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bildung
Bildung ist ein Menschenrecht und not-
wendige Voraussetzung zur Teilhabe in un-
serer Gesellschaft. Kinder und Jugendliche
sind kein Humankapital, sondern haben
Anspruch auf eine gute Ausbildung. Und
alle Beschäftigten im Bildungssektor, die
das ermöglichen, haben ein Anrecht auf
Arbeitsbedingungen, die nicht krank ma-
chen. „Ziel sei ein chancengerechtes und
leistungsstarkes Bildungssystem“, sagt auch
NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann. Die
erfolgreiche Umsetzung dieser Schwerpunkte
erfordert notwendigerweise auch Investiti-
onen. Doch ein Blick in den Haushaltsplan
für 2014, der nach der dritten Lesung am 18.
Dezember 2013 verabschiedet wurde, zeigt:
Das Gegenteil ist der Fall.
Radikales Sparen lautet die Prämisse
Unter dem Diktat der Schuldenbremse
werden im gesamten Haushalt 2.874 Stellen
abgebaut, davon allein 2.687 im Schule-
tat. Damit werden 93 Prozent der Persona-
leinsparungen im Schulbereich umgesetzt,
während im Gesamthaushalt die Ausgaben
um 2,3 Milliarden Euro (3,8 Prozent) auf
62,3 Milliarden Euro steigen. Durch die
Nicht-übertragung des Tarifergebnisses auf
die BeamtInnen erbringen die LehrerInnen
weitere erhebliche Einsparungen bei den
Personalkosten. Das ist nicht Sparen mit
Augenmaß, das ist keine Investition in bes-
sere Bildung, sondern eine Demotivation der
Beschäftigten (s. Tabelle 1).
Die Sparmaßnahmen im Überblick
u
Klassengröße:
Laut Schulkonsens sollten
die Klassenfrequenzrichtwerte – die durch-
schnittlichen Klassengrößen – schrittweise
in den weiterführenden Schulen auf 26 und
in der Grundschule auf 22,5 SchülerInnen
gesenkt werden, die Demografiegewinne
also im System bleiben. Doch nur in der
Grundschule sinkt die Lehrer-Schüler-Rela-
tion. Die Absenkung der Klassenfrequenz-
richtwerte in den anderen Schulformen
wird nicht in einer Veränderung der Schüler-
Lehrer-Relation umgesetzt (s. Tabelle 2).
u
Inklusion:
Die Umsetzung der UN-Behin-
dertenrechtskonvention im Schulbereich
erfordert dringend mehr Stellen. Im Schul-
haushalt 2014 wird erstmals das Stellen-
NRW-Landeshaushalt 2014
Bildung unter dem Spardiktat
Bildung in Nordrhein-Westfalen steht vor großen Herausforderungen: Wie
kann die Inklusion erfolgreich umgesetzt werden? Wie schafft es unser
Bildungssystem endlich, schulischen Erfolg und soziale Herkunft zu ent-
koppeln? Wie gelingt es, den Hochschulstandort NRW an steigende
Studienanfängerzahlen anzupassen? Wird die frühkindliche Bil-
dung gefördert und wie gelingt der U3-Ausbau? Trotz groß-
er Aufgaben: Mehr Geld für gute Bildung sucht man im
Schuletat des Landeshaushalts 2014 vergebens.
Schülerzahlen
Lehrerstellen
2014
+/–
2014
+/–
Schule (schulformübergreifend)
12.973
– 513
Grundschule
617.587
– 1.431
29.903
– 1.026
Hauptschule
115.678
– 19.068
8.354
– 1.040
Realschule
233.952
– 29.486
11.905
– 1.406
Gymnasium
450.444
– 3.591
29.465
– 889
Sekundar-, Gemeinschafts- und Primusschule
35.547
+18.253
2.801
+ 1.506
Weiterbildungskolleg
22.709
– 1.124
1.352
– 69
Gesamtschule
254.329
+ 11.836
17.240
+ 849
Förderschule
70.380
– 10.922
17.366
+ 1.184
Berufskolleg
540.655
– 22.791
20.374
– 1.283
Tabelle 1: Schülerzahlen und Lehrerstellen 2014 in NRW, inklusive Gewinne und Verluste im Vergleich zu 2013 (Quelle: eigene Berechnungen)
Foto: fotolia.com
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