Am 8. März feiern wir den Internationalen Frauentag.
Im Herbst 2011 wurde – von den Medien vielbeachtet –
öffentlich intensiv über eine Frauenquote in der Wirtschaft dis-
kutiert. Die Telecom führte werbewirksam eine Quote für Frau-
en in Führungspositionen ein. Heute – ein knappes halbes Jahr
später – ist das Thema aus der öffentlichen Diskussion bereits
wieder verschwunden. Die Finanzkrise in Europa bestimmt das
Handeln der politisch Verantwortlichen. Gleichstellungspolitik
und Frauenförderung erscheinen im Angesicht der existenziellen
Probleme als verzichtbarer „Luxus“.
Umso mehr ist es unsere Aufgabe am Internationalen Frau-
entag Zeichen zu setzen: für die tatsächliche Gleichstellung von
Frauen und Männern in Wirtschaft und Verwaltung, in Politik,
Wissenschaft und Gesellschaft!
Durchschnittlich sind Frauen in Deutschland heute besser
ausgebildet als Männer, im Regelfall sind sie berufstätig. Frau-
en sind nicht weniger ehrgeizig und zielstrebig als Männer.
Trotzdem sind Frauen in Führungspositionen unterrepräsen-
tiert und verdienen in Deutschland durchschnittlich 23 Pro-
zent weniger als Männer. Gerade am Arbeitsmarkt zeigt sich
also, dass es um die echte Gleichstellung von Frauen und
Männern schlecht bestellt ist.
Frauen wollen beides: beruflichen Erfolg und familiäres
Engagement. Doch genau das ist in der Praxis schwer und
erweist sich als Hindernis, auch für Lehrerinnen.
In der Schule sind faire und verlässliche Arbeitszeitregelungen,
insbesondere bei der Teilzeit, eine entscheidende Gelingensbedin-
gung für echte Gleichstellung. Die Bezirksregierungen haben in
Zusammenarbeit mit den Personalräten Teilzeitpapiere entwickelt,
die Empfehlungen enthalten. Jede Bezirksregierung legt einen
Frauenförderplan vor. Die Ansprechpartnerinnen bekommen mehr
Rechte. Das sind gute Grundlagen, aber die Umsetzung bleibt
schwierig. So ist es letztlich jeder Schule überlassen, faire und ver-
lässliche Regelungen vor Ort zu treffen und es gibt immer wieder
dieselben Diskussionen, beispielsweise über die Teilnahme an
Konferenzen und Klassenfahrten sowie die überproportionale
Beteiligung am Vertretungsunterricht.
In der Realität bedeutet halbes Geld nach lange nicht
halbe Arbeitszeit.
Der Frauenanteil liegt in fast allen Schulformen deutlich
über 50 Prozent. In keiner Schulform sind Schulleiterinnen ent-
sprechend des Frauenanteils repräsentiert. Vom Gesetz her
darf jede Schulleiterin in Teilzeit arbeiten. Die Realität sieht
anders aus. Es gibt kaum Schulleitungen in Teilzeit. Ein Grund
dafür ist sicherlich, dass Teilzeit für Schulleitungen immer nur
die Reduzierung der Unterrichtsverpflichtung bedeutet. Für ei-
ne tatsächliche Gleichstellung in der Schule müssen also die
Voraussetzungen geschaffen werden,
u
damit Schulleitung in Teilzeit endlich auch real Eingang in die
Schulwirklichkeit erhält.
u
Es muss ein
verbindliches
Teilzeitkonzept geben, damit
nicht jede Kollegin ihre Rechte immer wieder neu erkämp-
fen muss und Belastungen schnell gesenkt werden.
u
Ansprechpartnerinnen brauchen echte Entlastung außerhalb
des Anrechnungstopfes, qualifizierte Fortbildung und profes-
sionelle Vernetzung mit
den Personalräten muss
gewährt sein.
Wir wollen heute für
morgen Zeichen setzen! Die
Senkung der Belastung von
Lehrerinnen und Lehrern ist
auch ein zentrales Anliegen
der GEW im Personalrats-
wahlkampf 2012.
Maike Finnern
Stellvertretende Landesvorsitzende der GEW NRW
Liebe Kolleginnen, liebe Frauen!
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