Stadt-Zeitung03/2017
GEW StadtverbandDüsseldorf
Gedenken
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„Arbeitsschlacht“
Anti-Kriegstag1.9.
„Seit60 JahrenerinnerndieGewerkschaftenam1. Septemberdaran, dass
esdieserTagwar, andemNazi-Deutschland1939Polenüberfiel unddamit
denZweitenWeltkriegentfacht“, soSigridWolf in ihrerBegrüßungderGäste
beimDGB-Hoffestam28.8.DerHauptrednerwarDr.BastianFleermann,
LeiterderMahn-undGedenkstättederStadtDüsseldorf. Seineeindringlichen
Ausführungen zur „Arbeitsschlacht“machtenklar, dassauchdieDüsseldorfer
Kriegsgesellschaft Zwangsarbeiterund–arbeiterinnenundKZ-Häftlinge sich
zuTode schuften ließ fürdendeutschen„Endsieg“.
AuszügeausdemReferat vonDr.BastianFleermann, zur „Arbeitsschlacht“
und denAußenlagernvonBerta I undBerta II
„Die Arbeitsleistung erbrachte in einer
Industriemetropole, die Düsseldorf
damals war, aber nicht nur Produkti-
on und Fertigung, Gewinn und Profit.
Nein, sie stand auch für den nahezu
schicksalhaften Auftrag, die Arbeitslo-
sigkeitunddenMangel zuüberwinden,
wie es die nationalsozialistische Pro-
paganda jahrelang versprochen hatte.
Neben der Revision der so genannten
SchmachvonVersaillesunddemKampf
gegendenMarxismuswardieBringung
des deutschen Arbeiters in Lohn und
Brot das zentralste Versprechen, das
manmit dem Aufstieg Hitlers verband
und dann – im Zuge der Machtkon-
solidierung – hoffnungsvoll an seine
Politik knüpfte. Es war der Slogan von
der Arbeitsschlacht, in die man sich
energischwerfenwollte, vomSchaffen-
denVolk, soder Titel der großenReich-
sausstellung, die 1937 nicht zufällig
hier in Düsseldorf stattfand: Die Stadt
galt als Mittelpunkt der industriellen
Rheinschiene, als Zentralstandort des
rheinischwestfälischen
Industriege-
bietes. Kurzum: Es ging nicht nur um
die Zahlen um Konjunkturen der Kon-
zerne, sondern es ging ganz entschie-
den immer auch um starke Bilder und
Imaginationen, um die Präsentation
des muskulösen Arbeiters und seiner
fleißigen Frau, um Kraft und Volksge-
meinschaft und Volksgesundheit und
um eine an Aggression grenzende
Selbstdarstellung. Nicht nur Blut und
Rasse stellten also Auswahlkriterien
dieserprotzendenundproduzierenden
Gemeinschaft dar, sondern dazu ge-
hörten immer auch Leistungsbereit-
schaft und Körperkraft, Unterwerfung
undFleiß. (…)“
„Inzwischenwissenwir,dassfast50.000
Zwangsarbeiter in der Düsseldorfer
Wirtschafteingesetztwaren,wobei der
DurchschnittdieserMenschenausaller
Herren Länder sich inderGestalt eines
17-jährigen ukrainischen Mädchens
manifestierte. Schwangere, Kranke
und Greise, Frauen und Kinder schuf-
teten für dendeutschenEndsieg. Noch
schlechter gestellt waren nur die Häft-
linge der KZs, die in so genannten Au-
ßenlagern in der Rüstungsproduktion,
aber auch zur Schuttbeseitigung, Blind-
gängerentschärfung und Trümmerräu-
mung eingesetzt waren. Von solchen
Außenlagern gab es in Düsseldorf
fünf: In der zweiten Kriegshälfte be-
standen das KZ-Außenlager „Stoffeln“
im heutigen Südpark, das KZ-Außen-
kommando „Bombenräumkommando