Stadt-Zeitung03/2017
GEW StadtverbandDüsseldorf
SCHulpolitik
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Frau 1982 zu ihrem Arbeitsplatz ins
PolizeipräsidiumDüsseldorf begleitete,
wurde sienochvomunsentgegenkom-
menden Polizeipräsidenten im Vor-
beigehen mit Namen begrüßt, heute
kennen unsere Vorgesetzten uns nicht
mehr. Meine Schulrätin hat auf meine
Einladung zur Abschiedsfeier mit ei-
ner Absage reagiert (aus Gründen der
Gleichbehandlung), das war für mich
enttäuschend, denn ich hätte schon
gerne meine Abschiedsurkunde und
die Urkunde zum 40-jährigen Dienst-
jubiläum von ihr bekommen (zum
Lebenszeit-Beamten wurde ich damals
nochvonderSchulrätinernannt). Eser-
leichtert aber auch den Abschied vom
„stillosen“ Dienstapparat. Wie sagte
mein alter Kollege damals: “Das muss
ichallesnichtmehr haben…“.
Gleichzeitigwill ich aber betonen, dass
der Öffentliche Dienst mir auch Mög-
lichkeiteneröffnet hat, die inder freien
Wirtschaft nicht denkbar wären. So
konnte ichmeineStundenzahl jederzeit
reduzieren, um für unseren Sohnmehr
Zeit zu haben. Auch nach 3 schweren
und längerenKrankheitsphasen (über3
Monate) konnte ichmit dem „Hambur-
ger Modell“ stufenweise in den Dienst
zurück und meine volle Belastbarkeit
sowieder risikolos erreichen.
Aber in der Altersversorgung (von der
Lebensarbeitszeit einmal abgesehen)
wurde ich durch die Reduzierung des
Pensionsanspruchesstarkbenachteiligt
–manche sagen „betrogen“- und kann
den jungen Kolleginnen und Kollegen
nur dringend empfehlen, zusätzliche
Altersvorsorge zu betreiben, um spä-
ter keinen Lebensstandartverlust zu
riskieren. Angestellten und Arbeitern
aus anderen Bereichen geht es jedoch
genauso. Dabei sindwir nochdie „Bes-
serverdienenden“.
SchuleundPolitik
Besonderskrasshabe ich inden letzten
JahrendasMissverhältnis zwischenbe-
stimmender Politik auf der einen Seite
und der Schulischen Wirklichkeit auf
der anderen Seitewahrgenommen. So
wurdenG 8 und Inklusion völlig an der
pädagogischen Realität vorbei, ohne
ausreichende Vorarbeit und unter
Nichtbeachtung des „Bildungsstreu-
selkuchens“ in Deutschland durchge-
peitscht. „Zurückreiten“ ist oft nicht
möglich oder am Ende noch teurer.
Wasder EineanZusatzausgaben locker
machen konnte, sparte der andere
Stratege an anderer Stellewieder ein (
z.B. müssen Schulhausmeister mittler-
weile mehrere Schule betreuen, viele
Förderschulen wurden aufgelöst oder
das Geld für die Schulbücher wurde
seit Jahren nicht erhöht).Was anQua-
lität im Bildungssystem an der einen
Stelle aufgebaut wurde, wird so an an-
derer Stellewieder vernichtet.
Meine jungen Kolleginnen und Kolle-
gen beneide ich darum nicht um die
Zukunft ihresArbeitslebens. „Dasbrau-
che ich ja jetzt allesnichtmehr“…
Hinzukommt, dass wir in einer päda-
gogischen und gesellschaftspolitischen
Aufbruchsstimmung starten durften.
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