GEW_Zeitung_0316 - page 21

Stadt-Zeitung03/2016
 GEW StadtverbandDüsseldorf
21
 Integration
V
Burka-Verbot–Alternativlos?
VonGabriellaLorusso
Das Verwaltungsgericht Osnabrück hat
in den letztenWochen die Klage einer
niedersächsischen Schülerin gegen
ihren Ausschluss aus dem Unterricht
abgewiesen. Die Schülerin war von
der Schule abgewiesen worden, nach-
dem sie kundgetan hatte, die Schule
nur mit Vollverschleierung besuchen
zu wollen. Dieses Urteil stellt Schule
und Politik vor viele Fragen, die man
nur schwer eindeutig beantworten
kann: Wie geht manmit einer solchen
Situation um? Wie geht man mit voll-
verschleierten Schülerinnen um, die
noch schulp ichtig sind? Und welche
religiösen und politischen Symbole
sollen an den Schulen akzeptiert und
toleriertwerden?
Selbst in der GEW ist die Diskussion
um das sogenannte „Burkaverbot“
sehr kontrovers: während die GEW-
NRW das Urteil begrüßt und richtig
ndet, hat die GEW-Bund Bedenken
geäußert. Schülerinnen, die das soge-
nannte „Niqab“ im Unterricht tragen,
erschweren natürlich dadurch die of-
fene Kommunikation mit Lehrkräften
und Mitschüler*innen im Unterricht.
Auch ihre sozialen Kontakte innerhalb
der Schule sind dadurch erheblich
beeinträchtigt. Deshalb ist das Urteil
aus Osnabrück nicht nur verständlich,
sondern auch förderlich für den Schul-
frieden und für andere Schülerinnen,
die eventuell von ihren Familien zum
Trageneines Schleiers genötigtwerden
könnten. Schule muss ein Ort freier
Entfaltungder Persönlichkeit von Schü-
lerinnen und Schülern sein und muss
außerdem soweitwiemöglich frei von
extremen religiösen Tendenzen sein.
Schule muss außerdem für die Schü-
lerinnen aus extrem konservativen Fa-
milieneineOase sein, inder sieandere
Lebensformen kennenlernen und an-
dereMöglichkeiten für sichentdecken.
Deshalb teile ichdiePositionder GEW-
NRW, die das Urteil als fortschrittliche
Entscheidungbegrüßt.
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