbst willen zu tun,
zerstört und zu entfremdetem Lernen führt.
Einigkeit gab es bei der Feststellung, dass
man sich vom genormten Lernen im Gleich-
schritt verabschieden müsse, um Heteroge-
nität produktiv zu machen. Individuelles,
selbst gesteuertes Lernen kann nicht gelin-
gen, wenn SchülerInnen sich ständig unter-
einander vergleichen (müssen). Aus diesem
Grund sind Ziffernnoten schädlich.
Marianne Demmer
, stellvertretende GEW-
Vorsitzende, kam in ihrem Grußwort auf des
Pudels Kern. Es sei wohl unstrittig, dass „No-
ten nicht gerecht sind, dass sie bestenfalls
halbwegs gerecht die Rangfolge innerhalb
der Lerngruppe markieren.” Gesellschaftlich
entscheidend seien aber nicht „die pädago-
gisch bedenklichen Auswirkungen von Zif-
fernnoten, sondern ihre Bedeutung als büro-
kratisch-administrative Maßnahme. Sie sind
Platzanweiser im Schulsystem. Und als solche
Fachtagung Ziffernnoten: Anreiz oder Leistungsbremse?
Platzanweiser im Schulsystem
„Wie muss sich Schule verändern, damit
Inklusion funktioniert?“ war die implizi-
te Leitfrage, die bei der gemeinsam von
der Gemeinnützigen Gesellschaft Ge-
samtschule GGG NRW, dem Forum
Eltern und Schule (FESCH) und der
GEWNRW ausgerichteten Fachtagung
zum Pro und Kontra von Ziffernnoten
mitschwang. Prof. Dr. Georg Lind, Uni-
versität Konstanz, ging in seinem Ein-
gangsreferat „Brauchen wir Noten?”
auf die grundsätzliche Bedeutung von
Ziffernnoten ein und wies darauf hin,
dass „die traditionelle Benotungspraxis
(…) auf vordemokratische und militäri-
sche Wurzeln unseres Schulsystems
zurückgeht.“ Die Debatte zeigte, dass
noch viele Hindernisse auf dem Weg zu
qualifizierten Leistungsbewertungen
ausgeräumt werden müssen.
Prof. Dr. Georg Lind, Universität Konstanz (oben) fragte:
„Brauchen wir Ziffernnoten?” Für Marianne Demmer
(GEW), Foto unten, markieren Noten die Rangfolge
in einer Lerngruppe.
An dem Podiumsgespräch nahmen teil (v.l.): Werner Kerski (GGG – Gemeinnützige Gesellschaft Gesamtschule NRW),
Gisela Gravelaar (Grundschulverband), Dorothea Schäfer (GEW-Landesvorsitzende NRW), Ludwig Hecke (Staaatssekretär
MSW), Hannah Gnech (LandesschülerInnenvertretung NRW), Manfred Diekenbrock (Moderator, GEW NRW).
p us
www. gew- pe r sona l r a t swah l . de +++ www. gew- pe r sona l r a t swah l . de +++ www. gew- pe r son