Stadt-Zeitung03/2017
GEW StadtverbandDüsseldorf
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SCHulpolitik
Treppenboden bekommen und alle
müssten die Schuhe unten lassen und
auf Sockenhochgehen.
Im folgenden Jahr behaupteten wir in
der großen Pause, nur diejenigen Kin-
derdürftenaufdenPausenhof,dieeine
altersgemäße Rechenaufgabe richtig
gelöst hätten. Wer falsch lag, muss-
te sich hinten wieder anstellen. Das
fanden dann die Kinder wohl so lustig
und interessant, dass sie am nächsten
Tagwieder eine Rechenaufgabe haben
wolltenundwirwarendieDummen.
SchulealsPrügelknabederNation
Häufigwaren die Eltern der Kinder an-
strengender alsdieKinder selber. Nicht
seltenbekam ichzuhören, dassmanzu
Hauseauchgar nichtmehr klar käme.
Meine Kolleginnen und ich hatten oft
den Eindruck, die Schulemuss für Ver-
säumnisse der Eltern und der Gesell-
schaftherhalten. Sowar es fürmeinen
Vater und dann später auch für mich
doch „Ehrensache“, dem Sohn das
Fahrradfahrenoder Schwimmen selber
beizubringen. Das ist heute überwie-
gend nicht mehr so. Wenn dann auch
nochder Bundeskanzler höchstpersön-
lich (Alt-Bundeskanzler Schröder) auf
die Faulheit der Lehrer öffentlich ge-
zielt anspielt, dann istdasFeueraufdie
Schule (schlechte Erfahrungen hat ja
schließlich jeder in der Kindheit selber
gemacht!) hoch offiziell freigegeben.
Nur sehr langsamhabe ichmichanden
Neid anderer Menschen wegen der
Schulferien gewöhnen können, selbst
ausdemengstenFreundeskreis.Nur für
mich habe ich in den neunziger Jahren
einmal ein ganzes Jahr aufgeschrieben
mit jeder Kleinigkeit (Eltern-Telefonate,
24-Stunden-Dienst bei Klassenfahrten,
Fortbildungen, Korrekturen am Wo-
chenende, Unterrichtsvorbereitungen
amWochenende usw.). Die gesamten
Stundendes Jahres habe ichdannum-
gerechnet aufdenUrlaubsanspruch im
ÖffentlichenDienstundkamaufmeine
Arbeitszeit von41StundenproWoche.
Jetzt konnte ichwieder ruhig schlafen.
Oft kamen wir uns wie der Mecker-
Sammeltopf der Nation vor. Tauschen
wollte allerdings nie jemand mit mir,
auchwenn ich es aus Spaß häufigmal
für einenTagangebotenhabe.
Elternhilfe
Immer waren aber auch Eltern hel-
fend zu Stelle. Manche Aktivitäten im
GrundschulbereichwärenohneEltern-
hilfe undenkbar, so etwa Schulfeste,
Ausflüge und Schulvereine als Spen-
denträger. Die öffentlichenMittel sind
für alle „Extras“ viel zu knapp bemes-
sen und ebenso die Zeit für pädago-
gisch knifflige Situationen, die immer
häufiger auftreten. InderGrundschule
wird bei vielen die Hälfte der Kraft für
sozialpädagogische und „therapeu-
tische“ Zweckeaufgebraucht.
Entmenschlichung
Sehr bedenklich finde ich die „Ent-
menschlichungdesÖffentlichenDiens-
tes“, so will ich es ruhig vorwurfsvoll
nennen. Dazu ein Beispiel aus ganz
anderen Bereichen. Als ich meine
AlleKinderder
Schule