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nds 3-2012
Susanne Gaschke
Die verkaufte Kindheit
Wie Kinder vermarktet werden
und was Eltern dagegen tun können
Pantheon-Verlag München, 2011, 14,99 Euro
Sagen wir es gleich und ohne Umschweife:
Wer Kinder hat oder mit Kindern zu tun hat,
sollte das Buch unbedingt lesen.
„Ein Kapitalismus, der es nicht schafft, die
existenziellen Bedürfnisse der armen Hälfte
der Welt zu sichern, muss zwangsläufig neue
Bedürfnisse bei den Reichen schaffen.“ Von
diesem Satz des amerikanischen Politikwis-
senschaftlers Benjamin Barber ausgehend,
zeigt Susanne Gaschke auf, wie die Industrie
mit allen Mitteln versucht, an die rund 20
Milliarden Euro, die den 6- bis 19-Jährigen in
Deutschland jährlich zur Verfügung stehen,
zu kommen. Der „Marketing-Fraktion“ liegen
dabei weder das Interesse noch das Wohl der
Kinder am Herzen; es geht allein um den Um-
satz. Selbst das Wort „Kind“ wird aus werbe-
taktischen Gründen tunlichst vermieden; es
geht um „Kids“ (sechs bis neun Jahre alt), Pre-
Teens (neun bis zwölf Jahre) und „Teens“ (13
bis 16 Jahre) – eine Generation, die „mit der
Maus in der Hand geboren wurde“, der man
einredet, nicht Neugier oder Begeisterung sei
der ideale Gemütszustand, sondern „Cool-
ness“; Kinder, die lernen sollen, im richtigen
Augenblick auf den richtigen Knopf zu
drücken und die, wenn sie denn schon einmal
ans Lesen kommen, mit Pokémon- oder Polly
Pocket-Heftchen abgespeist werden, „einer
unglaublich grammatikfreien, unoriginellen,
langweiligen und stereotypen Lektüre“!
Die Autorin, selber Mutter und bei der
„ZEIT“ für die jungen Leser und die Kindersei-
te verantwortlich, gibt nach sorgfältigen Re-
cherchen Eltern und Erziehern praxistaugli-
che Tipps und Ratschläge bis hin zu Buch-
empfehlungen und der Schilderung von nach-
ahmenswerten Projekten. Ihre Hinweise sind
dabei oft fast „altmodisch“, aber überzeu-
gend. So gehören nach ihrer Auffassung zu
einer glücklichen Kindheit: „Geborgenheit
und Verlässlichkeit, Liebe, Zuwendung, Ge-
lobtwerden, Verstandenwerden. Kinder brau-
chen ein „Draußen“, sie müssen die Welt er-
klettern und erkriechen. Sie müssen ausrei-
chend schlafen. Und sie brauchen Bücher.“
Viel schöner kann man es wohl kaum sagen.
Karl-Heinz Platte
Ulrike Rylance
Emma im Knopfland
Berlin: Jacoby & Stuart, 2011, ISBN 978-3-941787-
28-5, 116 Seiten, 14,95 Euro, ab 8 Jahre
Emma ist bei langweiligen Verwandten zu Be-
such. Deren riesiges Haus erweist sich überra-
schend als idealer Abenteuerspielplatz. Vor allem
das verschlossene Knopfzimmer hat es in sich.
Phantastische Literatur, bezaubernd einfach.
Der LesePeter ist eine Auszeichnung der
Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und
Medien (AJuM) der GEW. Er wird monatlich
vergeben für ein herausragendes, aktuelles
Kinder- oder Jugendbuch. Rezensionen mit
Hinweisen auf pädagogische Einsatzmöglich-
keiten sind im Internet zu finden unter:
oder
Robin Brande
Fat Cat
Aus dem Englischen von Friederike Zeininger, dtv
München, 2011, ISBN 978-3-423-78256-2, 366
Seiten, TB, 7,95 Euro, ab 12 Jahre
Ein Schulprojekt, das sie als kreative For-
scherin fordert, verändert Catherines Leben
von Grund auf: Sie verzichtet auf Junk Food,
Medien und Technik und mit Hilfe ihrer uner-
müdlichen Freundin wird aus der fetten Cathe-
rine eine attraktive Cat.
Im März 2011 erhält den LesePeter
das Sachbuch:
Bärbel Oftring
Tatort Natur
Fotografiert von Ingo Arndt
Verlag Sauerländer, 2011, ISBN 978-3-7941-
9174-1, 32 Seiten, geb., 12,95 Euro, ab 10 Jahre
Die Diplom-Biologin demonstriert in knap-
pen Texten „Krimis” in der Natur. Info-Steckbrie-
fe runden das Sachwissen zum Verhalten und
Überleben in der Tierwelt ab. Atemberaubende
Fotos liefert der GEO-Fotograf Ingo Arndt.
Im Januar 2012 erhielt den LesePeter
das Kinderbuch:
Im Februar 2012 erhielt den LesePeter
das Jugendbuch:
Robert Griess
Stappers Revolte
Paperback, Klappenbroschur, 288 Seiten, ISBN
978-3-442-83006-0, 14,99 Euro, Tag und Nacht
Verlag/Verlagsgruppe Random House, Köln
Dem Kölner Kabarettisten Robert Griess ist
mit seiner Figur Stapper, dem Protagonisten
seines Debütromans, „ein großer Wurf gelun-
gen”, wie die Kölner Rundschau schreibt.
Stapper probt die Revolte. Der Familienvater
auf Hartz IV lässt sich nichts mehr gefallen.
Zynisch, respektlos, schräg und schwarzhumo-
rig – so wie man Robert Griess von der Büh-
ne kennt, so schreibt er auch. Sein Buch er-
scheint am 26. März 2012. Kaufen!
Se
Patrick Bauer
Die Parallelklasse.
Ahmed, ich und die anderen –
Die Lüge von der Chancengleichheit
Luchterhand Literaturverlag, München 2011,
192 Seiten, Klappenbroschur, 14,99 Euro
Der NEON-Redakteur Patrick Bauer (Jahr-
gang 1983) berichtet in seinem erzählenden
Sachbuch, wie er auf der Straße seinen ehe-
maligen besten Freund aus der Kreuzberger
Grundschule wiedertrifft – und dieser ihm Dro-
gen verkaufen will. Er nimmt dies zum Anlass,
seiner alten Schulklasse nachzuforschen und in
Erfahrung zu bringen, was aus den ehemali-
gen MitschülerInnen geworden ist. Bauer be-
richtet von motivierten, aber auch frustrierten
LehrerInnen, vom guten Willen und dem Schei-
tern an den Gegebenheiten des Schulalltags.
Er trifft auf Eltern, die, wenn die Einschulung
ihrer Kinder naht, den Stadtteil wechseln. Sein
Fazit: Die Vision eines gemeinsamen Miteinan-
ders hat sich als naiv erwiesen. Chancen-
gleichheit sieht anders aus.
Se
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