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Stadt-Zeitung04/2013
 GEW StadtverbandDüsseldorf
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 GLOSSE
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MitKirschlollies
backtotheSeventies
Neulich beim Discounter war sie da.
Einfach so. Ohne große Ankündigung.
Wie habe ichmich gefreut!Wir hatten
uns auch so lange nicht mehr gesehen.
Die Wiedersehensfreude meinerseits
war unbeschreiblich; sie verhielt sich
dagegen eher zurückhaltend. Sie das
war: „Die Nostalgietüte“. Nur jemand,
der nicht inden1970ernaufgewachsen
war, benötigte den Untertitel „Süßig-
keiten aus der Kindheit“. Schon der
erste Blick auf ihren Inhalt ließ mich
dahin schmelzen. Ich entdeckte Kirsch-
lollies, die Babyflaschemit Liebesperlen,
die Armbanduhr aus Zuckerdrops und
andere süße Gemeinheiten. Kaum zu-
hause angekommen, begab ich mich,
eine Plastik-Honig-Muschel schleckend,
auf eine Zeitreise in meine eigene
Grundschulzeit. Viel fiel mir allerdings
nicht mehr ein. Gut, es gab den dicken
Ralf der eine Tintenpatrone auslutschen
konnte und da waren noch die Fischer-
zwillinge, die jeweils aus dem Erdge-
schossfenster verschwanden, wenn
unsere angestaubte Lehrerin ihnen
Ärger androhte. Aber ansonstenwaren
die ersten vier Schuljahre eher unter
demKapitel „ToteHose“ zu verbuchen.
Aber: Halt! Da war doch neulich diese
unsäglicheWESTPOL-Sendung imWDR.
Dort wurde darauf hingewiesen, dass
die Rechtschreibleistungen bei Grund-
schülern in den 1970ern wesentlich
besser waren als bei heutigen Grund-
schülern. Daraus leitete eine Frau von
der FDP ab, dass das mit der Methode
„Lesen durch Schreiben“ zu tun hätte
unddieseMethodeabgeschafftwerden
müsste. Nach dieser Sendung war mir
klar: Ich war bestimmt einer der Schü-
ler, die damals wohl so toll geschrieben
hatten. Plötzlich überkam mich ein
starkes Unbehagen und ich schrieb
1...,18,19,20,21,22,23,24,25,26,27 29,30,31,32
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