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NIEDERRHEINTENNIS
4 | 2016
Nach JuliaMikulski und JanMeyer berichtet nun auch
Patrick Bauer über seine Erfahrungen an der Lenoir
RhyneUniversity inNorth Carolina
N
achdem ich im Sommer
2014meinenBachelor an
der Universität Duisburg-
Essen in BWL abgeschlossen
habe, entschied ichmich da-
zu,meinenMaster indenUSA
machen zu wollen. Durch
Freunde und andere Sportler
wusste ich bereits, dass die
Möglichkeit besteht, die aka-
demische Ausbildung mit
dem Sport zu kombinieren.
Nach dem erfolgreichen Be-
stehen zahlreicher Tests und
dem Kontakt mit mehreren
Unis fiel meineWahl schließ-
lichaufdieLenoirRhyneUni-
versityinNorthCarolina.
Das Leben im College ist
meiner Meinung nach nicht
mit Deutschland zu verglei-
chen. Der Unterricht, speziell
auf dem Bachelor Level, äh-
nelt stark dem deutschen
Gymnasium. Klassen sind
deutlichkleinerunddiemeis-
ten Studenten wohnen auf
dem Campus. Meine Kurse
fanden ausschließlich abends
und teilweise sogarnur online
statt, da es in den USA oft
üblich ist, den Master of
Business Administration be-
rufsbegleitend zu machen.
Aus diesem Grund waren in
den Kursen auch Studenten
aus sämtlichen Altersgrup-
pen, was in einemgutenMix
aus Praxiserfahrung und „ju-
gendlicherNeugier“resultier-
te. Mein Stundenplan bein-
haltete drei Kurse proWoche
mit jeweilsdreiStunden.
Praxisbezug
Im Vergleich zu Deutschland
ist auffällig, dass der Unter-
richt sehr viel praxisbezoge-
ner und interaktiver ist. Aus
Deutschland war ich ge-
wohnt, dem Professor für
zwei Stunden zuzuhören, No-
tizenzumachenundamEnde
eine finaleKlausur zu schrei-
ben. In Amerika hingegen
gehörenVorträge, Rollenspie-
le und Gruppenarbeiten zur
College-TennisinAmerika?
EineguteAlternative!
PATRICKBAUER, NORTHCAROLINA
PerfekteKombination:Sport
undakademischeAusbildung
Patrick Bauer.
Tagesordnung. Ein weiterer
großer Unterschied ist, dass
ichkeineMasterarbeit schrei-
ben musste, was mir natür-
lich sehr entgegen kam. Das
kann aber wohl von Uni zu
Univariieren.
FalscheEinschätzung
Aus sportlicherHinsicht kann
ich sagen, dass meine Ein-
schätzungen imHinblick auf
Spielstärke völlig falsch wa-
ren. Ich war anfangs skep-
tisch, ob für mich überhaupt
dieMöglichkeit bestünde, ein
Tennisstipendium zu erhal-
ten. InHickory (NorthCaroli-
na) angekommen,merkte ich
schnell, dass das Niveau an
meinerUni nicht sohochwar
wie ich vorher angenommen
hatte. Durch die verschieden
Divisionen der NCAA (eine
der Organisationen, die den
Collegesportorganisiert) istes
für Spieler aller Spielstärke
möglich, die schulische Aus-
bildungmitdemSport zuver-
einbaren. Das Niveau an den
Top-Unis ist jedochsehrhoch,
so dass auch bekannte Profis
wie zum Beispiel John Isner,
Benjamin Becker und die
Bryan Brüder den Weg über
das Collegetennis ins Profige-
schäftgefundenhaben.
Auch wir trainieren sechs
Mal pro Woche für zwei bis
drei Stunden plus Konditi-
onstraining und Fitnessstu-
dio. Allgemeinwirdvielmehr
Wert auf die physische Kom-
ponente gelegt. Während der
Winterzeit wurde fast aus-
schließlich an den körperli-
chen Fähigkeiten gearbeitet,
da indiesenRegionenTennis-
hallennichtüblichsind.
Internationalität
Bemerkenswert ist zudemdie
ungemeine Internationalität
der Teams. Inmeiner Mann-
schaft zum Beispiel kommen
dieacht Spieleraus sechs ver-
schiedenenLändern,was kei-
neSeltenheitdarstellt.Daraus
resultiert auch der ein oder
andere kulturelle Konflikt
währendderMatches.
Zusammenfassend kann
ichnur jedemempfehlen,der
gerne Sport auf Wettkampf-
ebenemit einer solidenschu-
lischenAusbildungkombinie-
renwill, indenUSAzustudie-
ren. IchkonntemeinEnglisch
deutlich verbessernund viele
wertvolle Erfahrungen sam-
meln.